Ella's Sicht
„Du glaubst auch wirklich, dass du einen Sonderstatus wegen deiner Beziehung mit ihm hast oder?! Du bist nicht diejenige, die hier allen Leid tut und darum musst du jetzt andere runter machen. Hast du in den letzten 14 Tagen überhaupt getrauert?! ICH kann nicht glauben, dass MEIN bester Freund sich wirklich in dich verliebt hat! Du hast dich in den letzten Monaten so stark verändert, dass ich das Gefühl habe dich überhaupt nicht mehr zu kennen! Sag mir nie und damit meine ich auch NIE wieder, dass ich die Trauerfeier meines BESTEN Freundes verlassen soll! Wenn du mich nicht mehr sehen willst, dann VERSCHWINDE verdammt nochmal, denn ich werde hier garantiert nicht weg gehen! Ach, bevor du gehst noch eins...halt dich von der Brown-Familie fern! Sie haben dir nichts getan und gehören zu Archie's Familie, also haben Brain und seine Geschwister jedes verdammte Recht hier bei dieser Trauerfeier zu sein! Ich werde dir nicht sagen, dass du verschwinden sollst, diese Entscheidung überlasse ich dir oder den Verantwortlichen, also den Eltern, des Verstorbenen, aber ich werde eines auf keinen Fall missen und zwar, wie DU dich immer, als den Mittelpunkt, der Welt siehst! ABER DAS STIMMT VERDAMMT NOCHMAL ÜBERHAUPT NICHT! WENN DU DAS NICHT KAPIEREN KANNST, DANN IST JEDE NOCH SO KLEINE HILFE FÜR DICH ZU SPÄT!", nachdem ich ihr die letzten Worte ins Gesicht geschrien habe, fühle ich mich einerseits besser, aber andererseits auch sehr beobachtet, da wir mal wieder die gesamte Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben.
„Ich denke, wir sollten uns jetzt alle mal beruhigen und wenn hier jemand gehen sollte, muss ich leider dich wegschicken Louisa. Ich weiß, dass du mit meinem Sohn zusammen warst, aber Ella gehört von euch beiden eher zur Familie, außerdem wird Brain auch nicht gehen. Deine Anschuldigungen gehen auch viel zu weit, des weiteren solltest du mal über deine Wortwahl nachdenken. Wenn ich dich jetzt bitten dürfte diese Feier ohne weiteres Aufsehen zu erregen zu verlassen, bin ich dir sehr dankbar. Und wenn du jetzt damit kommst, was Archie wollen würde, er würde sich immer für Ella entscheiden und auch wenn es um seine Trauerfeier geht werde ich in seinem Sinne entscheiden.", ruhig und gesittet spricht Isabell diese Worte aus und hat damit das letzte Wort gesagt.
Ich spüre förmlich, wie Louisa mich mit ihren Blicken versucht zu töten, aber letztendlich verlässt sie ohne ein weiteres Wort den Raum. Kurze Zeit später folgt Dustin ihr und ich kann nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert ist. In mir spüre ich eine Leere, wie ich sie bisher nur nach der Nachricht der Polizisten gespürt habe. Auf der einen Seite bin ich froh, dass Isabell sich für mich entschieden hat, auf der anderen Seite kann ich auch Louisa verstehen, da es die Trauerfeier ihres Freundes ist, von welcher sie gerade geworfen wurde.
„Hey El, ist alles in Ordnung bei dir? Du solltest dich hinsetzen und etwas ausruhen.", mit sanfter Bewegung führt Lis mich an den Tisch zurück und setzt mich auf meinen Stuhl.
Immer noch völlig geschockt von der Situation bemerke ich nicht, wie sich auch Brain an den Tisch setzt. Doch, als ich einen Blick zu ihm wage begegne ich zwei kühlen und abweisenden tiefblauen Augen, welche mich bis ins Mark erschüttern. Wie kann ein Mensch es schaffen von der einen auf die andere Sekunde so einen Charakterwechsel zu machen. Lis kommt mit etwas zu trinken zurück und setzt sich neben mich. Bevor sie sich jedoch gesetzt hat, bedenkt sie Brain noch mit einem fürsorglichen Blick, welchen ihn aber ebenso kalt lässt, wie mein eigener. Was ist mit ihm los?
Vielleicht ist er einfach nur von dieser gesamten Situation genervt? Ich hab doch auch keine Ahnung, aber pass lieber auf, Isabell fängt gleich eine Rede an.
Was würde ich bloß ohne dich machen? Danke, dass du bei mir bist und ich nicht allein bin.
Ist ja schon gut, aber jetzt pass auf oder ich werde ungemütlich...
Schon gut, schon gut. Mit diesen Gedanken richte ich meine völlige und ungeteilte Aufmerksamkeit nach vorn auf die Bühne. Dort stehen die Müller Eltern, aber auch ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe.
„Guten Tag liebe Trauernde, heute ist kein schöner Tag und dennoch sollten wir nicht an diesem Tag festhalten, sondern uns auf die neuen freuen. So, wie ich Archie Müller gekannt habe, wären das seine Worte gewesen, um die nun mehr oder weniger erfreuliche Bekanntgabe seines Testaments einzuleiten.", der Typ vorn auf der Bühne sieht einmal durch den gesamten Raum und bleibt ein paar Sekunden länger, als nötig mit seinem Blick an mir hängen. In seinen Augen spiegelt sich Mitleid und Traurigkeit, aber andererseits auch Freude und Fröhlichkeit wider. Durch den Raum geht ein murmeln aufgrund des Testaments.
„Wieso hat Archie das gemacht?"
„Wusste er etwa, dass er sterben würde?"
„Wie kommt er bloß dazu allein über seine Vermögenswerte zu entscheiden?"
All diese Fragen wirren im Raum und keiner, außer der Anzugträger auf der Bühne, mit dem nach hinten gegeelten Haar weiß eine Antwort darauf.
„Ich weiß, dass es sehr ungewöhnlich ist, dass ein 18-jähriger schon ein Testament hat, doch es ist sein letzter Wille und diesen werde ich hiermit verkünden. An alle Anwesenden hier im Raum, auf den expliziten Wunsch von Archie Müller hin werde ich sein Testament vor allen Trauernden verlesen und auch die von ihm geschriebenen Briefe verteilen. Es werden dennoch nicht alle etwas bekommen, sondern nur vereinzelte und für ihn wichtigsten Menschen im Leben. Darunter auch seine beste Freundin Ella, du hast einen Brief von ihm bekommen, alles weitere steht darin. Ich bitte dich aber mit dem Öffnen bis zum Ende zu warten. Genauso auch sein Cousin und bester Freund Brain, auch dich bitte ich bis zum Ende zu warten. Auch Ihnen Herr und Frau Müller hat Ihr Sohn jeweils einen Brief hinterlassen. Das Testament selber werde ich nun verlesen.", mit einem etwas traurigen Blick verteilt der Notar die Briefe und stellt sich dann wieder auf die Bühne. Jetzt bin ich echt mal gespannt, was Arch sich dabei gedacht hat.
Ersteinmal „Hallo" an alle Anwesende. Auch wenn dieser Zeitpunkt wahrscheinlich viel zu früh ist mein eigenes Testament zu verfassen habe ich es dennoch getan, um alle Menschen, die ich liebe auch nach meinem Tod zu unterstützen. Zum einen Ella, du bist der wichtigste Mensch, neben Brain in meinem Leben, oder auch warst. Darum habe ich euch beiden einen Brief und noch etwas spezielles hinterlassen, das erfahrt ihr, wenn ihr den Brief lest. Aber vorher, ich weiß Ella du wolltest gerade den Brief öffnen, muss ich noch etwas loswerden. Niemand, der hier Anwesenden sollte allzu stark um mich trauern. Ich möchte, dass ihr euch freut und die schönen und guten Erinnerungen an mich im Gedächtnis behaltet. Lebt euer Leben weiter und tragt mich einfach in eurem Herzen mit durch euer Leben. Ich werde immer bei euch sein und werde immer auf euch Acht geben. Nun, da Ella bestimmt schon vor Spannung fast platzt und ich sie nicht so schnell wiedersehen möchte, also damit meine ich, dass sie nicht in den nächsten Tagen sterben soll, werde ich mich noch mit ein paar Worten von euch allen verabschieden. Ich bin froh mein Leben so gelebt zu haben und auch auf meine bezaubernde und wunderschöne beste Freundin Ella bin ich stolz, dass sie es so lange mit mir ausgehalten hat. Brain, du warst immer an meiner Seite, wenn ich dich gebraucht habe und du würdest bestimmt super mit Ella zusammenpassen. Eigentlich wollte ich persönlich, als Lebender dafür sorgen, dass ihr euch kennenlernt, aber nun ist es anders gekommen. Mama, Papa euch habe ich mein ganzes Leben, eine wunderbare Kindheit und Jugend zu verdanken, von der wunderbaren Familie ganz zu schweigen. Behaltet mich immer in Erinnerung und lebt fröhlich weiter, aber denkt daran, dass ich immer und in jeder Situation bei euch bin. Jetzt feiert mein Leben und betrauert nicht meinen Tod! Und Ella, du darfst den Brief in zehn Sekunden öffnen, versprochen. Also ich verabschiede mich dann mal von der Welt und hoffe es geht allen gut!
BYE, Euer ARCHIE MÜLLER oder wie immer ihr mich genannt habt!
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Heute mal wieder ein neues Kapitel!Ich werde nun jeden Sonntag ein Kapitel um 15:30 hochladen, heute ist es leider etwas später, aber wie sagt man so schön: lieber spät, als nie!
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen, lasst gern Rückmeldung da
Eure Leonie
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One Year
Teen FictionNach einer schweren Zeit, in der sie ihren besten Freund verloren, ihr Freund sich von ihr getrennt und auch ihre gute Freundin mit ihr gebrochen hat, denken ihre Eltern, dass sie aus ihrer Heimat weg muss. Für sie beginnt ein Jahr, welches sie niem...