𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟹

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- Tōru Oikawa

Nachdem ich lauthals meinen besten Freund beschimpft und ihm eine erbärmliche Standpauke darüber gehalten hatte, wie gemein er zu dem Kapitän seines Volleyballteams gewesen war und dass sich dies auf keinen Fall gehörte, hatte Iwaizumi mir einen Schlag mit seinem starken Ellbogen in meine Rippen verpasst. Ab diesem Moment hatte meinen Mund kaum ein Wort verlassen, weil ich zu sehr beschäftigt damit gewesen war, mich nicht vor Schmerz zu krümmen. Wir hatten alles Nötige gekauft, später Essen gemeinsam zubereitet. Eine wilde Essensschlacht konnte währenddessen nicht vermieden worden werden. Zu meinem Pech hatte Iwa letztendlich die Oberhand gewonnen und mich mit einem glitschigen Stück eines rohen Hühnchens direkt im Gesicht getroffen. Da hatte ich entschieden lieber aufzugeben.

Schließlich hatte ich meinen Freund bedauerlicherweise entlassen müssen, da ihn seine Mutter angerufen und mitgeteilt hatte, dass seine Großeltern ihnen einen Besuch abgestattet hatten und er sich zu ihnen gesellen sollte, bevor sie grimmig werden würden. Ich schmunzelte, als ich mir die überforderte Stimme Iwaizumis Mutter ausmachte und die ohne Erbarmen fluchenden Großeltern, die im Hintergrund zu vernehmen waren. Iwas Familie war schon immer sehr chaotisch gewesen, vor allem die älteren Familienmitglieder. Von denen hatte mein bester Freund höchstwahrscheinlich seine wütende Laune und Power vererbt.

Bereits gelangweilt ließ ich mich auf mein weiches Bett fallen, welches unter dem härteren Aufknall protestierend knarrte. Schon allein die unheimliche Stille, die im leeren Haus herrschte, nervte mich. Meine Mutter war als Lehrerin auf Klassenfahrt und mein Vater auf einer wichtigen Geschäftsreise. Ich hatte beide länger nicht mehr gesehen. Vor allem meinen Dad nicht, der mittlerweile schon mehr als zwei Wochen seine Zeit im Ausland verbrachte. Schon lange hatte ich mich gewundert, wann er endlich zurückkommen würde, aber er hatte jedes Mal behauptet, er wüsste nicht, wann. Wenigstens meine Mum sollte Übermorgen Zuhause ankommen, was meine Laune einigermaßen wieder steigen ließ. Immerhin lagen mir beide meiner Elternteile ungemein am Herzen.

Ich holte mein Handy hervor und durchlas mir jegliche neue Nachrichten. Die meisten waren uninteressant und teilweise auch unnötig, doch als ich erblickte, dass ich eine Mitteilung von meinem Vater bekommen hatte, machte mein Herz einen Freudesprung. Er schrieb mich nicht oft an, weil er sich auf seine Arbeit fokussieren musste. Da freute ich mich unglaublich viel, wenn er mal eine Nachricht hinterließ.

„Hey, Tōru! Tut mir echt leid, dass ich mich selten melde. Du solltest wissen, dass keine einzige Sekunde vergeht, in der ich nicht an dich und deine Mutter denke. Ihr beide wisst nicht, wie sehr ich euch vermisse!
Mit der Arbeit sieht's soweit, so gut aus. Wie läuft's zuhause so? Und was ist mit der Schule, macht irgendein verrücktes Gerücht wieder die Runde? Wie geht es Iwaizumi?
Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist.
Oh, und nicht zu vergessen: Ich habe dir spezielle Milchbrötchen gekauft. Die schmecken hier besonders gut. Wenn ich endlich wieder zurückkomme, werde ich dir bei Gelegenheit welche mitbringen."

Ich durchflog den Text mehrmals, so sehr erfreute er mich. Lange wartete ich nicht, bis ich ihm antwortete.

„Hi, Dad! Freut mich, dass es mit der Arbeit gut läuft. Die Schule ist wie sonst eigentlich sehr langweilig. Uns allen geht es prächtig, auch Iwa-chan.
Außerdem vermisse ich dich ebenfalls. Ich hoffe wirklich, dass du bald von der Geschäftsreise zurückkommst. Ich freue mich auf dich! Und auf die Milchbrötchen freue ich mich natürlich auch."

Während ich die Nachricht eintippte, musste ich dumm über mich selbst kichern, da ich mir momentan total witzig vorkam. Später konnte ich mich nur fragen, was in mich gefahren war.

Um knapp Mitternacht stellte ich fest, dass ich mich aufs Ohr legen sollte. Immerhin musste ich am morgigen Tag früh für die Schule aufstehen. Müde gähnte ich.

Ich konnte meinen Blick allerdings nicht vom Handy abreißen, so war es, ehe ich mich versah, schon 2 Uhr morgens. Panisch stellte ich mir einen Wecker. Mit Tränen in den Augen betrachtete ich die kursive Schrift unter den Einstellungen des Weckers. Ich fuhr mir energisch durch die Haare und presste die Lippen zusammen, während ich mir die fürchterlichen Worte durchlaß.

Dieser Wecker klingelt in 3 Stunden 12 Minuten.

Verdammt.

𝐈𝐖𝐀-𝐂𝐇𝐀𝐍 || 𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt