Kapitel 6: I'll send you a letter

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„Was ist los?" fragte Maite erschrocken, und Joey sah Kristin besorgt an.

Kristin schluckte. Die Hand, die den Brief hielt, zitterte auf einmal. „Das ist Matthias' Handschrift", sagte sie leise.

Die  Hamburger sahen sie verständnislos an, aber die Kölner horchten bei dem  Namen Matthias sofort auf. Sie wussten ja von der Geschichte, das hatte  Joey mittlerweile (mit Kristins Erlaubnis, natürlich) allen erzählt.  Paddy sprang hoch und rannte ins Treppenhaus, der Brief konnte ja noch  nicht lange im Flur gelegen haben. Vielleicht konnte er Matthias noch  erwischen?

Kristin rutschte von der Sessellehne hinunter auf Joeys Schoß, und er schlang die Arme um sie,  während Maite und Jonas kurz versuchten, den verwirrten Hamburgern zu erklären, was diese Nachricht von Matthias bedeutete.

Paddy  kam unverrichteter Dinge wieder zurück, es war weit und breit niemand  mehr zu sehen gewesen. Auf die Party hatte nun jedoch natürlich niemand  mehr Lust. Die Stimmung war hinüber. Die Hamburger standen noch einen  Moment unschlüssig herum, dann verabschiedeten sie sich zögernd.  Sarah  umarmte Kristin fest. „Du kannst gerne ein paar Tage bei uns  übernachten, wenn du nicht alleine sein willst." Conny nickte. „Oder bei  mir. Soll ich dich Montag zur Arbeit abholen?" Kristin nickte. „Das ist  echt lieb von euch. Tut mir leid, dass die Party so abrupt endet..."

„Quatsch",  meinte Tobias. „Da kannst du ja nichts für, und ist doch klar, dass du  jetzt keine Lust mehr hast zum Feiern. Meld dich, wenn du uns brauchst!"

Als  die Hamburger Hälfte ihrer Freunde aus der Wohnung verschwunden war,  betrachtete Kristin noch einmal den Brief, der eigentlich eine  Geburtstagskarte war. Eine gepresste Rosenblüte war in die Karte  eingeklebt. Daneben stand nur der Satz: Erinnerst du dich?

„Das ist doch nicht normal, der Typ ist krank", sagte Jonas fassungslos. „Nach so langer Zeit!"

Kristin nickte. „Morgen geh ich zur Polizei. Jetzt reicht's." Joey und Maite wechselten einen erleichterten Blick.

Kristin  schaute zu Paddy hinüber. „Hast du nicht 'nen Tipp für mich? Mit  stalkenden Fans hast du doch die meiste Erfahrung, oder?"

Paddy  hob die Schultern. „Naja, Mauern, Bodyguards oder ein Umzug nach Irland  sind für dich ja nicht wirklich Alternativen, ne?" Kristin lächelte  unwillkürlich. „Nee, okay, das ist nicht wirklich praktikabel. Und so  richtig geholfen hat das alles ja damals auch nicht, oder?" Joelle  schauderte ein bisschen. „Das stimmt allerdings. Erinnerst du dich noch  an diese verrückte Jenny?"

Paddy grinste. „Und ob. Mir ist es heute noch ein Rätsel, wie die immer durch alle Absperrungen kam."

„Ich  glaube, ich musste mich mindestens zweimal Hals über Kopf irgendwo  verstecken, weil sie plötzlich auftauchte...", erinnerte sich Joelle.  „Aber noch schlimmer fand ich eigentlich diese Melanie oder wie die  hieß."

Paddy nickte. „Ja, das war zwar  auch anstrengend, aber irgendwie auch traurig. Die hat sich da so  reingesteigert, die hat ernsthaft geglaubt, sie wäre mit mir zusammen.  Ich glaube, die ist irgendwann tatsächlich in der geschlossenen  Psychiatrie gelandet."

Kristin seufzte.  „Ob Matthias auch so ein Fall ist? Es ist schon ganz schön verrückt,  dass er nach sechs Jahren wieder auftaucht! Und warum hat er  zwischendurch nicht versucht, mich zu finden? Hat er wirklich sechs  Jahre dazu gebraucht?" Darauf hatte natürlich niemand eine Antwort.

Paddy  und Joelle beschlossen jetzt auch, sich langsam in ihr Hotel  zurückzuziehen. Maite, Jonas und Joey wollten sowieso bei Kristin  übernachten.

Jonas begann, die Teller  und Gläser zusammenzuräumen. Kristin wollte ihm helfen, doch er winkte  ab. „Das machen wir schnell." Maite packte tatkräftig mit an, und dann  trug Joey den Küchentisch aus dem Flur in die Küche zurück.

Verlorene Jahre 2 - Das WiedersehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt