32

3.9K 296 49
                                    

Das Monster brach einfach so aus ihm heraus wie eine Urgewalt. Eben noch hatte er kurz geknurrt  und dann aufbrüllend die Arme ausgebreitet... da stand er schon vor ihr, schwarz und gelb und riesig groß.

Tia hätte sich beinahe vor Furcht bekreuzigt, doch verbarg sie ihre zitternden Hände hastig in ihren weiten Rockfalten und senkte mit nun rasendem Herzklopfen den Blick.
Oh, du lieber Gott!
Und sie sollte nun auch noch auf ihn steigen und mit ihm in den Himmel hinauf fliegen?
Was, wenn sie dann herunterfallen würde?
Was, wenn...?
Sie atmete gleich mehrmals tief durch und zwang sich dann dazu, näher zu dem gewaltigen Drachen hin zu treten, der sie aber nun leise grollend betrachtete... und sich dann langsam nieder legte.

Oh....
Tia hatte das Gefühl dass ihr Herz gleich zerspringen müsste, so schnell raste es nun durch ihre Brust, trotzdem streckte sie zögernd die nun noch heftiger bebenden Hände nach dem vorgestreckten Drachenbein aus. Die großen Schuppenpanzer fühlten sich glatt und ledrig an. Seltsam ... aber warm...
Sie sollte darüber aufsteigen ... auf seinen Rücken... oh je...
Sie wollte ja lieber nicht.
Es war ihr einfach zu unsicher und zu unwohl damit. Er war schließlich ein gewaltiger Drache und nur eine Bewegung von ihm konnte sie ganz leicht töten.
Doch er erwartete es von ihr. Er hatte gesagt, sie sollte ihm beweisen, dass sie ihm wirklich vertrauen wollte. Und das wollte sie ja auch...
Aber auf dem Rücken eines Drachen durch die Lüfte zu fliegen...?
Das war sicher nicht Gottes Wille.
Wenn Gott gewollt hätte, dass Menschen fliegen würden, hätte er Ihnen doch sicher ebenfalls Flügel gegeben. Sowie den Vögeln und den Drachen. Und sie war ja schon einmal mit ihm geflogen. Das war äußerst unangenehm gewesen.
Er hatte sie fallen gelassen und dabei hatte sie sich den Arm gebrochen... Was, wenn er sie nun wieder fallen lassen würde?

Oh... ohhhhhh...

Darkh, der Drache, knurrte erneut leise auf. Besorgt blickte sie zu ihm hin und bemerkte sein riesiges Auge, dass sich zu ihr nach hinten gedreht hatte. Sicherlich hätte er auch den gesamten Kopf drehen können, doch dann wären die Langen spitzen Dornen am Kopf sicherlich auch mit herum geschwenkt.
Vielleicht hätten sie sie verletzt.
Vielleicht bewegt er sich deshalb nun nicht.
Doch er beobachtete sie.
Wartete...

Tia schluckte hart und schloß kurz die Augen, um ihre Fassung zurück zu gewinnen, bevor sie zittrig einen Fuß auf seine Klaue setzte. Ihre Rechte Hand bekam eine Ritze in einer Lederhorn-Platte zu fassen...
Sie wollte sich eben leise aufkeuchend hochziehen, da Blitze es vor ihr hell auf und Darkh stand wieder in Menschengestalt vor ihr und nahm sie schlicht in den Arm.
„Meine Tia ... wie mutig du doch bist. Aber zwinge dich nicht, mir so zitternd und mit rasendem Herzen zu gehorchen! Deine Furcht vor dem Drachen ist noch zu groß dazu. Doch ... Ich ehre dich für deinen Willen, mit zu vertrauen, trotz deiner Instinkte, welche dich vor dem Monster warnen."

Tia wäre beinahe in Tränen ausgebrochen. Hatte sie es also gerade falsch gemacht? War sie zu ängstlich gewesen?
„I... ich werde aufsteigen, mein Gemahl. Bitte beachtet nicht mein Zittern! Bitte, ich..."
Er schob sie wieder ein wenig von sich, damit er sie betrachten konnte.
Seine Finger strichen sachte über ihre Schläfe, die Wange und den Hals hinab.
„Du hast heute erneut den Drachen berührt, Tia.
Eines Menschen Herz strebt von der Gefahr fort, doch du stellst dich ihr!
Mir reicht es für den Moment zu wissen, dass du mutig genug bist im Notfall zu tun was ich dir Gebiete und auf meinen Rücken zu steigen. Es mag dir einmal das Leben retten. Und so muss ich dich dann auch nicht mehr in meiner Klaue tragen, wo die Gefahr dich wieder zu verletzen ungleich höher liegt."

„Ihr seid nun von mir enttäuscht, nicht wahr? Weil... ich so zitterte...", vermutete Tia unglücklich und senkte erneut niedergeschlagen Kopf und Blick.
Doch das ließ Darkh nicht zu und zwang sie ihr Gesicht nur mit zwei Fingern wieder unter dem Kinn anhebend ihn erneut anzusehen.

Nun war seine Miene wieder ernsthaft, seine Stirn gerunzelt.
„Gerade lobte ich deinen großen Mut, den Drachen zu berühren, Tia. Das hat noch keine Braut derart schnell und gegen den eigenen Instinkt handelnd getan. Und du nun schon zum zweiten Male. Das ist beeindruckend.
Doch deine Unsicherheit, ob ich deinen Mut nun auch ausreichend finde oder den Gedanken, ob ich dich gar dafür verachte, dass du deine Instinkte nicht sogleich überwinden und mir sofort in allem vertrauen schenken kannst, gefällt mir nicht.
Daran musst du arbeiten, meine Tia.
Denn es zeugt von mangelndem Selbstvertrauen sich stets ins schlechteste Licht zu setzten, obgleich andere gerade deine Tapferkeit preisen!
Man könnte sogar denken du fischst ständig nach Komplimenten, um dich bestätigt zu sehen.
Wie gut, dass ich es besser weiß...
Wie gut, dass ich weiß, dass du so erzogen wurdest, stets an dir selbst zu zweifeln. Sonst könnte ich nun wahrlich ärgerlich sein.
Doch da es ja nicht so in deiner Absicht liegt und ich schon wieder Sorge und Furcht in deinen Augen finde, bin ich nur noch irritiert und nicht verärgert, meine Tia. Darum sorge dich nicht und  ängstige dich nicht. Ich bin sehr zufrieden!
Und nun, um den aufgereizten Drachen in mir zu beruhigen, schenke mir einen Kuss!", verlangte er mit einem leichten Glühen in den Augen.
Sie sah nur völlig erstaunt zu ihm auf. „Einen... Kuss?", hauchte sie leise.
Er nickte nur ernsthaft auf sie herunter.
„Es ist eine gute Alternative zum Fliegen. Deine Selbstzweifel reizen mich. Also zeige mir deine Zuneigung, Weib!", forderte er wieder von ihr und sie stellte sich umgehend auf die Zehenspitzen und legte ihre kleine Hand auf sein Gesicht. Doch sie reichte trotzdem nur bis zu seinem Kinn hinauf, weil er sich ja auch nicht zu ihr hinabbeugte, sondern lediglich verblüfft betrachtete. Also küsste sie ihn kurzerhand eben leicht seitlich zur Wange hin auf sein Kinn und wollte ihre Hand dann auch gleich wieder sinken lassen, doch seine lag blitzschnell über ihrer und die andere Vergrub sich in ihrem langen Haar.
„Du tust stets alles was ich sage, Tia, was ich von dir verlange und bist mutiger als alle anderen Frauen wie auch Bräute der Drachen auf diesem Eiland. Ja, du küsst sogar einen Drachen...
Du hast also keinen Grund an deinem Mut zu zweifeln! - Niemals!
Ich schätze mich gerade überaus glücklich dich gefunden, am Leben gelassen und heimgeführt zu haben, meine Braut. Und so es dein Wille ist, werde ich auch bald wieder bei dir liegen und weiterführen, was du gerade begonnen hast", versprach er ihr leise flüsternd.
Sie konnte nicht anders als scheu zu lächeln und ihm schüchtern errötend zuzunicken.

Er atmete aus... und strich dann hauchzart über ihr Haar und dann mit der anderen Hand über ihre Finger an seiner Wange und ihren Arm hinab. Legte dann ihre Hand auf seine Brust, direkt über sein Herz dass gerade wohl im raschen Gleichklang mit dem Ihren schlug.
„Spüre, was du mit mir machst! Das ist nur dein Werk, Weib! Denn du hast mit deinem herausragenden Mut mein Herz berührt.
Nun schlägt es schneller für dich. Sogar sehr viel schneller.
Auch das kommt hier nur selten vor.
Doch mache ruhig so weiter und zeige solchen Mut, Ehre und Vertrauen in mich, deinen Gemahl, wie du mich nennst und ich werde dir bald schon komplett verfallen.
Und dann wird dies Herz nicht nur schneller für dich schlagen, Tia, sondern ganz und gar Dir gehören.", versprach er ihr sanft und verschloss dann mit immer noch magisch glühenden Augen ihre bebenden und vor Staunen leicht geöffneten Lippen, in einem atemberaubenden Kuss.

—————//—————//—————//—————

Sooo... ab hier wieder very Slow Updates. Bis hierhin bin ich gekommen. Jetzt muss mein Inneres Miststück von Fantasie wieder den richtigen Moment zum Weiterschreiben finden.

Aber... wie könnte es denn nun weiter gehen?
Habt ihr Vorschläge? Vielleicht inspiriert mich ja was 💁🏻‍♀️

LG
Bea

DrachenmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt