Wie Lorcan zu seiner Augenklappe kam (Teil 1)

37 5 50
                                    

Ich weiß, die Geschichte ist als beendet markiert, aber ich wusste nicht, wo ich diese Kurzgeschichte sonst hinpacken soll, da es ja ein Spinoff ist zu dieser. Deswegen hänge ich sie jetzt hinten an. Ich hoffe meine Gedankenspielerei gefällt euch. Nachdem ich "Wandernde Sucher" beendet hatte, hat mich so ein Gefühl geplagt ... Ich vermisste Lorcan, Sioda und Arianwen so sehr, aber ich wusste nicht, wie ich sie in eine neue Geschichte einbauen könnte und habe mich dann anderen Projekten zugewandt, bis mich aus heiterem Himmel die Idee überkam: "Was wenn du einfach darüber schreibst, wie Lorcan seine Augenverletzung erhielt?" Das habe ich dann getan und wieder einmal ist die Geschichte länger geworden als geplant ^^'

Also hier präsentiere ich euch noch nun, wie Lorcan zu seiner Augenklappe kam. Viel Vergnügen damit.

---------------------------------------------------------------<3-----------------------------------------------------------

Lorcan liebte es, wenn das Meer aufgeregt genug war, dass sich die Wellenreiterin anfühlte, als würde sie schweben, weil die Strömungen sie ohne viel künstliche Kraft des Antriebs mit sich zogen. Wenn das so weiterging, würden sie früher als geplant an den Muschelhöhlen ankommen. Je früher sie dort waren, desto größere Chancen hatten sie, den Schatz für sich beanspruchen zu können. Die Steintafeln des Stummen Fynns waren ein meerbekannter Schatz, auf den jeder Wandernde Sucher scharf war und gerade hatte im Schneckchen jemand einen Preis für den Fund der dreizehnten Tafel ausgepfiffen. Einen Beutel von Worten und eine Perlkette mit einem Haifischzahn. Lorcan war sich sicher, Arianwen würde diese gut stehen und die Worte konnten sie gut gebrauchen. Ihre Essensvorräte gingen langsam zur Neige und Sioda brauchte neue Feuerstängchen. Aber eigentlich war sein Hauptgrund der Nervenkitzel der Schatzjagd, obwohl die Vorstellung den Halbniom ohne seine Stängchen erleben zu müssen, ließ ihn schaudern. Deswegen wäre es wirklich besser, wenn sie die Tafel als Erste fanden. Der Niom lehnte sich vor, gab dem Steuerrad einen Kuss und summte: „Schwimme, mein Schätzchen, schwimme. Dein Kapitän braucht seine Nerven beisammen."

Er gab dem Steuerrad noch einen Kuss, bevor er sich wieder aufrichtete, aber nicht ohne seiner Dame beruhigend über das Holz zu streichen.

„Weißt du, ich habe nie verstanden, weshalb du die Wellenreiterin damals gesetzt hast. Du bist doch viel zu vernarrt in sie", erklang Arianwens Stimme und sie schwamm von den Türen zu den Kajüten zu ihm, um sich neben ihn zu stellen. Ihre Haarpracht floss in einem wilden Kranz um ihren Kopf. Es erinnerte ihn an Feuer. Gefährlich, aber faszinierend. Arianwen war zum  Glück nur zeitweise gefährlich.

„Deine Schönheit hat mich kurzfristig meinen vernünftigen Niomverstand gekostet", sang Lorcan und zwinkerte ihr zu. Arianwen schnaubte und verdrehte die Augen.

„Meinst du nicht eher, die Schönheit meines Bruders hat dich den Rest Vernunft vergessen lassen, den du da oben hast", hüpfte sie und gab ihm eine Kopfnuss.

Lorcan spürte, wie ihm heiß wurde. Seit dieser ersten Nacht ließ Arianwen sie beide nicht vergessen, dass sie miteinander im Bett gelandet waren. Genauso wenig, wie Sioda ihn näher an sich heranließ. Manchmal wusste Lorcan nicht, was nervenaufreibender war.

„Was soll ich summen, ihr raubt einem einfach den Verstand."

Arianwen warf den Kopf zurück und lachte. Lorcan stimmte mit ein. Er war wirklich witzig und hatte es drauf, Schilfrohr zu raspeln. Nach einem Moment wurde es still und Lorcan warf der jüngeren Niomfe aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Sie stand, Augen geschlossen, da und genoss sichtlich die Fahrtströmung im Gesicht. Lorcan lächelte. Das Vatermal knapp auf ihren Kiemen in Form eines gekrümmten Hakens sah wirklich dem von Sioda zum Verwechseln ähnlich. So unterschiedlich die beiden Geschwister sonst auch waren, das und ihren Geruch hatten sie gemein. Der Kapitän ließ einen Schwall Wasser durch seinen Mund einfließen, um diesen speziellen Duft voll in sich aufzunehmen. Schwertlilien und Holz. Ihm schwirrte der Kopf, doch fing sich schnell wieder. Arianwen roch zusätzlich noch nach Vanille und dieser feine Unterschied zu ihrem Unterschied zu ihrem Bruder macht es leichter, sich zu fokussieren. Das hieß nicht, dass ihn dieser holzige Geruch nicht dennoch ganz sprudelig machte. Lorcan lächelte.

Wandernde SucherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt