Ich atme tief ein. Die kalte Winterluft brennt in meinen Lungen. Ich beobachte die Kinder, die mit einem breiten Grinsen über die verschneite Wiese rannten und sich gegenseitig mit Schneebällen abwerfen. Ein leichtes Lächeln kann ich nicht unterdrücken. Damals war ich genauso. Ein dröhnendes Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sehe auf mein Handy und sofort verformen sich meine Lippen in ein Lächeln. Auf dem Bildschirm steht "Hikari ♡". Ich drücke auf den grünen Knopf und nehme somit den Anruf an. "Ja bitte?" "Hallo Hübscher!!!", ruft der Kleine in den Hörer. Es hört sich ziemlich so an als wären wir zusammen. Leider sind wir das nicht, jedoch liebe ich liebe ihn sehr. Ich lache als er in den Hörer schreit. "Was gibt es denn?" "Mir ist langweilig... lass mal zu Starbucks gehen." "Ok, wenn du willst", antworte ich. Schon im nächsten Moment höre ich wie er auflegt. Ich beginne zu lachen und lasse mein Handy mit der Teddybären-Hülle, die ich von Hikari bekommen habe, und dem kleinen Anhänger mit einem Anime Charakter mit Katzenohren und blonden Haaren, die einen schwarzen Ansatz haben, in der Tasche meines beigen Mantels verschwinden. Ich reibe über meine mittlerweile rot gewordene Nase um sie zu wärmen. Die Kinder sind mittlerweile auch schon extrem weit weg gelaufen. Ich erhebe mich von der Bank und gehe in Richtung des Starbucks, wo ich mich mit Hikari verabredet habe. Als ich dort ankomme, entdecke ich ihn bereits an seinem Lieblingsplatz sitzen. Er sieht so friedlich aus, wenn er da so sitzt und in seinem Lieblingsbuch, was er mittlerweile bestimmt schon 8 mal gelesen hat, vertieft ist. Es passt garnicht zu ihm so einen romantischen Klotz zu lesen. Aber irgendwas scheint er ja daran zu finden. Als ich wieder aus meinen Gedanken komme, hat der süße Junge schon entdeckt und ruft mich zu sich. Ich bewege mich in seine Richtung und setze mich. "Na?" Er grinst breit und schließt seinen Roman. Ich sehe darauf und versuche erneut, mir aus dem Titel zu entschließen, was so besonders an dem Buch ist. "I promise, we'll meet again" steht auf dem Cover. Das Cover selbst sagt auch nicht viel aus. Darauf ist ein großer Baum. Durch die Krone scheint Sonnenlicht und unter dem Baum ist ein Schatten, der aussieht wie ein Junge. So vertieft, wie ich war, merke ich nicht, dass ich meine Bestellung aufnehmen kann. "Ayumu?" Hikari schnippst vor meinen Augen und ich schrecke hoch. Als ich den Kellner bemerke, werde ich nervös. "Äh einen Iced Latte Macchiato bitte", bestelle ich. "Ich nehme einen bubble tea mit Hibiskus-Tee, Eiswürfeln und Erdbeeren, sowie Himbeeren und einen Schuss Cappuccino.", sagt Hikari. Ich schmunzel', da er das immer bestellt. Ehrlich gesagt kann ich mir garnicht vorstellen, dass es schmeckt. Ich meine wie soll die Kombination aus Cappuccino und Hibiskus-Tee schmecken? Aber ihm scheint es zu schmecken. Der Kellner lächelt freundlich und geht. Ich sehe ihn an und frage ihn vorsichtig: "Worum geht in dem Buch eigentlich?" "Ich habe eine halbe Ewigkeit darauf gewartet, dass du fragst", beginnt er, "ist doch nicht schlimm zu fragen... In dem Buch geht es um einen Schatten, der immer alleine ist. In der Nacht kann man ihn nicht sehen, jedoch ist er noch da. Er beobachtet immer die Sterne und irgendwann entdeckt er einen ganz besonderen Stern. Einen Stern, der immer hell leuchtet. Der Schatten kannte den Stern. Beide waren einmal Menschen. Sie kannten sich seit der Kindheit und lernten sich irgendwann lieben, obwohl sie in verschiedenen Welten lebten. Er war sehr ruhig und pessimistisch, während sie sehr fröhlich war und positiv eingestellt. Sie widersprachen sich in allen Punkten, die möglich sind. Das was sie hatte, hatte er nicht und das was sie mochte, mochte er nicht. Nichtsdestotrotz verbrachten sie viel Zeit miteinander. Unerwartet starben beide an einem tragischen Unfall. Er war nun ein Schatten. Er konnte nichts tun, da ihn niemand bemerkte. Nachts beobachtete er die Sterne und erkannte einen Stern. Es war sie. Sie waren sich so nah, aber irgendwie auch so fern. Sie waren komplett unterschiedlich, trotzdem hatten sie eine Verbindung. Er kann sie sehen, aber sie niemals erreichen." So wie er sprach, fehlen mir die Worte. "Wow", staune ich, "ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht hiermit." Er lächelt und streicht über das Buch. Im nächsten Moment taucht der Kellner auf und serviert uns die Getränke. In meinen Gedanken schwirrt das Buch. Diese Geschichte... sie ist... anders... Nicht so wie andere. Anders halt.
Das ist einer von den vielen Tagen in meinem Leben. Trotzdem kommt mir jeder Tag mit Hikari besonders vor. Jedes Mal, wenn er lacht habe ich das Gefühl als würde die Zeit stehen bleiben. Und er lacht sehr viel. Ich weiß nicht, ob er dasselbe für mich fühlt oder von meinen Gefühlen weiß. Irgendwann werde ich ihm alles sagen, was ich für ihn fühle.
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I promise, we'll meet again
Teen FictionHikari und Ayumu. Zwei Jungs. Zwei verschiedene Welten. Sie unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Aber ohne einander würden sie nicht existieren. Ayumu ist wie die Nacht. Still, leer, dennoch wunderschön. Hikari ist wie der Tag. Belebt, fröhlich, tr...