Kapitel 14

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Der nächste Tag flog in eiligem Tempo an mir vorbei, sodass ich kaum noch hinterherkam.

Kaum waren wir bei ihm zu Hause angekommen, sah ich mich auch direkt um;
Es war ein steinernes Haus mitten in London, umgeben von vielen weiteren die seinem recht ähnlich sahen. Von Außen wirkte es recht kühl und nicht sonderlich wohnlich, doch von Innen sah das Ganze dann wieder anders aus; Innen wirkte alles warm und einladend, auch wenn sein Mobiliar sehr rustikal gewesen war. Es gab eine untere Etage bestehend aus; Einer hölzernen, altmodischen, mittelgroßen Küche, in der ein Dutzend Gläser stand, welche randvoll mit Kräutern gefüllt waren. Einem Wohnzimmer, welches neben einem kleinen Kamin und zwei bequem aussehenden Sesseln mit riesigen, bis zur Decke hohen Regalen eingerichtet war, in denen unzählige Bücher standen. Ebenfalls gab es im unteren Wohnbereich ein kleines Bad. Oben gab es statt drei, vier Zimmer; Sein Schlafzimmer, in dessen ein riesiges Bett sowie ein kleiner Schrank und eine Kommode stand. Ein Gästezimmer, dass seinem Schlafzimmer fast haargenau ähnelte. Ein Badezimmer, welches größer als das Unten gewesen war, versehen mit einer Badewanne und zwei statt einem Waschbecken. Und sein Heiligtum; Sein Arbeitszimmer. Darin standen hohe Regale, ebenfalls voller Bücher, ein Pult auf dem Federn, Pergamentrollen und Tintengefäße lagen, ein ganzer Schrank voller Kräuter, tierischen und pflanzlichen Produkten, welche man für die verschiedensten Zaubertränke benötigte und sämtliche Kessel. Alles in allem, konnte ich mir gut vorstellen, dass ich mich bei ihm wohlfühlen würde.

Nachdem wir die Frage geklärt hatten, wo ich schlafen würde und ich mich dazu entschieden hatte, mir mit ihm ein Bett zu teilen, räumte ich meine Sachen aus dem Koffer in einen freien Schrank, welchen er mir großzügiger Wiese freigeräumt hatte. Dabei fiel mir auf, dass ich für die gesamten Ferien bei ihm wohl etwas zu viele Klamotten eingepackt hatte, doch musste ich bedenken, dass ich im Anschluss direkt wieder nach Hogwarts fuhr.

„Trink das." Severus hielt mir eine schwarze Tasse unter die Nase, nachdem wir es uns in den Sesseln gemütlich gemacht hatten.

„Tee?"

Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben, nachdem ich daran gerochen hatte und einen süßlichen Geruch ausgemacht hatte.

„Selbst gekochter Tee mit den verschiedensten meiner Kräutern." Korrigierte er mich.

Dann setzte auch er sich auf den Sessel, legte seine Lippen an seine Tasse und trank einen Schluck, bevor er mir seine volle Aufmerksamkeit schenkte.

„Fühlst du dich wohl? Oder gibt es etwas, was nicht deinen Vorstellungen entspricht? Sollte dies der Fall sein, dann-"

Doch ich fiel ihm ins Wort; „Severus. Ich fühle mich wohl. Es gibt keinen Ort der Welt an dem ich mich nicht wohl fühlen würde, so lange du an meiner Seite bist. Du machst jeden Ort perfekt."

„Außerordentlich lieb. Manchmal plagt die Frage, ob ich dich wirklich verdient habe, meinen Geist. Manchmal kommt es mir so vor, als wärst du zu gut für einen alten, verbitterten Professor wie mich. Deine Seele ist noch so rein und deine Weste weiß."

„Ich erkenne keinen alten, verbitterten Professor in dir-" lächelte ich „Ich sehe einen wundervollen, hinreißenden Mann, der mein Herz besitzt. Ein Mann von dem ich hoffe, dass er mein Herz für immer bei sich behalten wird."

„Solange dies dein Wunsch ist, behalte ich dein Herz auf alle Ewigkeiten."

Seine schwarzen Augen trafen auf meine, mein Blick versank fast in ihnen und es schien mir, als würde ich direkt in seine Seele starren. Doch es war kein unangenehmes, befremdliches Starren. Eher ein liebevolles, vertiefendes Starren. Als würde ich durch einen Blick noch mehr über ihn erfahren. Als würde ein Blick alleine mir so vieles über ihn sagen.

„Wie steht es um deine Müdigkeit?" Durchbrach er das Schweigen, welches zwischen uns herrschte.

Auch wenn es nicht unangenehm gewesen war.

„Die Anreise war ermüdend." Gab ich zu „Doch trotzdem fühle ich mich nicht so, als könnte ich jede Sekunde einschlafen. Viel lieber würde ich etwas hören, deine Stimme die etwas vorließt, um genau zu sein."

Nachdem die letzten Worte meine Lippen verlassen hatten stand er auf, stellte seinen Tee beiseite und lief hinüber zum Bücherregal.

Für manchen würde es komisch rüberkommen, wenn man seinen Liebhaber darum bat, einem etwas vorzulesen. Und auch ich hatte dies niemals für möglich gehalten- Doch bei ihm war es einfach anders gewesen. Seine Stimme beruhigte mich so sehr, durch ihren dunklen und rauen Ton. Sie ließ mich entspannen. Sie zeigte mir, dass der Mensch, welchen ich liebte, neben mir war und niemals gehen würde. Sie gab mir eine gewisse Sicherheit, die ich so lange gesucht hatte. Und auch wenn es nur Vorlesen gewesen war, war es dennoch ein intimer Moment zwischen ihm und mir gewesen- Ein intimer Moment der Ruhe und der Vollkommenheit.

Als er sich für ein Buch entschieden hatte stand er vor mir und reichte mir seine Hand.

„Komm. Ich denke es wäre besser, wenn ich dir im warmen Bett vorlese. Für den Fall, dass dich die Müdigkeit doch überkommen sollte."

Ohne zu zögern legte ich meine Hand in seine denn ich wusste, dass er recht gehabt hatte. Und so liefen wir gemeinsam nach oben in sein Schlafzimmer. Ich zog mir eines seiner Shirt's an, band meine Haare zu einem Zopf und kuschelte mich anschließend mit ihm unter die Bettdecke. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust. 

Er schlug das Buch auf und begann zu lesen;

„Das Märchen von den drei Brüdern."

„Ließt du etwas von Beedle dem Barden? Denn ich könnte schwören, ich habe diese Überschrift schon einmal im Zusammenhang mit ihm gehört."

„Schlaues Mädchen" bestätigte er meine Theorie und fuhr fort „Es waren einmal drei Brüder, die wanderten auf einer einsamen, gewundenen Straße in der Abenddämmerung dahin. Nach einiger Zeit kamen die drei Brüder zu einem Fluss, der war so tief, dass sie nicht hindurchwaten konnten, und so gefährlich, dass sie nicht ans andere Ufer schwimmen konnten."

Seine dunkle Stimme war angenehm. Und so sehr ich meine Augen auch schließen wollte; Ich konnte es nicht. Etwas in meinem Inneren wollte dieser Geschichte ganz genau lauschen.

„Doch die Brüder waren der magischen Künste kundig, und so schwangen sie einfach ihre Zauberstäbe und ließen eine Brücke über dem tückischen Wasser erscheinen. Sie hatten die Brücke halb überquert, da trat ihnen eine Kapuzengestalt in den Weg. Und der Tod sprach zu ihnen. Er war zornig, weil er um drei neue Opfer betrogen worden war, denn für gewöhnlich ertranken Wandersleute in dem Fluss. Doch der Tod war gerissen. Er tat, als würde er den drei Brüdern für ihre Zauberkunst gratulieren, und sagte, weil sie so klug gewesen sein, ihm zu entrinnen, verdiene jeder einen Lohn."

Zu diesem Zeitpunkt, als ich dort in seinen Armen lag und der Geschichte lauschte, wusste ich nicht, dass sie eines Tages von großer Bedeutung für mich sein würde. Ebenso wenig wusste ich, was für ein Schicksal auf uns wartete- Ein dunkles Schicksal.

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt