- Tōru Oikawa
„Oikawa, du benimmst dich schon seit gestern Morgen seltsam. Ist was?", fragte Iwaizumi direkt, als wir während dem Volleyballtraining eine kurze Pause einlegten. Ich verspannte mich. Mist, hatte er etwas mitbekommen? Dabei hatte ich gedacht, dass ich die letzten Tage energischer gewesen wäre als sonst! Jedenfalls hatte ich es den anderen vorgespielt. Ich war nämlich zum Schluss gekommen, weder meinem besten Freund, noch jemandem anderen, etwas von dem schrecklichen Vorfall zu erzählen. Erstens, wollte ich keinen unnötig damit belästigen und zweitens, fürchtete ich mich davor, mich jemandem anzuvertrauen. Es war mir schon seit klein an unglaublich schwer gefallen, jemandem zu gestehen, dass es mir nicht gerade gut ging.
Ich zwang mir ein krampfhaftes Lächeln auf. „Was sollte sein?" Ich hoffte inständig, dass Iwa nicht weiter nachfragen würde. Lügen konnte ich zwar überraschend gut und locker, jedoch kostete es viel Anstrengung, mich so zu verhalten wie auch üblich, wobei mir doch gar nicht danach war. Und falls mein Freund weiterhin nach grübeln würde, bezweifelte ich, dass ich meine Fassade weiterhin aufrecht halten können würde.
Zu meiner Überraschung rollte Iwaizumi mit den Augen. Die Verwirrung stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, weil mein Spielpartner noch mürrisch hinzufügte: „Sorry, dass ich mir Sorgen mache."
Als seine Worte bei mir ankamen, stutzte ich. Er sorgte sich um mich? Mein Herz machte einen Sprung. Ich ahnte allerdings nicht, wieso mein Körper so überreagierte.
Später wurde mir bewusst, dass ich ihn normalerweise damit nerven würde, dass er seine Sorge um mich zugegeben hatte. Also zwang ich mich, mir übertrieben ins Fäustchen zu kichern und zu rufen: „Hah, du hast gerade selbst zugegeben, dass du dich um mich sorgst! Und ich dachte, ich würde nerven?" Iwa-chan wich meinem Blick aus. Die Röte stieg ihm ins Gesicht. Entgeistert betrachtete ich den rötlichen Schimmer auf seinen Wangen. Hatte ich meinen besten Freund gerade in Verlegenheit gebracht?
Süß.
Sofort schüttelte ich den Kopf. Was redete ich da? Auch Iwa verlor manchmal die Beherrschung, das kam vor. Süß war dies keineswegs - eher gruselig als das. Denn ihn schien oft nichts aus der Fassung bringen zu können.
Verschlafen rieb ich mir die Augen. Gestern Nacht hatte ich kaum Schlaf abbekommen. Dunkle Augenringe zierten meine Augen. Das einzige, wonach mir gerade war, war Schlafen. Simpel die Augen zu schließen, alles zu vergessen, einzudösen und bestens nie wieder mehr aufzuwachen.
Aber aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund sah ich mich gezwungen, weiterhin stolz das Kinn in die Höhe zu recken. Meiner Umgebung die starke Schulter zu zeigen. Selbst nur auf Schwäche hinzuweisen war für mich absolutes Tabu.
Deswegen verdrängte ich mit ganzer Kraft all die verbitterte Trauer, die sich in mir wiederholt ansammelte, in die hinterste Ecke meines Bewusstseins und ließ mir nichts anmerken.
Denn ich bin Tōru Oikawa.
Der Tōru Oikawa, der ein perfektes Leben hat.
Der Tōru Oikawa, der glücklich, manchmal etwas arrogant ist.Ein ohrenbetäubender Pfiff ertönte, der uns Volleyballspielern signalisierte, dass die Pause um war. Ich blies meine Wangen mit Luft auf, nur, um sie gleich daraufhin wieder auszustoßen. Um ehrlich zu sein, hatte ich überhaupt keine Lust aufs Volleyballspielen. Momentan konnte ich die damalige Motivation für diesen Sport nicht mehr nachvollziehen. Denn nun wollte ich nichts anderes als schlafen.
Der Trainer teilte das Team auf zwei kleinere Gruppen auf, die im Nachhinein gegeneinander spielen sollten. Glücklicherweise landeten Iwaizumi und ich im selben Team und konnten somit unser perfektes Zusammenspiel ausnutzen. Spitzbübisch grinste ich und verlangte ein High-five von meinem besten Freund. Dieser reagierte nicht so begeistert darauf, schlug allerdings dennoch ein. Ich konnte mich währenddessen nur wundern, was mich noch vor zwei Tagen so sehr dazu angetrieben hatte, solch einen Blödsinn zu machen.
Ich biss mir fest auf die Zunge, bis sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund ausbreitete.
Jetzt verstehe ich, was Iwaizumi immer mit „Du nervst!" gemeint hat. Und wie ich nerve!
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, welches jede Sekunde drohte, zu schwinden, ich es jedoch krampfhaft aufrecht hielt, stellte ich mich auf meine Position, welche sich vor dem Netz des Volleyball-Feldes befand. Ich würdigte die gegenüberliegende Hälfe des Spielfeldes keines Blickes, da mir bereits klar war: Wir würden gewinnen. Mit Iwaizumi an meiner Seite würden wir sie platt machen.
Aber falls wir verlieren, ist es doch auch egal. Ist alles egal, es hat eh keinen Sinn mehr.
Abrupt hielt ich inne.
Wann waren meine Gedanken so erbärmlich geworden?
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𝐈𝐖𝐀-𝐂𝐇𝐀𝐍 || 𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪
Fanfiction❝𝐌𝐀𝐍𝐂𝐇𝐌𝐀𝐋, 𝐃𝐀 𝐊𝐀𝐍𝐍 𝐄𝐈𝐍𝐄 𝐄𝐈𝐍𝐙𝐈𝐆𝐄 𝐒𝐀𝐂𝐇𝐄 𝐄𝐈𝐍𝐄𝐍 𝐕𝐎𝐋𝐋𝐊𝐎𝐌𝐌𝐄𝐍 𝐙𝐄𝐑𝐒𝐓Ö𝐑𝐄𝐍.❞ ↳ ༺𝘪𝘸𝘢𝘰𝘪 ༻ (Alle auftretenden Charaktere der Geschichte, bis auf die, die ich selbst erst...