Kapitel 3: Afterparty

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Kristin steckte das Handy weg und joggte dann zurück zu ihren Eltern.

Nachdem sie geduscht hatte, wühlte sie in ihrer Reisetasche. Die Klamotten, die sie gestern abend angehabt hatte, schieden aus, oder? Na gut, die Jeans ging vielleicht. Die Stiefel waren jedoch für eine Gartenparty eher nicht so geeignet. Hatte sie nicht irgendwo noch ihre Sneaker hingesteckt? Und wieso hatte sie eigentlich nur so wenig Oberteile mit? Sie hob den Kopf, und ihr Blick fiel auf ihren alten Kleiderschrank.

Sie sprang auf und riss die Schranktür auf. Da mussten doch noch irgendwo... Ja, da waren noch ein paar alte Shirts aus ihrer Schulzeit. Sie griff nach einem, das Joey immer sehr an ihr gemocht hatte, und zögerte dann. Würde er das vielleicht missverstehen? Ach was, es war einfach eine Erinnerung an alte Zeiten. Und außerdem hatte er das Shirt bestimmt sowieso längst vergessen, seit wann hatten Männer Ahnung von Mode? Vor allem Kellys, schmunzelte sie dann bei der Erinnerung an die alten verrückten Bühnenoutfits. Entschlossen zog sie das Shirt über den Kopf.

Schließlich beschloss sie, noch ein paar Blumen für Patricia zu besorgen, bevor sie sich die U-Bahn-Verbindung heraussuchte und sich auf den Weg machte.

Ein bisschen nervös stand sie dann endlich vor der Tür und drückte auf die Klingel. Es fühlte sich irgendwie seltsam an, nach so langer Zeit. Natürlich öffnete ihr auch ausgerechnet Denis, den sie noch nicht kannte. „Ähm, hi, ich bin Kristin..." stammelte sie und streckte ihm die Blumen entgegen. „Ähm, die sind für – Patricia." Sie hatte erst ‚deine Frau' sagen wollen, wusste aber nicht, ob sie ihn einfach duzen sollte. Er strahlte sie an. „Hey, komm 'rein! Joeys neue Freundin, richtig?" Er war beim Frühstück nicht dabei gewesen und hatte danach Maites Sticheleien in den falschen Hals bekommen. „Äh, NEIN", rief Kristin erschrocken. „Eher alte Freundin", setzte sie dann hinzu. Verwirrt sah Denis sie an. „Exfreundin", erklärte Kristin. „Aha", anscheinend verstand Denis immer noch nicht viel mehr, aber er ließ es auf sich beruhen und führte sie in den Garten.

Bevor Kristin sich dort überhaupt umschauen konnte, hatte sie einen Haufen blonder Haare im Gesicht – Maite stürmte kreischend auf sie zu und fiel ihr um den Hals. „Kristiiiin! Mensch, ist das schön, dich zu sehen! Du hast dich überhaupt nicht verändert!" Kristin drückte ihre alte Freundin fest an sich und merkte in diesem Moment, wie sehr sie sie vermisst hatte. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können?

Als Maite sie endlich losließ, konnte sie auch Patricia und Jonas umarmen.

Danach sah sie sich suchend um, und Maite grinste. „Er ist noch mal kurz los, mehr Grillfleisch besorgen, weil ich ihm gesagt habe, dass wir noch einen hungrigen Gast mehr kriegen." „Oh, scheiße, er weiß überhaupt nicht, dass ich komme?!" fragte Kristin ein bisschen erschrocken. Maite schüttelte grinsend den Kopf. „Große Überraschung!"

In diesem Moment kam Joey in den Garten. Er warf das Paket mit Grillfleisch achtlos auf den Tisch, dann nahm er Kristin in die Arme. „Hab ich's mir doch gedacht! Schön, dass du da bist!" Enttäuscht sah Maite ihn an. „Woher wusstest du das denn?!" Er lachte. „Liebste Schwester, so groß ist die Auswahl an möglichen Überraschungsgästen in Köln zur Zeit nicht. Außerdem hat dich dein strahlendes Gesicht den ganzen Nachmittag verraten. Ich bin ja nicht doof."

Kristin brach in Gelächter aus. „Das war wohl nichts, Maite..." Sie tauschte einen amüsierten Blick mit Joey.

Maite schmollte ein bisschen, aber dann zog sie Kristin mit sich zum Trampolin, auf dem vier Kinder wie wild auf und ab hüpften. „Komm, ich muss dir unbedingt unsere Rasselbande zeigen." Auf den ersten Blick sahen die vier für Kristin völlig gleich aus, außer dass einer etwas größer war. Sie schätzte ihn auf etwa vier Jahre, die anderen drei waren jünger. Aber alle vier trugen Jeans und blauweißgestreifte T-Shirts und hatten schulterlange blonde Haare.

Verlorene Jahre 2 - Das WiedersehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt