Ein Geständnis

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Ich war noch nie eine gute Läuferin. Schon in der Schule wurde ich immer von den Anderen im Sport abgehängt und lief stehts als Letzte über die Ziellinie. Diesen Nachteil bekam ich jetzt gnadenlos zu spüren, denn trotz der Tatsache, dass ich rund drei Meter Vorsprung gehabt hatte, war Etienne mir dicht auf den Fersen. 

Taddl packte mich grob am Handgelenk und zog mich unermüdlich weiter, auch wenn ich andauend stolperte und mir an den Stäuchern am Wegesrand schon die kompletten Knöchel aufgerissen hatte, die zwischen dem Stoff meiner Hose und den Turnschuhen freilagen. 

,,Nicht aufgeben, Katy!" Ich erkannte seine Stimme nur noch dumpf in der Ferne, bevor ich fast der Länge nach hinschlug. Im letzten Moment bemerkte ich den Ruck, als er mich nur Zentimeter über dem Boden an den Schultern packte und hochriss. Mein gesamtes Blickfeld schwankte und ich hatte das Gefühl, alles doppelt und dreifach zu sehen. Vorsichtig setzte Taddl mich auf dem Boden ab und wandte mir den Rücken zu.

,, Sie gehört mir! '', lallte Etienne und holte mit dem rechten Arm aus. Taddl wich dem gekonnten Schlag nach rechts aus und sprang ein Stück zurück, bevor ihn der Kinnhacken treffen konnte, zu dem Etienne jetzt ausholte. Vermutlich hatte er mehr als nur ein Bier getrunken um seine neugewonnene Freiheit zu feiern. Der Kerl war einfach nur widerlich. 

,, Das hättest du wohl gern!" Unbarmherzig landete Taddls geballte Faust an der Kante von Etiennes' Kinn und ließ seinen Kopf ruckartig zur Seite schnellen. Bevor Taddl jedoch ausweichen konnte, rammte Etienne ihm sein Knie in den Magen und verpasste ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht. 

Taddl taumelte ein Stück zurück und hielt sich den Bauch. Aus seiner Kehle drang ein Laut, der eher mit dem Knurren eines Tieres zu identifizieren war als mit einer bloßen Drohung und im nächsten Moment sprang er schon auf Etienne zu um ihn mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen. 
Für einen Moment war Etienne verwirrt und aus seiner Nase ließ dick und dunkelrot das Blut. 
Wie gelähmt ah ich dem Schauspiel zu, dass sich vor meinen Augen bot und tastete panisch nach meinem Handy in meiner Tasche. Hoffentlich hatte ich es eben nicht verloren. 

Ich hatte das Telefon gerade in der Tasche erblickt, als es mich von hinten an der Schulter wegriss und mir ein harter Tritt in den Bauch verpasst wurde. Ich musste Würgen und schmeckte die bittere Galle, die mir die Kehle hochstieg. 

,, Fass sie noch einmal an und ich brech dir sämtliche Knochen!", bellte Taddl und riss Etienne weg von mir, schubste ihn auf den Boden. Mit wutverzerrtem Gesicht hockte er über ihm und verpasste ihm immer wieder Schläge mit der Faust. Einmal. Zweimal. Dreimal, bis Etiennes' Kopf schließlich zur Seite wegsackte und er dunkelrotes Blut spuckte. Als er die Augen aufschlug, holte er aus und traf Taddl hart unter dem Kinn, wodurch dieser nach hinten gestoßen wurde und hart mit dem Kopf auf dem Boden aufkam. Stöhnend hielt er sich den Hinterkopf. Der nächste Tritt, den Etienne platzierte, zielte genau gegen seinen Rücken. Als sich Etiennes Fußspitze in Taddls Hohlkreuz drückte, schrie dieser auf. 

Mit zitternden Finger wählte ich die Nummer und rutschte langsam von Etienne weg. Wenn er mitbekam, dass ich die Polizei rief, war ich dran. 

Ein Tuten. Dann ein Klicken in der Leitung. ,,Hallo? Polizei Köln, wie kann ich Ihnen helfen?'' 
Die freundliche Stimme der Beamtin am anderen Ende versprach Sicherheit. 

,, Ich brauche dringend Hilfe, ich... Mein Freund wird zusammengeschagen und.. '' Meine Stimme brach. ,, Er blutet und oh Gott... Bitte helfen sie mir.'', flüsterte ich und konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen über das Gesicht liefen, während ich in den Hörer schluchzte. 

,,Ich brauche ihre Position. Sagen Sie mir bitte, wo sie sind. Wir werden Ihnen helfen.'', versprach die Frau. Irgendwie glaubte ich ihr, auch wenn im Moment alles auswegslos schien. 
,,Nordstadt-Park... In der Nähe vom Teich...'', wimmerte ich. 
,, Verhalten sie sie ganz ruhig. Wir werden gleich bei Ihnen sein.'' , riet mir die Polizistin, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. 

Etienne hatte mittlerweile bemerkt, dass ich telefonierte und hielt einen Moment inne. Seine Nasenlöcher waren gebläht, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und er sah mich aus schockgeweiteten Augen an. ,, Du hast nicht..!'' Weiter kam er nicht, denn in der Ferne waren schon Sirenen zu hören. Ohne sich nochmal umzusehen, machte Etienne auf dem Fuß kehrt und sprintete davon, während das Geräusch der Sirenen immer lauter wurde. 

Vorsichtig kroch ich hinüber zu Taddl, der am Boden lag und Arme und Beine seltsam verkrümmt von sich streckte. Ganz zärtlich nahm ich sein Gesicht in meine Hand und legte seinen Kopf auf meinem Schoß. Mit zitternden Fingern schob ihm ihm das blonde Haar aus der Stirn. 
''Halt durch. Bitte.'', flehte ich mit zitternder Stimme und platzierte einen sanften Kuss auf seinen aufgeplatzeten Lippen. Aus einer Platzwunde an seiner Augenbraue sickerte langsam das Blut und floss sein Gesicht hinunter. Es sah ein bisschen aus wie Tränen.  ,, Ich liebe dich.''

Mrs. Wookie ♥ (Taddl fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt