Kapitel 10 ✔️

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Milena

Ich weiß nicht genau welchen Nerv es genau trifft, als ich Diamond dabei zusehe, wie sie sich von Lexa und ihrer Bagage herumscheuchen lässt, als ob sie nichts wert wäre, aber es trifft auf jeden Fall einen Nerv, von dem ich mir eigentlich nicht eingestehen will, dass er überhaupt existiert. Er ist da, ganz klar und deutlich wie die Sterne in einer dunklen Nacht, die einem den Weg aus der Dunkelheit herauszeigen könnten, wenn man sie nur zu lesen wüsste. Ich weiß nicht was es ist, das mich dazu bringt sie zu beobachten und ihr hinterherzusehen, zu sehen, wie sehr sie diesen Job mag, den sie eigentlich gar nicht mehr haben sollte.

Doch kaum kommt sie von Lexas Tisch zurück, scheint sie zu zittern und sieht so betroffen aus, dass sich mein Herz unangenehm zusammenzieht und in meiner Brust zu schmerzen beginnt.

Es hilft auch nicht, dass Kyle und Diego, die immer noch neben mir sind, sich bald gegenseitig auszufressen scheinen. Ich kriege bald Kopfschmerzen, wenn es so weiter geht.

Ich seufze und nippe an meinem dritten Bier an diesem Abend, für das wohl mein monatliches Taschengeld draufgehen wird, wenn ich so weiter mache. Ich bekomme ohnehin nicht viel und heute habe ich auch nicht Nerven mich bei jemandem einzuschleimen, damit der- oder diejenige mich auf einen Drink einlädt, vor allem, weil ich schon seit Stunden standhaft versuche dem so wohltuend riechenden Alkohol zu widerstehen, weil Diamond da ist und ich mich mit der Tatsache befassen muss, dass keine kühle Münze mehr auf meiner Haut ruht, wie sie es noch vor knapp einer Woche getan hat.

„Ich erschlage sie, hänge sie auf-", höre ich Diamond lautstark schnauben, bevor sie genervt Kyle zur Seite schiebt, um hinter die Bar zu kommen und sich aus dem sich hinter ihr befindenden Regel eine Flasche Vodka greift, um sich ein Shotglas zu befüllen, bevor sie es in einem Zug herunterkippt und dabei leicht das Gesicht verzieht.

Kyle rückt ein wenig von Diego zurück, der ihm mit einem verstehenden Blick zunickt und sich dann erbarmt sich wieder neben mich an die Bar zu setzen.

„Pass bloß auf, dass Mav das nicht mitbekommt", flüstert er seiner Kollegin zu, obwohl sowohl ich als auch mein bester Freund ihn, auch unter den angeregten Gesprächen der Kneipe, einwandfrei hören können.

„Was soll er machen? Mich feuern?", verlässt es laut lachend Diamonds Lippen, die nach einem weiteren Shot die Flasche wieder zu den anderen Schnapsflaschen ins Regal stellt und das Glas in die Spülmaschine verfrachtet.

„Der Alkohol bringt doch auch nichts", merkte ich an und blitzschnell wandert Diamonds Blick zu mir und bleibt schließlich an meinen Augen hängen.

Meine Handinnenflächen scheinen zu schwitzen zu beginnen und auch auf meiner Stirn scheint sich vor lauter Nervosität Angstschweiß gebildet zu haben, den man mir sicherlich ansehen kann.

Diego neben mir kramt gerade sein Handy hervor und stellt mit einem Schmunzeln auf den Lippen fest: „Eine Stunde noch, dann habt ihr ohnehin Schichtende."

„Eine Stunde?", gibt Diamond enttäuscht von sich. „Das überlebe ich doch nie."

„Kommt hier auch noch die Bedienung!", höre ich Lexa bis zu uns hinüber plärren, sodass es Diamond ganz genau hört, die sich seufzend auf dem Weg zu dem Tisch machen will.

„Du bleibst hier und trinkst erstmal ein Wasser", weise ich sie allerdings an und schwinge mich langsam von dem Barhocker hoch, auf dem ich gesessen habe. „Ich mach das schon und wenn Lexa dann noch was macht, kann sie sich warm anziehen."

Ich bin schon einen halben Meter von ihr entfernt, als sie mich am Handgelenk zu fassen bekommt und mich zurückzieht, wie sie es auch damals auf dem Schulhof getan hat.

A Detention's Resolution (GER, Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt