Elio gähnte als er aus dem Zelt trat. Es war heller, als er erwartet hatte. Andererseits war es im Zelt auch verdammt stickig gewesen. Das war der Nachteil, wenn man kein Fenster hatte.
Es ist das, was du gesehen hast, das dich nicht schlafen lässt, sagte die Stimme seines Großvaters in seinem Kopf. Du bist nicht dumm und weißt, was du gesehen hast.
Er ignorierte die Stimme und ging nach draußen. Er hatte schlecht geschlafen, das war alles. David saß bereits auf der Pferdedecke und rauchte, wie immer, eine Zigarette. Neben ihm auf einer kleinen Holzplatte stand ein Campingkocher und darauf eine Espressokanne.
„Kaffee sollte gleich fertig sein", sagte David. Wie als wollte die Kanne es unterstreichen, begann es zu blubbern und zu dampfen. Die Sonne stand hinter ihnen und schien auf den See. Im Zelt war die Luft träge, schlecht und es war heiß gewesen. Hier draußen war es angenehm kühl. Es roch nach Herbst und Nebel.
David griff nach zwei Bechern. „Willst du jetzt einen Kaffee oder nicht?"
„Tu schon her", antwortete Elio und sah zu, wie ihnen David langsam Kaffee in die Becher goss. Elio nahm einen Schluck und schmeckte den heißen bitteren Geschmack des Kaffees.
„Boah, wie kannst du den jetzt schon trinken?"
„Ich habe nur genippt", erklärte Elio, aber David achtete nicht auf ihn.
„Weißt du, wo die Milch und der Zucker sind?", fragte er stattdessen. Elio nickte zum vorderen Teil des Zelts. „Steht in der Kiste."
David stand auf und ging zu dem Korb. Er angelte die Packung Milch heraus und griff sich den Zucker. Elio sah ihm zu, wie er erst Milch in den Becher goss und dann erst einen, zwei und schlussendlich drei Löffel Zucker dazu gab und umrührte.
„Löst sich der überhaupt noch auf?"
„Ich glaub nicht", antwortete David und musste darüber selbst lachen. „Auf jeden Fall wird man wach davon."
„Ja, das glaube ich. So viel Zucker, wie da drinnen ist..."
David nahm einen Schluck aus dem Becher und lächelte vergnügt zu ihm. „Wenigstens verbrennt man sich nicht die Lippen."
Elio rollte mit den Augen, dann streckte er sich. Dehnte seinen Hals, indem er den Kopf erst nach rechts und dann nach links neigte, dann zog er die Brust ein und drehte seinen Oberkörper erst wieder nach rechts und dann nach links. Es knackte leicht.
„Uahh! Was machst du da? Das klingt furchtbar."
„Ich lös meine Verspannungen. Ich bin es nicht gewohnt auf dem Boden zu schlafen."
„Ach, du vermisst dein Bett?"
David grinste frech zu ihm und lachte dann auf.
„Du nicht?"
„Ach was, für ein paar Nächte geht das schon."
„Ich bin mir da nicht so sicher. Ich freu mich, wenn ich wieder daheim bin."
„Hey! Sowas will ich nicht hören. Wir sind im Urlaub. Bis Sonntag!"
Davids Stimme war überraschend streng geworden und auch sein Blick wirkte nicht mehr locker und flockig wie sonst. Viel mehr sah er wie ihre strenge Geschichtslehrerin aus. Sie hatte ihre rotbraunen – sie waren natürlich gefärbt in ihrem Alter – Haare immer vornehm zu einem Dutt hochgesteckt, den Kopf leicht nach oben geregt und manchmal mit einer nasalen Stimme gesprochen. „Ruhe! Ruhe! Ruhe!", hatte sie immer gerufen und mit ihrem Ring an die Tafel geklopft, als ob sie eine Klangschale war. Später hatte sie für diese Aktion tatsächlich mal eine Klangschale dabei, aber der Ring auf der Tafel funktionierte einfach besser.
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Das Verlassene Haus
Научная фантастика[Band I Im Vortex aus Zeit und Raum] Der Campingausflug zweier Freunde nimmt einen grausamen Verlauf. Als David plötzlich verschwindet und Elio die Bekanntschaft eines sonderbaren Fremden macht, scheinen alle Hinweise zu dem verlassenen Haus auf der...