Wild mit den Armen fuchtelnd und seinen besten Kampfgesang auf den Lippen attackierte er die Merajotidaspinne. Lorcan strampelte noch schneller und holte zu ... zugegeben, er hatte keine Ahnung, was er tat, aber er hob die Hände und ballte sie zu Fäusten, wie für einen Schlag. Er schoss auf die Kreatur zu, die ihn still abwartend aus ihren kleinen schwarzen Punktaugen betrachtete. Der Verwesungsgestank, den die Spinne ausströmte, war fast zu viel für ihn und der Niom schluckte den sauren Geschmack hinunter. Eine der Zangen schnellte vor und schloss sich um Lorcans Taille. Spitze Krallen bohrten sich in seine Seiten und zerrissen seine Kleidung. Lorcan strampelte, doch eine Taubheit kroch von seinen Zehen die Beine hinauf und er riss sich die Haut an seinen Fingern auf bei dem Versuch, die Zangen zu lockern. Er wollte gar nicht wissen, wie es um seinen restlichen Körper stand. Alles brannte und kribbelte. Sein Herz raste und seine Kiemen schienen nicht genug Sauerstoff filtern zu können. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er krümmte sich in dem Klammergriff, als die Merajotidaspinne sich in Bewegung setzte und langsam von der Steinsäule runterkletterte.Lorcan vernahm einen Pfiff und Steinbröckeln, obwohl Letzteres könnte auch von der Kreatur kommen. Dennoch drehte er den Kopf in die Richtung, in der sich Sioda und Arianwen versteckt hielten. Er konnte nichts sehen, doch etwas sagte ihm, dass die beiden kaum ihre Beine stillhalten konnten und schon an einem Befreiungsplan für ihn arbeiteten. Er vertraute beinahe darauf. Dabei sollten sie die Möglichkeit nutzen und die Steintafel holen, die nun unbeobachtet auf der Steinplattform lag. Sein Plan, der keiner war, funktionierte! Die MErajotidaspinne hielt inne und ruckte in die Richtung, in die Lorcan immer noch schaute. Sie gab keinen Laut von sich, verharrte nur und stierte aus den toten Augen auf den Gang, in dem sich Sioda und Arianwen hoffentlich gut versteckten. Doch das stille Starren der Kreatur machte ihn noch unruhiger. Lorcan strampelte, schrie und hämmerte mit den Fäusten auf die Schale. Seine Haut an den Händen platzte weiter auf. Er spürte seine Beine nicht mehr, aber das war egal. Die Merajotidaspinne durfte seine beiden Schatzsucherkameraden nicht entdecken.
Ganz langsam drehte die Kreatur ihren Körper weg von dem Höhleneingang und setzte ihren Weg fort. Lorcan tobte noch weiter, um eventuelle weitere verdächtige Geräusche zu übertönen. Deswegen sah er auch das hakenbesetzte Bein zu spät, das auf sein Gesicht niederfuhr. Ein brennend heißer Schmerz flammte auf seiner Stirn und um sein Auge auf. Dann wurde alles schwarz.
*
Lorcan wachte auf und sein Kopf kam ihm doppelt so groß und wie in Ajevatowolle gepackt vor. Außerdem stimmte etwas mit dem Licht nicht. Eine Seite der Kapitänskajüte, in der er sich befand, war in völlige Dunkelheit gehüllt. Wie war er hierhergekommen? Er konnte sich nicht erinnern, wie er herein gelangt war und getrunken hatte er auch nicht. Nein, das Letzte, woran er sich erinnerte, war die weitverzweigte Höhle, die Suche nach der Tafel und die Merajotidaspinne. Wie er sie angegriffen und sie ihn einfach gepackt hatte, um ihn zu verschleppen. Wie sie innegehalten hatte aufgrund eines verdächtigen Geräuschs und sich zu ... Sioda! Arianwen!
Lorcan setzte sich ruckartig auf und bereute es sofort. Ihm schwindelte, sein Kopf kippte zur linken Seite weg und der restliche Körper fühlte sich an, als wäre er zusammengepresst, verdreht und nach ein paar Stichen wieder befreit worden. Na ja, es hat dich auch eine Merajotidaspinne in ihren Klauen gehabt. Was glaubst du, wie es dir da schon gehen soll ...
Sanfte Hände halfen ihm, sich wieder hinzulegen. Die kühlen Finger strichen ihm Strähnen aus der Stirn und erst da realisierte er, dass Sioda über ihn gebeugt stand. Warum hatte er ihn zuvor nicht gesehen? Vielleicht war er in der dunklen Seite geschwommen. Warum war da überhaupt so eine Dunkelheit. Sein Kopf dröhnte. Es gab eindeutig zu viele unbeantwortete Fragen.
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Wandernde Sucher
FantastikIn all der Unendlichkeit des Merajotidameeres gab es keinen glücklicheren Niom als Lorcan. Er hat alles, was er je vom Leben wollte: die Freiheit, die Weiten des Meeres zu erkunden, ein Schiff, das ihm ganz alleine gehörte und den besten Beruf überh...