An Schlaf war jedoch nicht zu denken gewesen, denn um Punkt 22 Uhr befand ich mich wartend in unserem Gemeinschaftsraum, so wie Draco und ich es am Morgen im Zug abgesprochen hatten. Meine Gedanken um die Frage worüber er mit mir reden wollte drehten sich im Kreis und dennoch fand ich keine plausible Antwort.
Ging es um sein momentanes Befinden?
Ging es um den Grund weshalb er momentan so komisch drauf war, auch wenn ich es bereits wusste nur er selbst davon keine Ahnung hatte?
Darum, dass er ein Todesser war, so wie ich?
Mein unbrechbarer Schwur..
Mein Versprechen an den dunklen Lord, dass ich Teil seiner dunklen Armee war..
Und all das aus Liebe zu ihm-
Severus Snape, der Mann der mein ganzes Leben verändert und bereichert hatte.
Eine kalte Hand auf meiner Schulter riss mich urplötzlich aus meinen Gedanken und panisch drehte ich mich im schwachen Schein des Kamins um. Mein Herz raste wie wild und mein Atem setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus.
„Ganz ruhig-" grinste Malfoy mich an „Ich wusste gar nicht, dass du so schreckhaft bist."
„Das bin ich auch nicht." Lautete meine stumpfe Antwort „Ich- Ich war nur in Gedanken, nichts weiter."
Auch wenn es stimmte, so war es nicht die ganze Wahrheit gewesen. Seit ich meinen Schwur abgelegt hatte und Teil der Todesser war, seit dem an hatte ich kaum noch ruhige Nächte. Jedes kleine Geräusch löste in mir Unsicherheit und ein Funken an Panik aus. In meinen Träumen besuchte mich die Dunkelheit und das pure Böse.
„Natürlich nicht." Mit einer Handbewegung verdeutlichte er mir, dass wir uns auf das Sofa setzten sollten „Wie könnte D/N D/N/N, eines der tapfersten Mädchen aus Hogwarts, schreckhaft sein."
Da war es wieder-
Sein ganz spezielles und provokantes Grinsen.
„Halt die Klappe." Mit diesen Worten ließ ich mich auf meinem Sitzplatz nieder „Du hast mich einfach nur in einem nachdenklichen Moment erwischt."
Immer noch breit grinsend nickte er „Hast du über den bevorstehenden Ball nachgedacht?"
Einen Ball?
„Welchen Ball?" Verwirrt sah ich ihn an „Habe ich etwas verpasst?"
„Eine ganze Menge. Wo warst du? Du bist aufgestanden, gegangen und bist weg geblieben."
„Ich brauchte frische Luft."
„Fast zwei Stunden lang?" Misstrauisch sah er mich an „Du hättest etwas sagen können."
Damit er mich und einen Professor dabei sah, wie wir glücklich miteinander durch den Schein des Mondes spazierten?
Sicherlich nicht.
„Meine Gedanken-" erklärte ich mich „Ich musste meine Gedanken sortieren. Alleine. Aber darum geht es nicht. Was für ein Ball?" Hakte ich erneut nach.
Malfoy fuhr mit seiner Hand durch seine Haare.
„Dumbledore hielt es für eine gute Idee zu Beginn des neuen Jahres einen Ball zu geben, altmodisch mit Kleidern und Anzügen. Wenn du mich fragst hat er sie nicht mehr alle. Mein Vater meint, er sei zu alt und der Meinung bin ich auch." Etwas spiegelte sich in seinem Gesicht, Hass und Verachtung „Aber wenn wir schon hier sind wollte ich dich fragen, ob du mit mir auf den Ball gehen möchtest?" Sein Blick wandte sich nicht vom Feuer ab. Er wirkte unsicher.
Draco Malfoy, mein bester Freund, fragte mich, ob ich seine Begleitung sein wollte.
Was würde Severus davon halten?
Vermutlich nicht viel nach allem was passiert war..
Aber was blieb mr anderes übrig? Wenn dieser Ball tatsächlich stattfand, dann wollte ich keines Weges alleine dort auftauchen. Aber mit meinem Freund konnte ich dort definitiv nicht erscheinen, dass war nun einmal der Nachteil an unserer Beziehung und genau das hasste ich so sehr. Es machte mich krank wenn ich darüber nachdachte.
„Es wäre mir eine Ehre, Mr Malfoy." Lächelte ich.
Die Entscheidung traf ich ohne mit Severus darüber gesprochen zu haben. Und ich wusste, dass genau das Folgen haben würde doch in diesem Moment erschien mir das die einzig richtige Lösung gewesen zu sein. Durch meinen geleisteten Schwur musste ich meinem besten Freund nahe sein, auch wenn er diese Nähe anders deutete. Ich musste ihn schützen vor dem was kommen würde und an seiner Seite sein in diesen schweren Zeiten. Das was er durch machte betraf uns beide und wir beide würden das nur gemeinsam durchstehen. Seit wir Kinder waren war mir bewusst, dass eines Tages der Tag kommen würde an dem ich ihm half und nicht er mir. An dem ich die stärkere Person von uns beiden sein musste, an dem er meine Hilfe benötigte, auch wenn er dies nicht gerne zu gab.
Wenn er nur wüsste.
Als mein Blick auf seinen traf erkannte ich das erste Mal seit Ewigkeiten einen Funken Freude in seinen Augen. Er schien das erste Mal seit langer Zeit wieder etwas wie Glück zu empfinden.
„Ist das dein ernst?" Schmunzelte er „Nach dem du mir dauernd aus dem Weg gegangen bist willst du jetzt mit mir auf den Ball gehen?"
„Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen." Protestierte ich „Aber ja, ich möchte mit dir auf den Ball gehen."
„D/N, du bist mir aus dem Weg gegangen. Keiner weiß was mit dir los ist, aber du verhältst dich seit Monaten komisch. Du verschwindest auf seltsame Art und Weise, tauchst erst nach Stunden wieder auf und dann hast du ein Grinsen auf den Lippen, als würdest du etwas getan haben. Du bist in dich gekehrt, redest kaum noch mit jemanden und bist sehr nachdenklich."
Sollte das eine Ansage werden? Zumindest klang es danach, wenn man auf seinen Tonfall achtete. Es klang so, als würde er mir all das vorhalten und vorwerfen wollen.
„Und was ist mit dir? Denkst du nicht, dass das keinem auffällt? Du wirst jedes Mal blasser, isst kaum noch etwas, redest mit niemandem und verhältst dich komisch."
Was er konnte, konnte ich schon lange.
Sein vorher vorwurfsvollen Blick veränderte sich in einen düsteren, schmerzenden Blick. Seine Augen richteten sich erneut auf das Feuer und Stelle trat zwischen uns ein.
„Das geht dich nichts an." Murmelte er so leise, dass es kaum hörbar gewesen war.
„Das geht mich nichts an?" Wiederholte ich ihn „Du bist mein bester Freund. Das geht mich sehr wohl etwas an. Denkst du, dass ich keine Vermutungen habe?"
Ein ironisches Lachen seinerseits.
„Vermutungen. Du hast doch keine Ahnung."
Es war mir bewusst, dass ich seiner Mutter das Versprechen gegeben hatte. Und ich würde nicht sagen was ich getan hatte, aber es reicht mir.
„Du gehörst zu ihnen." Platzte es aus mir heraus „Du bist Teil vom dunklen Lord. Und das liegt wahrscheinlich nicht einmal an dir sondern an deinem Vater. Er zwingt dich dazu Sachen zu machen die du nicht willst, er hat dich und eine Mutter in der Hand und er-"
„Lass es." Unterbrach er mich laut „Hör auf damit. Du- Du hast keine Ahnung worüber du redest, D/N."
„Ach nein?" Machte ich weiter „Willst du es also verleugnen? Ich dachte wir beide wären ehrlich zueinander."
Auch, wenn ich das nicht wirklich gewesen war..
„Was willst du von mir hören? Dass mein Vater mich dazu zwingt?" Spöttisch lachte er „Dass ich die Drecks Aufgaben machen muss? Dass ich in einer Situation bin in der ich nicht sein will? Der kalt und emotionslose Draco Malfoy hat offenbar doch Gefühle."
Diese Worte reichten mir und so ließ ich die Bombe platzen..
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Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfte
Romance„Ja, es ist gefährlich. Und ja, ich bin dein Professor. Aber ich liebe dich und werde es ewig tun- immer."