Verfluchter Wahnsinn (Joker ff)

4 - Spiele

Nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam, ebbten die Schmerzen wieder ab und als sie sich komplett zurückgezogen hatten, stieß ich ein erleichtertes Seufzen aus. Für heute war das Grauen vorbei und da ich durch das Fenster erkennen konnte, dass es noch recht hell war, hatte ich wohl noch gut Zeit, den restlichen Tag ohne Anspannung zu genießen. Ich ließ mich tiefer in den Stuhl sinken - wie das die Fesseln eben zuließen - und Erleichterung durchflutete mich. Dann fiel mir auf, dass Joker mich von gegenüber mit einem undurchdringlichen Blick beobachtete und ich runzelte die Stirn.

"Was?", fragte ich.

"Besser?", entgegnete er mit tiefer Stimme und ich nickte.

"Nur zur Vorwarnung, falls sie uns morgen wieder zusammen hier reinstecken. Das kommt jeden Tag."

Er verzog das Gesicht, als würde er mit mir mitfühlen, aber es schien mir so übertrieben, sodass ich es ihm nicht abkaufte. "Armes Ding!", sagte er mit zu trauriger Stimme und einem Schmollmund.

Ich verdrehte die Augen. "Spar's dir!"

Sofort verwandelte sich seine Miene in sein typisches, metallisches Grinsen. Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht anders und musste daraufhin schmunzeln. Obwohl ich es mit aller Macht versuchte, schaffte ich es nicht, es zu verstecken und dann hatte er es auch schon gesehen.

"Ohh!", rief er mit leiser Stimme aus und sah mich mit großen Augen an. "Sie kann ja lächeln."

"Halt die Fresse!", erwiderte ich, musste dann aber auch grinsen. Automatisch sah ich zu Boden, um es zu verstecken, aber natürlich sah er es trotzdem. Es war wirklich absurd - diese ganze Situation, in der wir uns befanden. Das Bild, das wir abgaben, müsste sehr seltsam aussehen. Zwei Verrückte in einer Psychiatrie, die sich mit Zwangsjacken gegenüber saßen, ein Tisch zwischen ihnen. Die eine war zusätzlich zur Sicherheit an den Stuhl gebunden. Und jetzt kam das Beste - sie lächelten sich an. Es war kein glückliches Schön-dass-du-da-bist Lächeln, sondern ein amüsiertes Schmunzeln oder ein irres Grinsen, aber trotzdem konnte man sagen, dass die beiden sich in der Zeit, in der sie in diesem Zimmer eingesperrt waren, angenähert hatten - wenn auch nur ein klein wenig und oberflächlich. Ich glaubte, dass diese Ergebnisse Kenneth und Quinzel zufriedenstellen würden. Es sei denn, sie hatten erreichen wollen, dass wir aufeinander losgingen (verbal; körperlich war schlecht möglich). Aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Das würde uns nicht helfen und sie wollten genau das Gegenteil. Jedenfalls war das ihr Job, ob sie es wirklich aus tiefstem Herzen wollten, konnte ich schlecht sagen. Ich war zwar verflucht, aber besondere Fähigkeiten hatte ich dadurch leider nicht (außer die Sache mit der Unsterblichkeit, aber das war mehr lästig als alles andere).

Für kurze Zeit herrschte ein angenehmes Schweigen zwischen Joker und mir. Er blickte mich durch seine schwarzumrandeten Augen an und ich erwiderte das Starren. Ich konnte nicht sagen, was er währenddessen dachte oder damit erreichen wollte, aber er brach niemals den Kontakt ab und stur, wie ich war, tat ich es ihm gleich. Das erste Wettstarren hatte ich verloren, das nächste würde ich gewinnen.

Dann aber durchbrach er die Stille ruckartig: "Warum haben sie dich zusätzlich an den Stuhl gebunden?"

Ich sah an mir hinunter (und hatte damit den Starrwettkampf wieder verloren). Es waren weiße, gürtelartige Bänder um meinen Oberkörper und Beine geschlungen. Keine Chance sie durch ein bisschen Herumgezerre zum Reißen zu bringen. Ich hatte es schon mehrfach versucht, die gaben nicht nach. "Ich hab Kenneth angegriffen", antwortete ich, als wäre es nichts Besonderes und zuckte mit den Schultern. "Und die eine Wache... mehrfach..."

Das Metall-Grinsen erschien wieder auf seinen blutroten Lippen. Er lachte einmal abgehackt und rau auf, bevor er wie aus der Pistole geschossen fragte: "Warum? Du kommst mir nicht so dumm vor wie die anderen hier." Er senkte die Stimme zu einem tiefen Grummeln. "Wieso greifst du sie an?"