Kapitel 4

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Colin Bridgerton stand bei seiner Mutter. Sie redeten gerade mit zwei Debütantinnen, wahrscheinlich suchte seine Mutter potenzielle Ehefrauen für ihre Söhne und gerade, so wie es wirkte wohl für ihren dritten Sohn.

Die Duchess of Hastings ging vor mir her und manövrierte mich zwischen den anderen Ballbesuchern zu Lady Bridgerton. Als wir endlich es endlich geschafft hatten, spürte ich plötzliche Nervosität. Die Bridgertons genossen ein hohes Ansehen, nicht zuletzt weil ihre erste Tochter einen Herzog geheiratet hatte. Den Herzog, der so unerreichbar für sämtliche Debütantinnen gewesen war, war jetzt in festen Händen, in den Händen der Duchess. Da konnte die gesamte Familie nur von profitieren.

"Mutter, das ist Miss Juliette Moray die Tochter des Earl und der Countess of Moray. Ich möchte, dass Colin sie kennenlernt." Sie schaute ihre Mutter mit einem überzeugten Gesichtsausdruck an. Lady Bridgerton schaute zu Mister Colin Bridgerton, der, als er seinen Namen gehört hatte, seine Schwester erstaunt ansah.

"Guten Tag, Miss Moray." Mister Bridgerton nahm meine Hand und gab einen sanften Kuss auf meinen Handrücken, der in einem rosanen Seidenhandschuh steckte. Dann schaute er mich an und lächelte. "Es freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen."

"Die Freude ist ganz meinerseits." Ich senkte den Kopf nur ein paar Milimeter und schaute ihn mit einem leichten Lächeln an. Colin Bridgerton war einer der gutaussehendsten und wohl auch einer der charmantesten Gäste heute Abend. Ich hatte wirklich Glück, dass seine Schwester mich dann ansprach und ihm vorstellte. Aber seine Mutter musterte mich kritisch. Vielleicht war sie etwas unsicher wegen der Angelegenheit mit Marina Thompson. Dass musste prägend gewesen sein.

"Ich schätze dann hast du ja gerade jemanden gefunden." Lady Bridgerton nickte ihrem Sohn kurz zu und schickte dann die zwei Debütantinnen weg, die mich böse anguckten. Natürlich taten sie das, denn jetzt war ich zur Konkurrentin aufgestiegen.

"Welch eine Ehre mit dem Juwel der Saison tanzen zu dürfen." Mister Bridgerton legte seine Hand auf meinem Rücken und schob mich sanft zur Tanzfläche.

"Es ist wahrscheinlich auch eine Ehre für mich. Denn Ihr habt wohl viele Verehrerinnen."

"Aber keine trägt eure Schönheit."

Ich schluckte. Mit dieser Schlagfertigkeit und diesem Kompliment hatte ich nicht gerechnet. Einen Moment lang schaute ich ihn deshalb bloß an. Dabei passte ich nicht auf und trat auf den Saum meines Kleides. Dann knickte ich weg.

Zu meiner Überraschung spürte ich seine Hände um meine Hüfte. Mister Bridgerton stützte mich und bewahrte mich so vor einem peinlichen Sturz, der am nächsten Tag in aller Munde wäre. Er verhalf mir dazu, wieder auf beiden Beinen zu stehen, doch als ich meinen linken Fuss, mit dem ich umgeknickt war, aufsetzte, zuckte ich zusammen und verzog das Gesicht.

"Ist alles okay bei Euch?" Mister Bridgerton musterte mich besorgt. Wir standen immer noch mitten auf der Tanzfläche und die Augen sämtlicher Gäste waren auf uns gerichtet.

"Ich denke schon." Ich setzte einen kleinen Schritt nach vorn. "Au!" Verkrampft presste ich die Lippen aufeinander.

"Lasst mich Euch helfen, Miss Moray." Mister Bridgerton verfestigte seinen Griff und half mir von der Tanzfläche runterzukommen. Am Rand des Ballsaals lehnte ich mich an die Wand und schloss die Augen. Dieser Abend hatte so vielversprechend angefangen, doch jetzt hatte dieser sich in eine Misere verwandelt. Wirklich jeder der heute Abend anwesend war, würde wohl an nichts anders als an meinen Fehltritt heute Abend denken und die Queen würde sich schämen dass sie mir dieses Kompliment zu sprach.

Mir wurde schwindelig. So wie am gestrigen Tag begannen viele kleine Punkte vor meinen Sichtfeld zu tanzen. Diese Aufmerksamkeit gemischt mit der Sorge, die ich empfand, was wohl andere nach dem heutigen Abend über mich denken würden, führten wohl zu diesem Zustand. Ich musste weg. Also riss ich mich von Mister Bridgertons stützenden Händen los und ging so schnell, wie es meine Verletzung zuließ, aus dem Ballsaal. Es tat höllisch weh und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

Als ich endlich die Tür hinter mir geschlossen hatte, blickte ich mich hektisch im Korridor um. Dann entschied ich mich dazu, nach rechts zu gehen. Doch dort knickte ein weiterer Flur ab, also drehte ich mich um und lief in die andere Richtung. Dabei ignorierte ich das Brennen welches von meinem Fuß langsam in mein Bein überströmte.

Plötzlich prallte ich mit jemandem zusammen. Dabei stolperte ich und im nächsten Moment lag ich auf dem Boden. Ich blickte nach oben, wo ein junger Mann stand, der mir irgendwie merkwürdig bekannt vorkam. Dabei war ich noch nie hier gewesen. Seiner Kleidung nach handelte es sich um einen Bediensteten.

"Oh verzeiht meine Ungeschicklichkeit." Der Bedienstete reichte mir seine Hand und half mir auf. Ich aber konnte ihn nur mit offenem Mund anstarren. Eine sehr unhöfliche Geste, das wusste ich.

"Johann?" Mir war nicht bewusst, dass ich das gerade ausgesprochen hatte, doch das Gesicht meines gegenübers wurde blass. "Johann sind Sie es?

Er schluckte und antwortete nicht sofort. Dann öffneten sich seine Lippen ganz leicht."Juliette?"

Ich starrte ihn an. Das konnte nicht sein. Das war unmöglich. Dieser Abend beinhaltete zu viele Ereignisse. Ich spürte wie mein Puls sich verschnellerte. Dann wurde alles um mich herum schwarz.

Another Season / Bridgerton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt