Another Season / Bridgerton FF

Kapitel 9

Nachdem meine Zimmertür hinter mir ins Schloss fiel, rutschte ich an der Tür zu Boden. Meinen Kopf lehnte ich nach hinten und schloss die Augen. Langsam kam die Müdigkeit durch und es machte sich bemerkbar, dass ich nicht geschlafen hatte. Doch es würde sich auch nicht mehr lohnen, denn Amanda könnte jeden Moment rein kommen und mich wecken.

Schnell stand ich auf. Wenn ich mich nicht ins Bett legen würde, dann würde es verdächtig wirken. Zügig legte ich meine Schuhe ab und schob sie unters Bett. Dann warf ich die Decke zurück, legte mich hin und zog die Decke wieder nach vorne. Doch es kam mir so gekünstelt vor, dass ich wieder aufstand und zum Fenster ging. Gerade als ich mich davor stellte, klopfte es. Die Tür öffnete sich einen Spalt und Amanda schaute durch. Sie blickte mich überrascht an.

"Ich war so aufgeregt wegen des Balls heute Abend. Deshalb konnte ich kaum schlafen und bin schon wach" Ich hielt das für eine glaubwürdige Erklärung.

Amanda nickte und trat ein. "Dann wollen wir euch für das Frühstück fertig machen und danach schauen wir, was ihr heute Abend tragen werdet."

Ich nickte zustimmend. Amanda drehte sich um und ich folgte ihr zum Ankleidezimmer. Dort setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Spiegel und sah dabei zu, wie Amanda begann, meine Haare zu kämmen. Sie zog an einer Haarsträhne. Empört schaute ich sie an, da es Schmerzen verursachte. Ich beobachtete, wie sie ein Blatt aus der Strähne zog und mich fragend anblickte.

"D-das ist nichts.", sagte ich, während ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Verdammt, dieses Blatt hatte mich verraten. Aber Amanda würde sicherlich nichts zu Ihnen sagen. Das hoffte ich zumindest.

Amanda strich mit dem Daumen und Zeigefinger über ihre Lippen und presste diese aufeinander. "Keine Sorge, Juliette. Ich werde nichts sagen. Durch mich soll euer Ausflug nicht ans Licht kommen."

Dankbar lächelte ich und spürte, wie mein Herzschlag sich wieder etwas beruhigte. Jeder würde denken, dass ich einen Gentleman getroffen hätte, wenn sie erfahren würden, dass ich nachts in einem Garten war. Aber ich war mir nicht einmal sicher, ob die tatsächliche Wahrheit nicht sogar schlimmer wäre. Beides würde aber ruftötend sein und das konnte ich nicht verantworten. Weniger wegen mir als wegen dem Earl und der Countess of Moray, die mich so liebevoll aufbauen, dass ich selbst manchmal vergaß, dass sie nicht meine leiblichen Eltern waren. Sie hatten verdient, dass ich ihren Namen würdevoll vertreten würde.

"Ihr grübelt, Miss Moray. Das tut eurem Gesicht nicht gut." Amanda lächelt mich im Spiegel an. "Ihr wirkt generell sehr besorgt seit dem letzten Ball."

"Ich frage mich nur, ob ich Lord Colin Bridgerton heute Abend wiedersehen werde. Das würde mich sehr freuen." Überraschenderweise zeichnete sich tatsächlich ein Lächeln auf meinen Lippen ab, womit ich nicht rechnete, da ich ihn bloß als Ausrede für mein Abschweifen nutze.

Amanda lächelte ebenfalls. "Er wird sicherlich da sein."

"Das wäre schön." Ich presste die Lippen aufeinander, als ich realisierte, dass ich das wirklich laut ausgesprochen hatte. Langsam färbten sich meine Wangen rot und ich wandte den Blick vom Spiegel ab. Amanda ließ diese Bemerkung glücklicherweise unkommentiert.

Nachdem sie meine Haare in eine einfache Frisur hochgesteckt hatte, stand ich auf und ging hinunter in den Salon. In meinen Gedanken war ich bei heute Abend. Ich hatte Colin seit dem letzten Ball nicht mehr gesehen und ich hoffte, dass er oder seine Mutter mir den letzten Ausgang nicht übelnahmen. Denn der erste Eindruck zählte und den hatte ich nicht besonders gut genutzt.

"Juliette, stimmt das was hier steht?" Meine Eltern saßen an dem kleinen Tisch gegenüberliegend von der doppelten Tür. Die Countess hielt ein Blatt in der Hand. Erst als ich es mir genauer ansah erkannte ich, dass es sich um eine Ausgabe von >Lady Whistledown< handelte. Ich schluckte und blickte zu Boden. Mir war nicht bewusst, dass sie so etwas überhaupt lasen.