;mädchen

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celeste war frühaufgestanden. sie war so früh aufgestanden, dass sie am anfang gar nicht müde war. sie hatte sich eingecremt und gegen die sonnenstrahlen geblinzelt, die durch die jalousien ihr gesicht kitzelten hatten. das mädchen hatte leise gesummt, nicht schnell, sondern gelassen und sich nicht dazu entschlossen, eine platte aufzulegen. auf den schallplattenspieler, der neu war, glänzte und nichts mit romatischem altsein zu tun hatte.

celeste liebte die sonne, das meer und rosenquarz.

die vorderen strähnen ihres langen haares hatte sie sich zurückgesteckt. sie hatte silberne ringe auf ihre langen finger geschoben, manche, die kristalle einfassten. sie trug ein kurzes rosanes kleid. die spagettiträger entblößten ihre schultern und die weißen träger ihres bikinis. unten in der hellen küche hatte sie sich einen bagel geschnitten, frischkäse draufgestrichen und im laufen davon abgebissen.

nun lief celeste leichtfüßig über die straßen, auch barfuß und sie sah dem dorf beim aufwachen zu. fenster wurden geöffnet, menschen gingen zum bäcker und leise stimmen drangen zu ihren ohren. celeste roch die meeresluft. sie hielt ausschau, als sie dem zitonengelben café entgegen kam, doch sie erblickte nur ein paar fremde gesichter. das mädchen kaute auf ihrer unterlippe herum.

schließlich drehte sie sich in richtung des verkaufsfensters - es war geöffnet - und sah in den lichtdurchfluteten raum. drei leere tische mit je zwei paar stühlen standen nah der anderen fensterreihe. vom fenster aus sah celeste direkt auf die theke.

"bonjour!", rief sie mit einem breiten lächeln auf den lippen.

ein mädchen kam entgegen. celestes lächeln verblasste. ella.

"bonjour.", erwiderte ella, ihre stimme ging in ein noch immer wohlklingendes murmeln über.

"arbeitest du hier?"

ella schüttelte stockend ihren kopf. ein verneinendes "hmhm" kam über ihre vollen lippen. "ich habe einfach nur angeboten mal auszuhelfen heute. ist ja echt viel los gerade." sie nickte auf ihre eigenen worte hin bestätigend.

ah ja, ein schmunzeln formte sich wieder auf celestes gesicht. echt viel los heute.

"okay, was hättest du denn gerne?", fragte ella, ihre augen groß wie immer.

"was kannst du denn empfehlen?" sie hob ihr kinn an.

"also... ich denke erdbeere würde zu dir passen, oder minze.", meinte ella, während sie die eissorten vor sich in den schalen studierte.

"finde ich gut. das nehme ich.", nickte celeste, ihre stimme warm, ihr lächeln warm, ihre wangen warm und ihre hände warm, als sie ella einen fünfer reichte. ellas hand war kalt.

celeste nahm die waffel mit den zwei eiskugeln an und leckte genüsslich davon, während ella sie beobachtete. ella befand sich in einer blase. sie sah hinaus und sie sah celeste, sie sah celestes haar, das von böhen aufgewirbelt wurde, so wie ihr kleid, ein rosanes kleid, dessen oberer part körperbetont an celeste saß, der rock fließend. sie sah celestes langen finger, ihre wärme und ihre ringe. sie sah in celestes augen und ihre augen, die sie zusammenkniff, wenn sie ihr gesicht bereitwillig gen sonne streckte.

"möchtest du rauskommen? ich dachte, wir sein verabredet.", sagte celeste zwischen 'bissen' ihres eis und strahlte. zumindest beschloss sie, dass die beiden nun verabredet waren.

ella nickte, sie sah auf das eis in den schalen hinab und strich ihre haare zurück, bevor sie aus der tür kam. die glocke darüber klingelte hell.

ella kam raus in wieder einem hemd, einem hellblauen hemd mit weißen streifen, und einem cremeweißen bikini darunter. der leinenbeutel hing über ihrer schulter.

celeste schlenderte von dem café weg, richtung meer und konzentrierte sich ganz auf ihr eis.

"woher kommst du also?", fragte ella, während sie aufholte neben dem anderen mädchen zu laufen.

celeste lachte. "sehe ich etwa nicht so aus, als würde ich von hier sein?"

ella sah sie schief an. "ich würde dich kennen. oder schon mal gesehen haben. und du bist so laut."

celeste nickte leicht, während sie auf ihr eis schielte. "côte d'azur; cannes. dort ist es auch laut." sie drehte sich gutgelaunt mehr zu ella.

"kann man etwa nicht laut sein und von hier?"

"nein, ich glaube nicht. irgendwann wird alles zu eintönig.", schüttelte ella ihren kopf.

celeste sah auf das meer, auf einen ausgeblichenen roten sonnenschirm und auf ellas beine.
eintönig. alles war so hell - wie in cannes - und etwas helles und schönes konnte doch nicht eintönig werden.

ella und celeste legten sich hin, nachdem ella ein viel größeres tuch als gestern ausgebreitet hatte. celeste biss die letzten stücke der waffel ab.

"bist du eingecremt?", fragte sie sie, es so beiläufig klingend lassen wollend.

ella schüttelte ihren kopf und nahm eine sonnencreme aus ihrem beutel, dessen deckel sie aufklappte. eine hand erschien neben ihr. celeste hinter ihr.

"darf ich?", fragte celeste. ihre stimme klang himmlisch und unschuldig.
ella bejahte.

während die wellen in ihren ohren rauschten und das zwitschern von meeresvögeln zu ihnen drang, massierte celeste die sonnencreme auf ellas rücken ein. sie legte ellas haare von ihren schultern und ließ ihre fingerspitzen über ihre dunkle haut fahren.

ein schauer lief über ellas rücken. wohlig oder nicht.

celeste kicherte leise und rau. "es wäre einfacher, hättest du das bikinitop nicht an."
schließlich entschied sie sich für etwas anderes: "gibt es hier süße jungs, ella?"

ella faltete ihre hände in ihrem schoß. celestes frage hörte sich an wie eine frage, die ein reiches mädchen aus einer reichen stadt fragen würde. dann musste sie aber auch an dion denken. viel mehr daran, ob sie dion mögen würde.

"nein.", sagte ella schnell.

sie fühlte wie celeste näher gekommen war und ihr warmer atem ihren rücken berührte. ella begann, flach zu atmen, sich bloß nicht zu bewegen.

celestes hauch war verschwunden. ella drehte sich um. "und du? hattest du süße jungs in cannes?", fragte sie.

celeste seufzte und legte sich auf ihren rücken. "einen. das ging auch länger. aber ich mag mädchen mehr.", meinte sie und nahm sich schließlich ein buch aus ihrer geflochtenen strandtasche. während celeste begann, darin zu lesen, sah ella sie noch ein wenig an, ihr haar, das sich um ihren kopf ausgebreitet hatte. ihre haut an den stellen, wo ihr kleid verrutscht war.

ella legte sich auch hin und schloss die augen. als sie mit der zunge gegen ihre innenwangen stoß, merkte sie, wie wund vom draufbeißen sie waren. ella biss drauf, während sie versuchte still zu sein.

beide sahen sich nicht an.

"wie wusstest du, dass du mädchen magst?"

celeste blätterte um. "ich habe darauf geachtet, ob ich mir mit bestimmten mädchen mehr vorstellen kann. dann habe ich ausprobiert."

"ausprobiert?"

"ich hatte sex, ella."

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