Kapitel 7

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„Ich habe wirklich Angst, dass ich irgendwo gegen laufe. Oder stolpere, oder-"

„Dir kann niemals etwas passieren, solange ich an deiner Seite bin."

Auch wenn ich rein gar nicht sah, dem Ungewissen ausgeliefert war, so konnte ich anhand seiner Stimme erkennen, dass ein kleines Lächeln auf seinen Lippen gezeichnet war. Und dieses Wissen ließ auch mich lächeln.

Er hatte mit seinen Worten recht gehabt. Eine Sache die mir bereits bewusst geworden war, nachdem er mich das aller erste mal geküsst hatte; In einem völlig leeren und ruhigen Klassenzimmer. Er wollte mich sprechen, hatte sich einen komischen, nicht wirklich überzeugenden Grund gesucht gehabt. Schon zuvor wechselten wir Blicke; Beim Essen, auf den Gängen, im Unterricht. Diese Blicke, sie waren intensiv gewesen, verführerisch. Und zu jenen Zeiten irritierten sie mich. Die Gedanken ließen mir keine Ruhe und ich dachte, dass ich mir all das um ihn nur einbilden würde, dass es vielleicht einseitig und falsch von mir gedeutet war. Aber er zeigte mir das Gegenteil. Unser Gespräch bestand daraus, was einst mir meiner Mutter geschehen war. Woher ich kam.
Wo ich lebte, bevor ich Hogwarts besuchte. Während des Gespräches kam er mir immer näher. Und ich wurde immer nervöser. Doch irgendwann tat er es einfach, küsste mich. Und noch nie fühlte sich etwas so richtig an, wie es in diesem Moment der Fall gewesen war. Nach diesem Kuss sahen wir uns immer öfter, trafen und nach dem Unterricht heimlich in seinem Raum, nach dem Essen auf der Brücke oder Nachts auf dem Astronomieturm. Immer und immer öfter. Irgendwann schlief ich dann bei ihm, verschwand öfter aus der Bibliothek oder dem Unterricht, seinetwegen. So, wie es immer noch gewesen war. Und tief im Inneren betete ich, dass es niemals endete.

Plötzlich wurde es wieder totenstill um uns herum. Nur der Gesang der Vögel war zu hören gewesen. Sie klangen lieblich und fröhlich, als könnte keine Trauer der Welt sie davon abbringen, ihren Gesang verstummten zu lassen. Der Wind raschelte durch die Bäume und ließ die Blätter, die an ihren langen Ästen hingen, geräuschvoll rascheln.

Nach gefühlten Ewigkeiten blieben wir stehen.

„Nun, da wären wir." Durchbrach er die Stille.

„Kann ich meine Augen nun öffnen?"

„Verweile einen Moment-" Er ließ von meiner Hand ab, legte seine um meine Schultern und schob mich ein kleines Stück behutsam nach rechts „Nun; Öffne sie."

Und ich tat es, brauchte jedoch einen kleinen Moment bis ich mich an die Helligkeit des Tageslichtes gewöhnt hatte.

Das Warten hatte sich gelohnt.

Ich war sprachlos gewesen;

Vor mir breitete sich, in allen erdenklichen blau Tönen, glitzernd in der Sonne, ein breiter See aus. Um ihn herum stand der dichte Wald, der ihn wohlmöglich vor fremden Blicken schützten sollte. Kleine Kieselsteine umfassten das Ufer und bewegten sich mit, wenn größere Wellen mit beruhigenden Geräuschen an sie heran gespült wurden. Ein langer, schmaler und hölzerner Steg führte, von einem kleinen Teil des Ufers aus, einige Meter hinaus in das Wasser.

„W-Wow-" stammelte ich atemlos und drehte mich zu Severus um, der eine altmoderne Kamera in der Hand hielt mit der er mich fotografierte „Was- Was machst du da?"

Doch statt, dass er sie sinken ließ, schoss er mit einem klickenden Geräusch und einem hellen Blitz ein weiteres Foto von mir.

„Severus Snape!" Kicherte ich „Was in Merlin's Namen tust du da?"

„Diesen perfekten Moment in eine Ewigkeit verwandeln.." Verließen die Worte gefühlvoll seine Lippen.

Langsam lief ich über den grünen, mit Gänseblümchen bedeckten Rasen, auf ihn zu und drückte die Kamera, die vor seinem Gesicht hing, schließlich ein Stück nach unten um in seine tiefen, schwarzen Augen sehen zu können.

Sie zeigten mir schon wieder das Unendliche.

„Professor.." so nannte ich ihn öfters um unseren Altersunterschied immer wieder zur Erinnerung in seinen Kopf zu bringen „Was haben Sie in ihrem Amortensia wahrgenommen?"

Mit einem dumpfen Geräusch landete der alte Fotoapparat im Gras und er nahm meine Hände in seine „Ich denke, dass Sie sich über die Antwort bereits im Klaren sind, Mrs D/N/N."

Mein Blick versank in seinem, es fühlte sich an als würde ich fallen, hinein in ein endlosen Raum voller Geborgenheit und Sicherheit.

„Besteht die Möglichkeit, Professor, dass Sie dabei sind, sich zu verlieben?"

Mein Herz pulsierte. Mir schien es nahe zu so, als würde er es hören können.

Stumpf sah er mich an, was mich für einen kurzen Moment lang ziemlich stark verunsicherte. Vermutlich waren meine Worte nicht Weise gewählt gewesen oder ich war zu naiv gewesen. Zu naiv, dies überhaupt zu einem Thema zu machen.

„Ich würde nicht behaupten, dass meine Wenigkeit dabei ist sich zu verlieben." Lautete seine Antwort und ein kleines Stechen zog durch mein Herz „Ich würde eher behaupten, dass dies schon längst passiert ist, Mrs D/N/N. Und vermutlich ist dies auch einer der Gründe, weswegen ich mit Ihnen in diesem Moment hier stehe."

Was?

Was meinte er damit?

Was wollte er mir damit sagen?

Hatte er mich aus einem bestimmten Grund hierher gebracht gehabt?

Nicht nur aus Spaß?

„Natürlich ist diese Aussicht atemberaubend und einzigartig, doch Sie sind es noch viel mehr. Es vergeht nicht ein einzelner Tag, nicht eine Unterrichtsstunde und nicht eine Minute in denen Sie nicht in meinem Kopf sind."

„I-Ich dachte, dass alles soll einfach eine Affäre sein.." stammelte ich, etwas überfordert mit dem was in jenem Moment vor sich ging.

„Ja, das sollte es sein, zu Anfang. Aber mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen. Ein halbes Jahr voller Höhen und Tiefen, ein halbes Jahr voller Berührungen, Leidenschaft und vielem mehr. Und von Tag zu Tag wird mir mehr bewusst, dass ich dich an meiner Seite möchte, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Deswegen liegt mir eine Frage auf dem Herzen."

Bei Merlins Bart.

Meine Gefühle und Gedanken drehten sich vor Aufregung.

Vor Nervosität.

Severus legte erneut seine Hand an meine Wange und sag mir tief in die Augen „Sei meine Geliebte, sei die Frau, die ich seit so langer Zeit an meiner Seite wissen möchte. Sei die Frau, die mir all ihre Liebe und Aufmerksamkeit schenkt. Und lass mich dich lieben, so wie du es verdient hast."

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt