10. Kapitel - Flammen des Himmels

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Vidar und Lelya saßen gemeinsam mit Nuro auf einer Felskante über dem Dorf und hielten Ausschau. Bisher hatte sich der Azurne Rathalos nicht blicken lassen.

„Denkst du Antara hat sich geirrt?", fragte Vidar. Er wurde langsam unruhig und hatte nicht vor hier lange zu verweilen. Zwar war das Dorf ganz hübsch und die Leute vermutlich ganz nett, wenn man sie kannte, aber er gehörte einfach nicht hierher. Außerdem wollte er doch morgen mit Rhaach trainieren und hatte keine Lust sich eine Ausrede auszudenken, warum er schon wieder verschwunden war. Er sollte das echt nicht zur Gewohnheit werden lassen, denn langsam gingen ihm die Ideen für seine Ausreden aus.

Neben ihm schüttelte Lelya ihren Kopf. „Antara irrt sich nicht. Sie hat eine gute Intuition." Vidar seufzte. Intuition war so eine Sache. Zwar ging er auch oft nach seinem Bauchgefühl, doch jetzt gerade zweifelte er daran. Warum sollte der Rathalos so lange brauchen? Er musste ja nicht neue Rüstungen schmieden oder einkaufen gehen. Vidar grinste, als er sich einen Rathalos in einer Schmiede vorstellte.

„Warte mal", sagte Lelya, ehe sie hinter einem Felsen verschwand.

„Wo willst du denn hin?" Aber sie schien ihn schon nicht mehr zu hören. Vidar blieb also allein mit seinem Palico zurück und beobachtete den Himmel. Einen Flugwyvern ausfindig zu machen konnte ja nicht so schwer sein. Immerhin waren die Viecher nicht gerade klein. Er holte seine Morphaxt aus dem braunen Panzer eines Barroths heraus. Seit einiger Zeit begleitete sie ihn nun schon und bisher hatte sie ihn nie enttäuscht. Hoffentlich würde es dieses Mal auch so sein. Als er mit dem Finger über die Klinge fuhr, spürte er wie stumpf sie schon wieder war. Vielleicht sollte er sich angewöhnen, seinen Waffe vor jeder Expedition zu schärfen. Schließlich wusste er nie, wo das Abenteuer schon wieder auf ihn lauerte. Zum Glück hatte er seinen Wetzstein immer dabei.

Nach ein paar Strichen mit dem Schleifstein glänzte die Klinge wieder. Als Vidar jetzt erneut mit dem Finger über die Klinge fuhr, schnitt er sich fast. Gut, so.

„Vidar!" Lelya kam wieder hinter dem Felsen zum Vorschein. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Ich hab den Rathalos gefunden!"

„Was? Wo?" Er hatte nichts Rathalosförmiges am Himmel gesehen.

„Er ist in der Schlucht und hat uns noch nicht bemerkt." Sie rannte wieder voraus, aber dieses Mal folgten Vidar und Nuro ihr. Sie schien sich hier oben zwischen den Felsen auszukennen. Kein einziges Mal rutschte sie ab oder musste überlegen, wo ihre Füße den besten Halt fanden, genau wie der von Natur aus wendige Nuro. Vidar hingegen kraxelte eher unbeholfen hinter ihr den Hang hinab. Einmal rutschte er dabei fast aus und rollte den Rest hinunter. Glücklicherweise fand er aber einen Ast in der Felswand, an dem er sich festhalten konnte.

Lelya stand gebückt hinter einem Felsen und winkte Vidar zu sich. „Da ist er", flüsterte sie. Nur wenige Meter von ihrem Felsen entfernt, saß der Azurne Rathalos. Vor ihm lag der leblose Körper eines Flugdrachen, an welchem der Rathalos nun nagte. Irgendwie sah er ganz friedlich, fast freundlich aus. Er lebte doch auch nur sein Leben, aber Vidar wusste, was der Rathalos Antara angetan hatte. Deswegen würde er dieses Leben beenden müssen, zum Wohle aller.

„Okay, wir brauchen einen Plan", verkündete Lelya, „Wir werden den Rathalos nicht töten."

"Warte, was?", entfuhr es Vidar, "Du hast gehört, wie gefährlich er ist!"

 "Genau deswegen ja", erwiderte sie, "Er ist ziemlich stark. Wir werden ihn kaum überwinden können. Außerdem sind Azurne Rathalos superselten. Findest du nicht, dass es da schade wäre einen zu töten?"

„Okay, guter Punkt", stimmte Vidar zu, „Aber was willst du dann machen? Möchtest du ihn vielleicht höflich fragen, ob er nicht einfach woanders wüten kann?"

Monster Hunter - Das Herz Eines JägersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt