Kapitel 2: Sibling love

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Am nächsten Morgen klingelte es bei Patricia und Denis Sturm. Joey blinzelte mit einem Auge auf den Wecker, dann zog er sich die Decke wieder über den Kopf. Er konnte sich denken, wer das war. Hoffentlich konnte sie sich beherrschen und stürzte nicht vor lauter Neugier einfach ins Gästezimmer... Bei Maite wusste man nie.

Doch ihre Methoden waren ein bisschen raffinierter geworden. Die Tür flog auf und nicht seine Schwester, sondern zwei zweijährige Quälgeister, denen er leider nie widerstehen konnte, rannten herein, um auf sein Bett zu klettern und auf ihm herumzuhüpfen. „Onkel Scho! Onkel Scho! Aufschehn!" quietschten Maites Zwillinge im Chor. Dann tauchte doch noch das lachende Gesicht seiner Schwester im Türrahmen auf. Maite duckte sich, als sofort ein Kissen auf sie zugeflogen kam. „Raus hier! Es ist gerade mal viertel nach sieben! An einem Samstag!" schimpfte Joey.

„Oooh, braucht der alternde Rockstar seinen Schönheitsschlaf?" kicherte Maite und fing ihren Sohn auf, der auf sie zugerannt kam. „War spät gestern?" Dann sah sie sich prüfend um. „Sie ist also nicht hier?"

„Wieso sollte sie hier sein?!" brummte ihr Bruder und rieb sich die Augen. Seinen Schlaf konnte er wohl vergessen. „Naja, früher konntet ihr ja auch nie die Finger voneinander lassen!" stellte seine Schwester trocken fest. „Ich sag nur Geburtstagsparty..."

„Als ob du auf der Party irgendwas mitgekriegt hättest", knurrte Joey. „Wenn ich mich richtig erinnere, hast du den ganzen Abend knutschend mit Jonas in der Ecke gesessen!"

„Naja, es war trotzdem nicht zu übersehen, dass die Gastgeberin ziemlich lange mit ihrem Exfreund verschwunden war und ganz schön zerzaust zurückkam!", konterte Maite lachend.

Sie marschierte zum Fenster und riss die Vorhänge auf, was Joey ein gequältes Grunzen entlockte. „Raus hier!" wiederholte er und warf das zweite Kissen nach ihr. „Ihr seid eine Landplage!"

„Ich weiß, aber deshalb hast du uns doch so lieb!" trällerte Maite fröhlich. „Komm frühstücken, Patricia hat Brötchen gebacken! Und dann will ich alles hören!" Sie klemmte sich ihre strampelnde Brut unter die Arme und verließ endlich das Gästezimmer, wobei sie die Tür weit offen stehen ließ.

Joey ließ sich unter der Dusche absichtlich viel Zeit, aber er konnte der Inquisition natürlich trotzdem nicht entgehen.

Schließlich trat er gähnend in die Küche und drückte Maite einen Zettel in die Hand. „Was ist das?" „Ihre Nummer. Soll ich dir geben", brummte er wortkarg und hielt Ausschau nach der Kaffeekanne.

Maite zappelte ungeduldig herum, aber sie gab ihm Zeit, bis er den ersten Schluck Kaffee genommen hatte, bevor sie ihre Fragen abschoss.

„Jetzt erzähl schon endlich! Wie geht's ihr, was macht sie, hat sie sich verändert, habt ihr euch noch gut verstanden? Du warst ja anscheinend recht lange weg!"

„Frag sie doch selber", grinste Joey, der sich nach dem ersten Kaffee deutlich wohler fühlte, und deutete auf den Zettel, den Maites Tochter gerade sorgfältig auf ihrem Honigbrötchen drapierte. Mit einem Aufschrei entriss Maite ihr das ganze Brötchen und versuchte den Zettel zu retten, was natürlich zu einem Trotzanfall der kleinen Dame führte, bis Alex, ganz Kavalier, seiner Cousine sein Brötchen überließ.

Nachdem wieder einigermaßen Ruhe am Tisch eingekehrt war, sagte Maite: „Ich will das aber jetzt von dir wissen!" Sie starrte ihn auffordernd an. Joey seufzte und gab sich geschlagen. Gegen Maite kam man ja sowieso nicht an.

„Es geht ihr gut, sie wohnt und arbeitet in Hamburg, wir haben uns prima verstanden. Ich soll dich grüßen." Er schenkte sich den nächsten Kaffee ein und ignorierte Maites empörten Blick. „Das ist alles? Geht's vielleicht auch ein bisschen ausführlicher?" beschwerte sich seine Schwester.

Verlorene Jahre 2 - Das WiedersehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt