𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟸

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- Tōru Oikawa

Ich schlug die Augen auf. Vom Schlaf noch etwas benebelt, hob ich meinen Kopf von Iwaizumis Schulter und blickte mich um. Mein wandernder Blick blieb sofort auf Iwaizumi hängen, dessen Gesicht sich gefährlich nahe dem meinem befand. Perplex starrte ich sein friedliches Gesicht an. Mein bester Freund schlief noch. Seine Atmung verlief ruhig und regelmäßig. Beim Anblick von einem entspannten, sorglosen Iwa wurde mir warm ums Herz und es zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen.

Obwohl ich mich von der angenehmen Wärme, die Iwaizumis Körper ausstrahlte, nicht entfernen wollte, zwang ich mich trotz meiner protestierenden Muskeln seufzend aufzustehen. In der Nähe meines Spielpartners hatte ich mich bereits von klein an wohlgefühlt. Woran dies lag, konnte ich mir nicht erklären, aber solange seine Nähe mir das Gefühl der Geborgenheit schenkte, konnte es mir recht sein.

Kurz streckte ich mich, bevor ich mich verschlafen in die Küche begab und überlegte, was ich zum Frühstück zubereiten könnte. Viele Optionen standen mir allerdings nicht zur Verfügung, da mir das Kochen nicht wirklich lag. Ich war lediglich dazu fähig, einen Toaster zu nutzen und konservierte Suppe aufzuheizen. Dabei konnte ich mir nicht einmal sicher sein, ob sowas überhaupt als Kochen galt. Weil ich jedoch nicht wusste, ob Iwaizumi überhaupt frühstücken wollen würde, kam ich zum Schluss, dass ich es sowieso lieber sein lassen sollte.

„Oi, Shittyka-", ertönte Iwas Stimme aus dem Nichts. Erschrocken fuhr in die Höhe. Schockiert quietschte ich auf: „AHHH!" Meine Hand auf meiner Brust ruhend - wo mein Herz wie verrückt schlug, sodass ich selbst es sogar spüren konnte - wirbelte ich fluchtartig herum. „Iwa-chan, hast du mir einen Schrecken eingejagt!", beschwerte ich mich jammernd bei meinem sich vor Lachen krummenden besten Freund. Zwischen seinem Lachanfall brach er etwas unverständlich hervor: „Dieses mädchenhafte Qietschen, hahaha, ich habe dich lediglich begrüßt, hahahahah, du- hahah, hättest dein Gesicht sehen sollen!"

Ich konnte mich nur aufgebracht aufregen: „Gemein, wie immer, Iwa-chan!" Lässig lehnte ich mich an der Küchentheke an. „Willst du was essen?" Iwaizumi hob skeptisch die Augenbrauen, bevor er einen missbilligen Blick auf den Toaster warf. „Danke, aber von deinen halb verkohlten Toasts habe ich genug. Weißt du was? Lass uns einkaufen gehen. So, wie ich dich kenne, werden wir wegen dir sicherlich mehr als nur eine Stunde dafür brauchen. Später können wir versuchen, gemeinsam etwas Gescheites zu kochen. Was hältst du davon?" Die Tatsache ignorierend, dass Iwa meine hervorragenden Kochkünste beleidigt hatte, nickte ich hektisch. Zwar hatte ich keinen blassen Schimmer, wie wir etwas kochen sollten, doch ich ging davon aus, dass Iwaizumi wenigstens die Grundlagen des Kochens beherrschte.

Nach einigen Minuten machten wir uns auf den Weg. Natürlich verlief das Ganze nicht ohne unnötigen Streit.

„Iwa-chan, wir fahren mit dem Rad, richtig?"

„Was für Rad, wir gehen zu Fuß!"

„Aber das verzögert das alles um einiges!"

„Das oder genau gesagt derjenige, der alles verzögert, bist du, Oikawa. Bist du etwa zu faul zum Gehen?"

Nach diesem Satz war ich mit angepisster Miene verstummt. Ich war ohne Protest in meine Sportschuhe geschlüpft, während ich unverständliche Worte vor mich hin gebrabbelt hatte, in der Versuchung, meinen besten Freund zu verfluchen. Und plötzlich hatte ich mich am Gehsteig wiedergefunden, wohin mich Iwaizumi mit einem dunklen Ausdruck eiskalt und unglaublich schnell hingezerrt hatte.

„Fauler Sack", hörte ich meinen Freund flüsternd fluchen. Sein linker Mundwinkel zuckte allerdings kaum merkbar in die Höhe.

Es mochte sein, dass wir oft Auseinandersetzungen hatten, aber nachdem war meistens alles wieder gut. Immerhin waren wir bereits von klein an die dicksten Freunde gewesen. Da nahmen wir einander unsere kleinen Streite nicht übel. Außerdem waren die meistens kaum ernst gemeint.

Das einzige Mal, wo Iwa-chan so richtig wütend geworden war, war, als ich spontan entschieden hatte, ihm um zwei Uhr morgens einen netten Besuch abzustatten. Mittlerweile wusste ich selbst nicht, wie ich auf diese tolle Idee gekommen war und was sich dabei in meinem Kopf angespielt hatte, doch konnte mich noch genau daran erinnern, wie ich durch das offene Fenster seines Zimmers hinein gelangt war und festgestellt hatte, dass sich mein Freund nicht in seinem Bett befunden hatte. Verdattert war ich erst einmal dagestanden. Ich hatte nicht gewusst, wohin mit mir.

Später hatte ich sich nähernde, schlürfende Schritte vernommen, die mich verdammt verstört hatten. Ich hatte mir alle möglichen Scenarios ausgemacht, was als nächstes geschehen würde. Bei meiner blühender Fantasie war sogar eine schwarz gekleidete Gestalt mit einer Waffe in der Hand vor meinem inneren Auge aufgetaucht. Auch die Option mit einem verrückten Alien im Türrahmen war mir in den Sinn gekommen. Diesen Gedanken hatte ich allerdings so schnell wie nur möglich verworfen. Ich wollte verhindern, dass Enttäuschung in mir hochkommen würde, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre.

Momente später trat jemand ins Zimmer. Davor hatte ich mich noch hinter dem Schrank versteckt, aber als ich Iwaizumi erkannt hatte, war ich erleichtert aus meinem Versteck herausgetreten. Mein Freund hatte nicht den Anschein geweckt, sehr viel Gefallen daran zu finden, denn er hatte mir den nächstbesten Gegenstand, den er greifen gekonnt hatte, ins Gesicht gefeuert.

Danach hatte ich das Haus mit einem deutlich angeschwollenen Auge verlassen. Das Schlimmste jedoch war, dass mich mein bester Freund eine ganze Woche lang gemieden und es mir nicht verzeihen gewollt hatte. Glücklicherweise hatte er dann nachgelassen und wir hatten uns wieder erfolgreich versöhnt.

„Was grinst du so dümmlich?", bemerkte Iwa und holte mich somit zurück in die Realität. Mein Grinsen wuchs augenblicklich. „Ach, mir ist nur mal wieder etwas durch den Kopf gegangen." Lieber verschwieg ich ihm die Details, um die Situation nicht unnötig peinlich erscheinen zu lassen. Schließlich lag gerade eine perfekte, ruhige Stimmung in der Luft. Zwar herrschte Stille zwischen uns beiden, doch diese fühlte sich eher befreiend an, als dass sie unangenehm wäre. Jeder widmete sich seinen eigenen Gedanken.

Nach zwanzig Minuten kamen wir bei einem populären Shoppingcenter an, wo es vor lauter Menschen nur so wimmelte. Der gigantische Eingang, den zwei hohen Glastüren bildeten, schien trotz seiner überwältigenden Breite nicht breit genug für die Massen der Menschen, die sich ungeduldig drängelten, zu sein. Iwaizumi verzog angewidert das Gesicht. Meine Miene hellte sich wiederum fröhlich auf, als ich die Mengen an Menschen erblickte. Vielen Leuten war dies wahrscheinlich unangenehm, ich jedoch bevorzugte es, mich mit vielen Personen an einem Ort zu befinden, als in einer menschenleeren Gegend herumzuirren. Da machte mir das ganze Gedränge nicht viel aus.

Ich konnte Iwa ansehen, wie widerwillig er das Shoppingcenter betrat. Offensichtlich war er einer anderen Meinung als ich. Neugierig sprach ich ihn deswegen an: „Was ist, Iwa-chan? So schlimm überfüllt ist es hier doch gar nicht!" Er stieß leicht die kühle Luft aus.

„Ich kann Menschen nicht leiden."

Stille.

Das war unerwartet gekommen.

Zwar war mir absolut bewusst gewesen, dass mein bester Freund nur ungerne neue und viele Freundschaften schloss und sich nur über seine Leiche hinweg auf Orten aufhielt, wo auch nur ein bisschen mehrere Leute vorzufinden waren. Aber dass er solch einen Scheu gegen Menschen hegte, war mir keineswegs klar gewesen.

Überrascht schossen meine Augenbrauen in die Höhe. Dann legte ich mir gespielt dramatisch die Hand auf die Brust, worunter mein Herz schlug, und wischte mir mit der anderen schauspielernd die unsichtbaren Tränen aus den Augenwinkeln weg. Für mein seltsames Verhalten kassierte ich von meinem Freund einen schrägen, leicht verwirrten Blick. Er hatte keinen blassen Schimmer, was gleich kommen würde.

Ich grinste in mich hinein.

„Bedeutet das, dass du mich ebenfalls nicht ausstehen kannst? Du- du hast meine Gefühle verletzt!", fing ich die Show an. Iwa-chan massierte sich offensichtlich mit den Nerven am Ende seinen Nasenrücken. Das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagernd, wartete ich geduldig seine Reaktion ab. Denn auf Iwaizumis Antwort war ich in diesem Augenick unglaublich gespannt. Ich hielt unbewusst den Atem an.

„Dass ich dich nicht ausstehen kann, hast du erst jetzt bemerkt?"

𝐈𝐖𝐀-𝐂𝐇𝐀𝐍 || 𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt