Nachdem sich das Feuer in meinem Herz für heute zurückgezogen hatte, redeten Joker und ich noch einige Zeit über verschiedene Dinge. Er erzählte mir Geschichten von seinen Überfällen und Morden, ich erzählte ihm welche von meinen. Wir lachten viel, das stand außer Frage, und meistens auf Kosten anderer. Ich erklärte ihm auch, wie ich glaubte, dass der Fluch genau funktionierte.
"Mein Herz ist der Ursprung, von dort wird der Fluch durch meine Adern gepumpt. Heißt, dass der Auslöser für die Schmerzen in meinem Blut liegt. Wenn ich dann anderes, nicht verfluchtes Blut trinke, neutralisiert sich dieser Auslöser dann irgendwie und der Fluch lässt nach. Wenn ich also genauso viel reines Blut trinke, wie ich im Körper hab, sollte es sich neutralisieren. Leider regeneriert sich der Fluch ziemlich schnell, weshalb er am nächsten Tag wieder uneingeschränkt zuschlagen kann, sollte ich nicht wieder literweise Blut trinken."
"Interessant!", meinte Joker in lallender Stimme, bevor wir uns wieder lustigeren Themen widmeten. Die Zeit verlief viel schneller, als allein in meinem langweiligen Zimmer. Ich bemerkte erst, als sich die Tür zu dem Behandlungszimmer öffnete, dass es draußen schon langsam dunkel wurde. Kenneth und Quinzel traten ein, gefolgt von Mike und Mickey. Mein Psychiater hatte ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, das ich ihm am liebsten aus der Fresse geschlagen hätte. Ich verengte wütend die Augen, als mir wieder bewusst wurde, dass Joker und ich uns die ganze Zeit in einem von Kenneth' Experimenten befunden hatten. Und so wie es schien, war es ein voller Erfolg gewesen. Auch Doktor Quinzel hatte ein Lächeln im Gesicht, obwohl es ein Stück gezwungener aussah. Sie hatte ihre Augen wieder auf Joker fixiert und schien mich überhaupt nicht wahrzunehmen. Musste sie auch nicht, weil Kenneth die ganze Arbeit für sie übernahm.
"Wir werden euch jetzt zurück in eure Zimmer bringen", sagte er in seiner beruhigenden Stimme, die mich jedoch rasend werden ließ. Ich sah zu Joker hinüber, der seine Psychiaterin mit einem seltsamen Grinsen betrachtete. Immer wieder legte er den Kopf nach links und rechts, wie als würde er die Bewegung einer Schlange imitieren.
Mike und Mickey kamen auf mich zu, aber bevor sie mich erreichen konnten, setzte sich Joker ruckartig in Bewegung. Er überquerte mit einer Bewegung den Abstand zwischen uns und legte einen Arm in einer Art Umarmung um meine Taille. Zu verwirrt, um einen Schritt zurückzuweichen, ließ ich es zu. Allerdings stellte sich sogleich heraus, dass er andere Ziele mit diesem plötzlichen Körperkontakt verfolgte.
Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr und wie beim ersten Mal, jagte es mir auch jetzt eine Gänsehaut durch den Körper. "Keine Sorge, wir werden bald frei sein", hauchte er mir so schnell und leise ins Ohr, dass ich mir nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
Er löste sich von mir, grinste mich mit seinem typischen, irren Metall-Grinsen an, bevor er an Mike und Mickey vorbei aus dem Raum marschierte. Mir entging nicht, wie Doktor Quinzel ihn mit ihren Augen dabei verfolgte.
Nachdem ich von Mike und Mickey zurück in meine Zelle geführt worden war, schmiss ich mich auf mein Bett und dachte über Jokers letzte Worte nach. Was meinte er damit, dass wir bald frei sein würden? Stand er unter Wahnvorstellungen? Wollte er uns umbringen (wobei das bei mir nicht ganz funktionieren würde, obwohl ich danach zumindest nicht mehr in Arkham sein würde)? Oder hatte er wirklich vor, hier auszubrechen? Da stellte sich aber mir die Frage, wie er das machen wollte? Hier war jeder Patient rund um die Uhr bewacht, viele zusätzlich isoliert. Keine Chance auch nur einen kleinen Aufstand anzuzetteln.
Ich ignorierte mein heutiges Abendessen und ging stattdessen sofort zu Bett. Bevor ich einschlief, würde allerdings noch einiges an Zeit vergehen. Mein Kopf war zu voll mit Dingen, über die er noch nachdenken musste.
---
Es passierte gegen Abend, zu der Zeit, als die Wachen ihre Schichtwechsel durchführten und die ersten Psychiater kurz davor waren, Feierabend zu machen. Es passierte einige Tage, nachdem ich Joker das letzte Mal gesehen hatte und es passierte glücklicherweise nachdem ich die tägliche Ladung Schmerzen hinter mir hatte. Der Alarm ging als erstes los - laut und grellend hallte er in meinem Gehör wieder. Als nächstes hörte ich Schüsse, viele Schüsse. Dann wurden die Zimmertüren geöffnet und ich hörte die Schreie. Neugierig trat ich durch die Tür hinaus auf den Gang. Mike und Mickey waren verschwunden - vermutlich war ihre Schicht bereits vorbei - und auch keine anderen Wachen waren in meiner Nähe zu sehen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. War es das, was Joker gemeint hatte? Steckte er hinter dem... Überfall? Ein Mann mit einer Panda-Maske kam um die Ecke auf mich zu gelaufen, gefolgt von mehreren Wachmännern. Allesamt trugen sie Schusswaffen und ich drückte mich gegen die Wand, um von keiner Kugel getroffen zu werden. Es war mehr ein Reflex, als eine bewusste Entscheidung gewesen, denn eigentlich konnte ich ja nicht sterben. Allerdings war mir das in dem Moment irgendwie nicht bewusst gewesen und da ich nun eh frei war und mir wieder nach Belieben Menschenblut beschaffen konnte, brachte es nichts, mich umbringen zu lassen.

DU LIEST GERADE
Verfluchter Wahnsinn (Joker ff)
FanfictionFaite sitzt nun schon eine ganze Weile in der Psychiatrie Arkham Asylum ein. Warum man sie eingewiesen hat? Sie hat gemordet. Eine Massenmörderin wie sie im Buche steht. Sie leidet an einem Fluch, einem schrecklichen, unheilbaren Fluch. Doktor Adri...