Zu Hause

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Gegen Abend holte mich Kimberly vor dem Eingang ab. Zusammen fuhren wir nach Hause. Ihre ungleichmäßigen Augenbrauen waren dicht über der Nasenwurzel zusammengezogen und es lief nicht, wie sonst immer, das Radio. Sonst hörte sie immer Musik, wenn sie fuhr und sang dabei laut mit. Es war zwar nervig, aber ich ließ sie machen, weil ich wusste, wie sehr sie es mochte. Ihre blauen Augen hatten den Blick starr auf die Straße geheftet, während sie in die Hauptstraße einbog, die in Richtung Innenstadt führte. Ich wusste, dass sie das selbe dachte wie ich. Wir alle hatten gehofft, dass mit dem Umzug nach Köln alles wieder besser werden würde, aber hatten schmerzlich feststellen müssen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Und nun bröckelte das gesamte Konstrukt und drohte, in sich zusammenzufallen.
,, Möchtest du etwas essen?" Kimberly wirkte abwesend. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich hatte absolut keinen Hunger. Dafür spukte mir jetzt einfach zu viel im Kopf herum. Taddl hatte verlangt, dass ich nach Hause ging und etwas Schlaf bekam, aber nach diesem Tag war Schlafen nahezu unmöglich. Wie sollte ich beruhigt einschlafen können, wenn Etienne noch da draußen war und jederzeit zum Gegenschlag ausholen konnte.
,, Die Polizei war bei uns. Sie haben zwei Zivilkräfte in der Nachbarwohnung untergebracht. '' Kimberly sprach mehr zu sich selbst als zu mir.
Um die unangenehme Stille zu überdecken, schaltete ich das Radio an. Irgendein Rocksong plärrte sein Gitarrensolo durch die Lautsprecher. Seufzend lehnte ich den Kopf gegen das Fenster und ließ meinen Blick über die dreckigen Straßen der Innenstadt gleiten. Alles wirkte so grau und trist wie sonst auch. Der einsetzende Winter verstärkte das bedrückende Gefühl nur noch.
Nach einer Viertelstunde bog Kimberly endlich in unsere Straße ein und schaltete den Motor aus. Mühselig kämpfte ich mich aus ihrem kleinen Auto, was mit dem verletzten Knie ein ziemliches Hindernis darstellte. Es war bei meinem Sturz stark aufgeschürft worden und war nun dick und blau angeschwollen. Mal wieder.
Ich betrat hinter Kimberly die Wohnung. Viccy war nicht Zuhause. Auf dem Küchentisch hatte sie einen Zettel hinterlassen, dass sie mit ein paar Studienkollegen zum Lernen verabredet sei. Ich schmiss meine Handtasche in die Ecke und kraulte Dotty, der mir maunzend um die Beine strich.
Den Rest des Abends verbrachten Kimberly und ich auf dem Sofa. Keiner sagte etwas und wir hingen beide unseren Gedanken nach, während wir so taten, als ob wir den Film gucken würden. In Wahrheit wusste ich aber noch nicht einmal, worum es eigentlich ging.

Mrs. Wookie ♥ (Taddl fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt