Monster Hunter - Das Herz Eines Jägers

3. Kapitel - Zweimal rote Schuppen

Sobald die ersten Forscher auf dem Kampffeld eintrafen, machten sich Vidar und Rhaach auf Wunsch eines Forschers hin auf zur Luftschiffbasis.

Die Meisterin der dritten Flotte und der Admiral erwarteten sie schon. „Die Rosa Rathian ist besiegt", verkündete Rhaach und setzte sich auf einen der bereitgestellten Stühle. Mit einer schwachen Bewegung seines Kopfes bedeutete er Vidar, das Gleiche zu tun.

„Wie ich sehe, seid ihr wohlbehalten zurückgekehrt", hieß die Meisterin sie willkommen. Ein angenehmer Kräutergeruch ging von ihr aus. Vidar wurde ein wenig schwindelig dabei.

„Der Junge sieht noch ziemlich gut aus", bemerkte der Admiral erstaunt. Bis auf das getrocknete Gift auf seinem Oberteil und einigen Kratzern im Gesicht sah Vidar wohl wirklich fast unverletzt aus. Doch er wusste genau, dass sich unter der Rüstung einiges an blauen Flecken verbarg. „Meine Forscher sind bereits eingetroffen, ja?", hakte die Meisterin nach. Rhaach nickte. „Ist euch etwas aufgefallen, als ihr gegen die Rathian gekämpft habt?"

„Es muss noch ein Jungtier gewesen sein", erklärte er, „Sie ist noch nicht ganz ausgewachsen gewesen und ihre Angriffe haben teilweise unkoordiniert gewirkt."

„Das ist nicht gut. Wenn es sich tatsächlich um ein Jungtier handelt, müssen die Elterntiere auch in der Nähe sein." Die Meisterin griff nach ihrer Teeschale.

„Aber wenn sie noch jung ist, wie kann sie bereits so stark sein?", fragte Vidar. Der Kampf war wirklich nicht einfach gewesen und die Rathian hatte selbst Rhaach – einen der besten Jäger, den Vidar kannte – fast problemlos außer Gefecht gesetzt, wenn auch nur für kurze Zeit.

„Die Monster der Neuen Welt sind schon immer stark gewesen", erhob der Admiral das Wort, „Aber das hier übersteigt die bisherigen Grenzen. Ich werde sobald wie möglich meine Suche nach dem Ursprung dieser Kraft fortsetzen." Deshalb hatte Vidar ihn bisher also nicht gesehen. Wie lange er wohl schon danach suchte?

„Die Elterntiere müssen so schnell wie möglich gefunden werden, bevor sie noch weiteren Schaden anrichten können", beschloss die Meisterin, „Vidar, Rhaach. Ihr werdet mit einer meiner Forscherinnen nach Spuren der Elterntiere suchen. Brecht sofort auf. Wir können nicht warten." Der Blick in ihren Augen ließ keine Widerrede zu.

„Ich werde nicht an der Suche teilnehmen, sondern mich um meine Wunden kümmern." Rhaachs eiserner Blick richtete sich auf die Meisterin. Zwei starke Kämpfer. Der eine physisch, die andere psychisch. „Nun gut, aber jetzt hinfort mit euch. Gaelin wird dich, Vidar, bei den Flugdrachen erwarten."

„Du kommst wirklich nicht mit?", fragte Vidar, sobald sie außer Hörreichweite waren. Rhaach schüttelte den Kopf.

„Du hast doch gesehen, was das Vieh mir angetan hat, aber mach dir keine Sorgen. Ich bin ruckzuck wieder auf den Beinen und diese kleine Expedition wirst du überleben", meinte er, „Geh bloß nicht wieder verloren. Das überlebe ich kein weiteres Mal." Ihre Wege trennten sich. Während der Ältere sich tiefer in das Innere des Luftschiffs zurückzog, begab Vidar sich zum Ausgang. Eine große, beleibte Frau blätterte in einem kleinen Notizbuch herum. Es sah ziemlich mitgenommen aus: Ein paar Seiten ragten halb heraus und ein undefinierbarer Fleck prangte auf dem ledernen Umschlag. „Du bist Vidar, richtig?", fragte die Frau, als sie kurz aufsah.

„Jup. Gaelin?"

„Korrekt. Hast du deine Ausrüstung dabei?" Gaelin klappte das Notizbuch zu. „Wir sollten sofort los. Du weißt ja gar nicht, wie lange so eine Suche nach bestimmten Monstern dauern kann. Dabei gibt es so viele Dinge, die auf so riesige Ungetüme wie eine Rathian hinweisen können!" Sie kletterten die Leiter hinunter und Vidar übernahm die Führung. Die Rosa Rathian... Von wo war sie gekommen? Sie war in der Luft gewesen, als sie Vidar und Rhaach angegriffen hatte. Von dem Berg, auf dem sich auch das Nest eines Legianas befand, war sie nicht gekommen. Dann hätte sie die Jäger viel früher entdeckt. Vielleicht aus der anderen Richtung, dem Korallenwald?