Wolfsherz *Woodwalkers-Fanfiction* ABGEBROCHEN

Probleme

Ich fühlte mich wie betäubt, während ich, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Straßen von Arsenjew entlanglief. Es war ein kühler Abend Anfang November, und die Dunkelheit hatte sich wie eine drückende Decke über die Kleinstadt gelegt. Meine Pfoten steckte ich in die Jackentaschen. Ich hatte es einfach nicht hinbekommen, die Verwandlung rückgängig zu machen. Hoffentlich würde ich es dennoch schaffen, bevor meine Eltern es bemerkten. Denn dann konnte ich mich wirklich auf etwas gefasst machen. Das war im Moment der einzige Gedanke in meinem Verstand. Aber dafür hatte er sich umso fester darin eingenistet. Ich hatte das Wandlergeheimnis an einen Menschen verraten...und dabei kannte ich es doch erst seit einem halben Jahr...

Joaron...hey, jetzt ignoriere mich nicht die ganze Zeit! Ich fuhr herum, als ich die mir so bekannte Stimme hörte. Mittlerweile stand ich vor unserer Haustür und wollte aufschließen, in der Hoffnung, dass meine Eltern nicht da waren. Mit der Pfote versuchte ich irgendwie, den Schlüssel festzuhalten.

„Ch-chaska!", stotterte ich entsetzt, als ich sah, wie sie sich ihr Fell gesträubt hatte. Wollte sie mich etwa angreifen? Ich war so tief in Gedanken gewesen, dass ich sie nicht bemerkt hatte. „W-was machst du hier?" Nachdem Arseny nach vermehrtem Klingeln seine Tür nicht wieder geöffnet hatte, gab ich es auf, und war gegangen. Chaska hingegen klagte weiterhin davor. Doch anscheinend hatte auch sie es jetzt sein lassen.

Hast du überhaupt eine Ahnung, was du getan hast?! Und wo soll ich jetzt bitte schlafen?! Ein tiefes, bedrohliches Knurren drang aus ihre Kehle, welches mich zurückweichen ließ. Nein, ich hatte keine Ahnung, was ich getan hatte. Zumindest nicht in diesem Moment.

Du kannst auch bei mir schlafen. Aber ich dachte, du hasst mich., erwiderte ich, nun in Gedanken, schnippisch. Das war das Einzige, was ich aus den vorherigen zwei Stunden gelernt hatte. Trotzdem war ich etwas verlegen und begann, den eisernen Schlüssel in meiner Pfote zu drehen und fuhr mit der Kralle über die kleinen Rillen und Unebenheiten.

Ich hasse dich auch. Und deshalb werde ich auch nicht bei dir wohnen!, protestierte sie und schien mich mit ihren ausdruckslosen bernsteinfarbenen Augen, welche, als ich sie kennenlernen durfte, noch wie heißes Feuer geglüht hatten, anzustarren.

Ich seufzte und ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen. Konnte ich ihr wirklich zumuten bei dieser Kälte draußen zu schlafen? Das war doch unmenschlich, sie würde erfrieren, auch wenn ihr Fell noch so dick war, wir hatten immerhin Minusgrade. Andererseits, ich hatte im Moment genug eigene Probleme, um welche ich mich schleunigst kümmern musste. Ich glaube, unser Hinterhof sollte einigermaßen in Ordnung sein. Dort ist es windgeschützt und ruhig. Und von unserm Balkon aus kann ich dich im Blick behalten, dachte ich im Stillen.

Keine Spur von Dankbarkeit lag in ihrer Stimme. Dann schließ auf und lass mich dort hin. Entrüstet starrte ich sie an.

Rede nicht in diesem Ton mit mir, verstanden? Ich kam mir langsam vor wie mein Vater. Mein Unterbewusstsein versuchte derweil, sich auf die Gestalt eines Menschen zu konzentrieren, damit ich wieder vollständig einer werden konnte. Langsam schloss ich die Augen und spürte, wie mein Puls sich beruhigte. Und da war auch schon dieses Kribbeln-

Was soll das denn heißen? Du bist nicht meine Mutter! Ich darf mit dir reden wie ich will, schließlich hast du mein Lebe- Ich wurde abgelenkt und die Rückverwandlung stoppte. Die Wut überkam mich von hinten, sodass ich erschauderte.

Kannst du nicht einmal deine Schnauze halten?! Meine Halb-Pfote-Halb-Hand ballte sich zu einer Faust, und die spitzen Krallen begannen, sich in meine Haut zu bohren und dort tiefe Schnitte zu hinterlassen, doch diesen Schmerz ignorierte ich. Lass mich doch einfach in Ruhe!