𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟺

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- Tōru Oikawa

Schule war nichts Besonderes gewesen, das Volleyball-Training ebenso wenig.

Am Rückweg checkte ich aus Gewohnheit mein Handy nach neuen Nachrichten ab. Ein glückliches "Yay!" verließ meinen Mund, als ich mir Vaters neue Nachricht anschaute.

„Gute Nachrichten! Ich werde früh losfahren und noch heute am Nachmittag zuhause ankommen! Mein Vorgesetzter sagte, er wäre mit mir mehr als zufrieden und ich mir auch mal eine Auszeit nehmen sollte." Stolz und aufgeregt ballte ich meine rechte Hand zu eine Faust. Endlich würde ich meinen lieben Vater wiedersehen. Ich freute mich so sehr, dass ich sogar meine Schritte verschnellerte, um früh genug zuhause zu sein. Genauer gesagt konnte ich es kaum erwarten, meinem Dad in die Arme zu laufen.

Unruhig spielte ich mit den Riemen meines Rucksacks. Die Busfahrt zog sich wie Kaugummi in die Länge und sorgte dafür, dass meine Nervosität stieg. Um mich mehr zu beruhigen, kramte ich kurz in meinem Rucksack nach meinen Kopfhörern herum. Ich seufzte, als ich die verknoteten Kabel herausfischte und sie auf Augenhöhe betrachtete. Es verging anscheinend kein einziger Tag, an dem diese gemeinen Dinger keinen chaotischen Knoten bildeten. Missbilligend rümpfte ich die Nase.

Ganze zwei Minuten später war ich endlich dazu fähig, die Kopfhörer aufzuknoten und Musik zu hören. Meinen Kopf lehnte ich währenddessen an der kühlen Glasscheibe hinter meiner Stuhllehne an. Ich schloss entspannt die Augen und genoss die rhythmische Musik, die mich meinen Fuß taktisch dazu bewegen ließ.

Bald kam ich an, stieg aus, bog um die Ecke und joggte auf mein Haus zu. Die Einfahrt zur Garage stand leer, was mir signalisierte, dass mein Dad noch nicht angekommen war. Meine Schultern sackten enttäuscht hinunter, als mich die ganze Vorfreude, die sich zuvor angesammelt hatte, verließ. Leise stöhnte ich. Sieht so aus, als müsse ich mich noch etwas gedulden, dachte ich mich selbst aufmunternd.

Schweigend betrat ich mein Haus und warf mich sofort erschöpft aufs Bett. Die Uhr wagte ich gar nicht anzuschauen, in der Angst, die Zeit würde dadurch noch langsamer vergehen.

Gedankenverloren glotzte ich die kahle Decke meines Zimmers an und lauschte dem regelmäßigen Ticken der Uhr, die über dem Türrahmen befestigt war. Ein ziemlich laut laufender Motor sorgte dafür, dass ich plötzlich aufschreckte. Fluchtartig eilte ich zum Fenster und zog den Vorhang schroff zur Seite. Ein Auto parkte vor meinem Haus. Schon erwartete ich den roten Ferrari meines Vaters, schon erwartete ich, dass er ungeschickt einparken, sich zur Haustür stürzen und hektisch mehrmals die Klingel betätigen würde. Doch nichts davon entsprach der Realität.

Es war nicht Dads Auto. Nein, nicht einmal das eines Fremden, was mir sogar tausendmal lieber gewesen wäre, als dieses hier.

Denn wenige Meter unter mir parkte ein Polizeiauto.

Ich erstarrte. Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich mit runtergeklappter Kinnlade das Geschehen beobachtete. Zwei Polizisten verließen das Auto. Was hatten sie hier zu suchen? War etwas Schlimmes passiert? Meine Gedanken überschlugen sich wild und ließen mir kaum freien Raum zum logischen Überlegen.

Vielleicht war die Polizei gar nicht wegen mir oder meiner Familie da? Verzweifelt klammerte ich mich an diese Hoffnung. Wie festgefroren wartete ich mit aufgerissenen Augen ab, was die beiden Polizisten gleich machen würden. Meine Brust hob und senkte sich immer schneller, während meine Atmung unregelmäßiger und mein Herzschlag unheimlich lauter wurde. Sekunden schienen wie Minuten, Minuten wie Stunden. Ich konnte weder meinen Blick vom Fenster abwenden, noch eine Bewegung vollführen.

𝐈𝐖𝐀-𝐂𝐇𝐀𝐍 || 𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt