3 - Joker

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"Willst du mitspielen?", fragte ich den grünhaarigen Irren trocken, nachdem die Doktoren verschwunden waren und er keine Anstalten machte, etwas zu sagen.

"Ich mag Spielchen", entgegnete er noch immer in dieser komischen Singsang-Stimme und bewegte den Kopf zur Seite, dann zur anderen und ein Stück nach vorne. Ich runzelte die Stirn. Er grinste mich an, hatte dabei aber immer noch diesen irren Blick in den Augen. Mein Blick wurde noch ein Stück skeptischer, als ich seine metallenen Zähne sah. Ja, Metall. Ob sie nur von Metall überzogen waren oder komplett aus dem Stoff bestanden, konnte ich nicht sagen. Auf alle Fälle verlieh ihm das ein noch wahnsinnigeres Erscheinen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden sollte; ob ich ihn bewundern oder verachten sollte.

"Wenn du mitspielst, werde ich es auch tun", entgegnete ich mit möglichst neutraler Stimme. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass seine Art mich auf seltsame Weise wütend machte - vor allem die Stimme. Sie war mir von dem ersten Wort an, das er von sich gegeben hatte, in Mark und Bein gegangen.

Er zeigte mir wieder seine wunderschönen Zähne, die in dem Sonnenlicht, das von dem langen Fenster links von mir in den Raum strahlte, aufblitzten. Wieder bewegte er seinen Kopf zur Seite, dann ein Stück zurück, bevor er ruckartig die Frage stellte: "Wie heißt du?"

"Faite", antwortete ich ehrlich. "Du?"

"Joker, aber du darfst mich J nennen."

"Wie großzügig", murmelte ich und er grinste mich von gegenüber wieder mit diesem merkwürdigen Grinsen an. Ich ließ mich allerdings nicht davon beirren, sondern überlegte, woher der Name Joker mir bekannt vorkam.

Ich räusperte mich. "Alsooooo... Joker." Ich benutzte absichtlich nicht den Spitznamen, den er mir angeboten hatte. "Was ist deine Geschichte?"

"Meine Geschichte? Meine Geschichte?" Redete ich etwa undeutlich? "Meine Geschichte?" Seine Stimme wurde lauter. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte kurz abgehackt zur Decke. Dann schoss sein Kopf blitzschnell wieder zu mir. "Du willst meine Geschichte wissen?"

"Ich hab nur versucht Smalltalk zu führen", entgegnete ich gereizt und würde, wenn ich könnte, abwehrend die Hände heben. "Das wollen die doch." Ich wies mit dem Kinn auf die Tür, durch die Kenneth und Quinzel verschwunden waren.

"Machst du immer das, was sie von dir verlangen?" Er beugte sich zu mir nach vorne. Da sein Oberkörper nicht am Stuhl festgebunden war, gelang ihm das besser als mir.

"Natürlich nicht!", antwortete ich scharf. "Aber bevor wir ewig hier stumm herumsitzen, können wir uns doch auch unterhalten."

Er lehnte sich zurück, wieder nach vorne und sah mir mit durchdringendem Blick in die Augen. "Dann sag mir, Faiiiite." Es gefiel mir nicht, wie er meinen Namen langzog. "Woher kenn ich dich?"

Ich hob eine Augenbraue. Woher sollte er mich kennen? Ich war niemand Bekanntes; war erst vor Kurzem nach Gotham City gekommen und hatte mir in der kurzen Zeit nur bedingt einen Namen gemacht. Ich blieb nicht gerne lange an einem Ort, aber Gotham hatte mir gefallen. Vielleicht war es, weil die Stadt von Verbrechern regiert wurde oder weil es unter den vielen Toten und Anschlägen, die es hier gab, nicht auffiel, wenn ich den ein oder anderen verirrten Passanten umbrachte. In anderen Städten, in denen ich zuvor meine Zeit verbracht hatte, war mir schneller die Polizei auf die Schliche gekommen und es war schwieriger geworden, unbemerkt zu morden. Ich hatte es gerne einfach. In Gotham war es einfach gewesen, nicht erwischt zu werden. Die meisten Morde schoben sie einfach auf die Mafia oder die anderen Verrückten, die hier ihr Unwesen trieben.

"Ahhhh, nein", sagte Joker, bevor ich die Möglichkeit hatte, zu antworten. "Ich weiß es." Er grinste mich triumphierend mit seinem Metall-Lächeln an. "Ich weiß es. Du bist die, die Tony ermordet hat. Richtig brutal, muss ich sagen. Kaum Blut zu sehen... war sogar noch bleicher als ich." Die letzten Sätze redete er schnell und ohne Punkt und Komma. Sie verschwammen miteinander, aber ich hatte ihn trotzdem verstehen können. "Er war einer meiner besten Männer, weißt du. Du bist mir etwas schuldig."

Verfluchter Wahnsinn (Joker ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt