Kleid gesucht: weiß, lang, hochzeitstauglich

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"Verdammte Scheiße", zischte ich leise, als ich mich auf den Weg in den zweiten Stock machte. Ich musste unbedingt mit dem Bruder des Bräutigams sprechen. Besser gesagt mit dem Bruder meines Schwagers, immerhin handelte es sich bei dieser Hochzeit um die meiner großen Schwester Bridget.

Ich könnte mir gerade in die Hose machen vor Nervosität. Die hohen Schuhe, die ich trug machten mir es nicht gerade einfacher.

 "Langsam", rief mir David, ein Freund der Familie hinterher, als ich an ihm vorbei raste.

Ich atmete tief durch bevor ich an die Tür klopfte. "Ja?", vernahm ich die Stimme des Bräutigams, Harry.

"Hey." Ich steckte meinen Kopf durch die Tür. Im Zimmer waren Harry, sein bester Freund Dean, sein Bruder Maddox und sein Vater Charles.

"Hey, Kleines. Was gibt's?", fragte Harry grinsend.

Ich lachte nervös. "Weißt du. Es gibt ein klitzekleines Problemchen", fing ich an und zeigte einen minimalen Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger.

"Welches Problem, Kind?", fragte Charles.

"Ähm...naja", fing ich mit einer ungewöhnlich hohen Stimme an. Die vier Männer sahen mich an. "Bridget hat kein Kleid. Ihres hat irgendwie...Feuer gefangen."

"Wie konnte das denn passieren?", fragte Harry geschockt.

"Stan wollte uns unbedingt einen Zaubertrick zeigen und da hat sein Anzug irgendwie Feuer gefangen und dann hat Bridgets Kleid Feuer gefangen", versuchte ich zu erklären. "Es ging alles so schnell!"

"Also hat Stan jetzt keinen Anzug?", fragte Dean.

"Wen interessiert schon Stan? Die Braut hat kein Kleid!", schnauzte ich ihn an.

"Wie hat's den ausgesehen?", fragte Dean. "Ich werde Stan umbringen, wenn er Bridget zum weinen gebracht hat", murmelte Harry wütend.

"Du weißt schon. Das große weiße, das die Braut immer trägt?"

"Macht Sinn", bemerkte Dean.

Ich wusste nicht wieso, aber ich bekam jedes Mal schreckliche Kopfschmerzen nachdem ich mit Dean sprach. Ich hatte den leisen Verdacht, dass es daran liegen könnte, dass er ein Idiot war.

Ich atmete tief durch. "Jedenfalls hat sich, das Geschäft in dem sie ihr Kleid gekauft hat dazu bereit erklärt ihr dasselbe zur Verfügung zu stellen, aber nur, wenn wir es jetzt sofort holen."

"Okay, das ist doch gut", meinte Harry.

"Da komme wahrscheinlich ich ins Spiel", meldete sich Maddox zum ersten Mal zu Wort.

"Wieso denn das?", fragte Harry.

"Irgendwer muss mich ja fahren", meinte ich und zuckte mit den Schultern.

"Dann hopp, hopp! Worauf wartet ihr noch, Kinder? Die Braut wartet auf ihr Kleid", huschte Charles.

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"Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich, als Maddox und ich nun schon zum dritten Mal an der Kirche, in der die Trauung stattfinden sollte, vorbei fuhren.

"Ja", grummelte er.

"Bist du dir sicher, denn-"

"Na gut! Ich weiß nicht wohin es geht! Jetzt galt die Klappe und sag mir wo es lang geht."

"Erstens ist das ein Widerspruch in sich, denn ich kann nicht die Klappe halten und dir sagen wohin es geht. Zweitens kann ich dir sowieso nicht sagen wohin es geht, denn so ein Idiot hat die Karte aus dem Fenster geschmießen à la YOLO ist doch nur Spanien, hier spricht sowieso jeder englisch."

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