- Tōru Oikawa
Ich hatte es irgendwie geschafft, wieder den Willen zum Leben zu finden und mich vom Bett aufzurappeln. Noch nicht vollkommen wach torkelte ich unmotiviert ins Badezimmer und betrachtete mein Spiegelbild. Meine Haare, die ich sonst andauernd hochgestylt trug, waren nun verwuschelt und ähnelten fast schon einem Vogelnest. Ich machte mir jeden Morgen die Mühe und ließ meine Haare perfekt aussehen. Heute hatte ich allerdings keine Lust dazu. Dennoch zwang ich mich, wenigstens etwas Gel zu nutzen und meine schokoladenbraunen, weichen Haare zurechtzulegen.
Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, die dunklen Schatten unter meinen Augen zu verdecken. Von meinem Gesicht ganz zu schweigen. Dieses war kreidebleich. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass keiner etwas bemerken würde.
Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht, um es gesünder wirken zu lassen und auch, um nicht gleich in der nächsten Sekunde einzuschlafen. Später putzte ich mir die Zähne, zog mir die kratzige Schuluniform über und warf einen flüchtigen Blick in Mutters Zimmer. Zusammengekauert lag sie dort, während sich ihr Brustkorb regelmäßig auf und ab bewegte. Sie sah nicht viel besser als ich aus. Ich strich ihr sanft die Haare aus der Stirn und deckte sie besser zu. „Tschüss, Mama", flüsterte ich liebevoll, bevor ich ihr Zimmer verließ und mich mit einem Loch in der Brustgegend auf den Weg zur Busstation begab.
~
Ich habe keinen Hunger, war der erste Gedanke, der durch meinen Kopf schoss, als mir Kindaichi nach dem Volleyballtraining auffordernd einen grünen Apfel vor die Nase hielt und murmelte: „Hier, der Coach sagte, wir sollten mehr essen." Allein bei dem Geruch wurde mir kotzübel. Dankend lehnte ich ab. „Ich hatte ein riesengroßes Frühstück", log ich, während ich Ausschau nach Iwaizumi hielt, der nirgendwo zu sehen war. Kindaichi hatte meinen suchenden Blick wohl bemerkt, denn er klärte mich auf: „Iwaizumi ist bei seiner Freundin."
Mein Herz zog sich zusammen.
Richtig. Iwa-chan würde mich bestimmt verlassen, wo er nun eine Freundin hatte.
Dabei hatte sie er mir doch vorstellen wollen.
Mir war nach Weinen. Langsam wurde mir klar, dass mich letztendlich alle, die mir wichtig waren, verlassen würden.
Zwei Wochen später verwirklichte sich meine grausame Vermutung. Iwa verbrachte seine Zeit nur mehr mit seiner Freundin. Auf mich hatte er völlig vergessen, als hätte ich nie existiert. Als wäre ich nicht derjenige gewesen, der mit ihm all die Jahre durch dick und dünn gegangen war. Lediglich beim Training tauschten wir ein paar Worte aus oder sahen uns, wenn wir zur nahe liegenden Busstation gingen.
Es tat weh.
Es tat weh, ihn nur mehr mit seiner Geliebten zu sehen und nicht derjenige zu sein, der ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Dabei hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht.
Es tat weh, niemanden mehr zu haben. Keinen Vater, der einen verstand, keinen besten Freund, mit dem man jeglichen Blödsinn anstellen konnte.
Aber dennoch grinste ich ununterbrochen.
Es zerriss mir das Herz, wie ich langsam zusah, wie die Welt für mich unterging.
Dennoch gab ich nicht auf. Noch nicht. Noch würde ich kämpfen, einen Grund dafür finden, mich weiterhin mit den alltäglichen Problemen und Sorgen abzuschlagen.
Auch, wenn es hier niemanden mehr gab, der sich um mich sorgte. Ja, verdammt, mir war dies vollkommen egal.
Richtig?
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𝐈𝐖𝐀-𝐂𝐇𝐀𝐍 || 𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪
Fanfiction❝𝐌𝐀𝐍𝐂𝐇𝐌𝐀𝐋, 𝐃𝐀 𝐊𝐀𝐍𝐍 𝐄𝐈𝐍𝐄 𝐄𝐈𝐍𝐙𝐈𝐆𝐄 𝐒𝐀𝐂𝐇𝐄 𝐄𝐈𝐍𝐄𝐍 𝐕𝐎𝐋𝐋𝐊𝐎𝐌𝐌𝐄𝐍 𝐙𝐄𝐑𝐒𝐓Ö𝐑𝐄𝐍.❞ ↳ ༺𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪 ༻ (Alle auftretenden Charaktere der Geschichte, bis auf die, die ich selbst erst...