» ‚Auch weiterhin ist Miss Marina Thompsons Sündenfall das Gesprächsthema in sämtlichen Salons in der Stadt, selbst noch Tage nach der Enthüllung, dass ihre Verlobung mit Collin Bridgerton nichts weiter war als ein schnöder Schwindel. Natürlich beschmutzt eine in Schande gefallene Dame nicht nur ihren eigenen Name. So wie die Teerflecken der Themse hinterlässt sie einen widerlichen Schmier an allen Personen, die mit ihr in Beziehung treten. Da kein Sonnenschirm der Welt genug Schatten bietet, um eine vernichtete Frau zu schützen, kann die gefallene Miss Thompson nur darauf hoffen, eine Zufluchtsstätte zu finden. Wo auch immer.'
Nachdem überall über das Missfallen von Marina Thompson gesprochen wird, kommt auch Florence Wellington nicht drum rum. Gleich am selben Tag, als es groß in der Zeitung von Lady Whistledown geschrieben wurde hat sie es gelesen. Es muss schrecklich für Colin gewesen sein, das herauszufinden. Florence wusste lange nicht, was sie machen soll. Sollte sie ihn besuchen und ihm Trost spenden, oder ihn in Ruhe lassen? Diese Entscheidung wurde ihr schließlich abgenommen, als ein Brief per Eilzustellung sie erreichte. Sie saß grade am Frühstückstisch, als der Page hereinkam und ihr das Stück Pergament überreichte. Florence war sehr überrascht, schob ihren Teller mit Toast und Ei zur Seite und begann zu lesen. Gespannt über ihre Reaktion schauten ihre Geschwister sie eine Zeit lang an. Ihr Vater war zu sehr in seine Zeitung vertieft, dass er überhaupt nicht mitbekam, dass der Page einen Brief brachte. Florences Tante, Elodie, scheint sich keineswegs für den Brief zu interessieren. Ihre Gedanken schwirren ganz darum, einen Ehemann für ihre Nichte zu bekommen. Es ist zum Haare raufen, immer noch keinen einzigen Heiratsantrag, von irgendeinem Mann. Nicht mal der Fürst von Kattlyngton hatte sich noch einmal gemeldet. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Kaum hat Florence den Brief zu ende gelesen, schon springt sie vom Tisch auf, murmelt eine schnelle Entschuldigung und geht schnellen Schritten in ihr Zimmer, um sich anständig anzuziehen. Eine halbe Stunde später sitzt sie in einer Kutsche. Die junge Frau hat ihre Gouvernante, Mary, gebeten ihre Familie zu informieren, dass sie zu den Bridgertons gegangen ist. Der Brief war von Collin. Er hat Florence gebeten zu ihm zu kommen. Ganz genau weiß Florence nicht was er möchte, jedoch freute sie sich sehr über seine Nachricht.
Jetzt ein paar Tage nach dem Brief sitzt Florence wie die vergangenen Tage auch schon mit Colin in seinem Zimmer. Die Tür ist offen. Er liegt lustlos und schweigend auf seinem Bett. Florence sitzt auf einem Sessel, ein Buch in ihrer Hand. Auch sie spricht kein Wort. Als sie vor ein paar Tagen bei den Bridgertons das erste Mal war, seit diesem kleinen Streit von ihr und Colin, hat er sie einfach gebeten ihm Gesellschaft zu leisten, was sie auch tat. Die beiden haben fast kein Wort miteinander geredet, doch das brauchten sie auch nicht. Colin genoss einfach, dass sie in seiner Nähe war, während er über seine Fehler nachgrübelte. Seine ganze Familie versucht immer wieder zu ihm durch zu dringen, doch vergebens. Florence verbringt fast ihre ganzen Tage bei Colin, liest oder stickt. Ohne auch nur ein Wort zu sagen. Die Bridgertons stört es nicht, sie freuen sich, dass Florence Colin Gesellschaft leistet und sich sein Zustand durch sie zu verbessern scheint. Ihre eigene Familie sieht es genauso, auch wenn sie Florence gerne öfters zu Hause haben würden.
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𝑭𝒍𝒂𝒘𝒍𝒆𝒔𝒔
RomansaBallsaison 1803, Grosvenor Square, London. Die diesjährige Ballsaison verspricht schon von Anfang an, interessant zu werden. Gleich zwei bildhübsche junge Damen erhalten ein fabelhaftes Kompliment der Königin von England. Daphne Bridgerton und Flor...