Graf Armande war ein seltsamer Mann. Er machte Parfum und sprach über sie mit solcher Liebe und Hingabe, dass ich ihn einfach mögen musste. Er erzählte von den Essenzen und den Ländern, aus denen sie kamen. Ich konnte nicht glauben, dass er sie noch nie gesehen hatte. Er hatte die Ferne nie gesehen und nun war es an mir von den Ländern zu erzählen. Vom Jasmin in China und den Orangenblüten in Spanien. Vom Bazar in Marrakesch, wo es so viele Gewürze gab, dass man nicht wusste, wo man zuerst hingehen sollte.
Graf Armande war wie ein Funken Licht in der Dunkelheit. Er war vielleicht kein Hafen und auch nicht der Nordstern, auf den Mann sich verlassen konnte. Doch ich mochte ihn, weil er mich an Zeiten erinnerte, in denen ich weit fort war und frei. Wenn ich in seinem Labor saß, dann fühlte ich mich nicht mehr wie eine Dienstmagd. Ich musste mich nicht verstellen, weil er meine wilden Geschichten mochte und mich reden ließ. Er beantwortete meine Fragen, er erzählte mir von Prinz León, bevor er geworden war, was er heute war.
Ich schrieb meinem Vater, noch nie zuvor hatte ich einen Brief an ihn geschrieben. Es hatte nie eine Gelegenheit gegeben, doch nun war sie gekommen und ich wusste nicht was ich schreiben sollte. Was sollte ich ihm sagen? Es gab keine Worte. Doch ich wollte, dass er wusste, dass ich wohlauf war und nicht unglücklich.
‚Liebster Vater,
Nie zuvor fehlten mir die Worte, doch nun weiß ich nicht was ich sagen soll. Nie zuvor schrieb ich dir einen Brief und nun bin ich in fremden Gewässern ohne einen Kompass und um mich ist nur das weite Meer.
Dennoch, ich möchte, dass du dich nicht sorgst. Es ist nicht so schlimm, die Arbeit ist nicht sehr hart, aber viel und sie macht, dass die Zeit vergeht und ich schnell wieder bei dir bin. Du fehlst mir und ich wünschte ich könnte bei dir sein. Es fehlt mir hier an nichts, außer meiner Freiheit. Aber ich vermisse das mehr, es ist wie ein dumpfer Schmerz, der immer bei mir ist und mich nicht loslässt. Ich möchte wieder die Gischt auf meiner Haut spüren, das Salz in der Luft atmen und den geheimnisvollen Schrei von hundert Möwen hören. Hier ist es immer so still und das Meer ist so weit fort. Manchmal glaube ich, dass selbst die Sterne nur ein müder Abklatsch der Wirklichkeit sind und mich nur demütigen wollen.
Wenn ich heimkomme, dann lass uns ein ganzes Jahr auf See bleiben und nicht nach Frankreich kommen. Ich will die Welt erneut sehen, denn hier im Schloss verliert selbst meine lebhafteste Erinnerung ihre Farbe und ihren Glanz.
In Liebe,
Isabelle'
Nun geschahen zwei Dinge gleichzeitig kaum das der erste Monat vorbei war. Das erste war, dass ich ein Gespräch belauschte. Zwischen Lady Antoinette und dem Prinzen. Ich hatte nicht lauschen wollen, aber ich hatte die Fenster in der Galerie zu putzen und der Wind trug ihr Gespräch zu mir. Ich gebe zu ein wenig musste ich mich doch anstrengen und vielleicht hätte ich es nicht weiter beachtet, wenn ich nicht meinen Namen gehört hätte.
„Diese Magd, Isabelle. Was ist es nur mit ihr?", Lady Antoinette klang aufgebracht. Dabei sah ich sie kaum und arbeitete nicht für sie, das war Corines Aufgabe, sie war ihre Zofe.
„Was meinst du? Sie ist eine Magd wie jede andere.", antwortete ihr der Prinz.
„Sie ist ganz sicher nicht wie jede andere. Nicht, wenn ich deinen Blick beurteile und nicht, wenn ich meinem Vater glauben schenke."
„Vielleicht ist sie auf einem Schiff groß geworden, aber sie ist wie jede andere Frau auch. Ihr alle sehnt euch nach dem gleichen und ihr alle seid bereit euch herzugeben, wenn ihr ein wenig Aufmerksamkeit bekommt.", ich hörte den Spott so deutlich, dass es mich beinahe gekränkt hätte.
„Sicher, aber nicht Isabelle. Sie würde ihren Stolz niemals vergessen und niemals würde sie sich einfach so jemandem hingeben.", wie seltsam diese Worte aus dem Mund der Lady klangen. Dass sie mich so in Schutz nahm, erschien falsch. Ich glaubte etwas unter ihren Worten zu hören, etwas beinahe Böses.
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The emptiness of a thousand seas
RomanceIsabelle liebt das Meer. Wenn sie könnte würde sie es niemals verlassen, doch der Wind dreht sich immer und sie muss die See, ihr Schiff und ihren Vater verlassen, um so die Schulden ihres Vater bezahlen zu können. Die Umstände sind gegen sie. Der...