Du bist aber nicht der Nordstern, oder ein sicherer Hafen, du bist alles

9 0 0
                                    

Der Hafen erwartete mich mit den üblichen Leuten. Die alten Seemänner, die mich misstrauisch betrachteten. Als ich in schweren Stiefeln und schwarzen Hosen auf die Loretta stieg. Die Huren, die ein wenig neidisch waren und die jungen Matrosen, die mich mit großen Augen betrachteten. Wieder am Hafen zu sein, hatte einen bittersüßen Geschmack, noch vor einer Woche, da hätte ich mich gefreut und doch die Endgültigkeit betrauert. Ich hätte zärtlich von allem mir vertrautem Abschied genommen und mich auf mein neues Abenteuer gefreut. Doch nun war ich so zerrissen. Ich wusste nicht ein noch aus. Natürlich liebte ich León noch immer, doch wie sehr hatte mich die Wahrheit geschmerzt. Als das Schiff ablegte, da war wünschte ich mir nichts mehr als eine Hand die mich führen wollte und mir sagte was ich nun tun sollte und was nun die richtige Entscheidung war.

Wenn ich geahnt hätte, was alles in einem kurzen Monat geschehen konnte. Ich wäre niemals fortgegangen. Ich hatte eine Kopie meines Verlobungsringes anfertigen lassen. Sie musste gar nicht gut gemacht sein, sie war schließlich nicht für dauerhaft gedacht. Ich hatte nur meinen wunderschönen Ring nicht mit auf See nehmen wollen, aus Angst er würde verloren gehen. Doch er war nicht fertig geworden, ich trug den Ring neben den beiden Anhängern um meinen Hals und hoffte die Kette auch dieses Mal nicht zu verlieren.

Der Goldschmied brachte den Ring auf das Schloss und so ereignete sich da erste schreckliche Missverständnis. Als Lady Antoinette León den Ring brachte, da musste er natürlich annehmen, ich hätte ihn verkaufen wollen. Wie tief musste es ihn gekränkt haben, dass ich ihn so unbedacht einfach hergab?

Ein weiteres Missverständnis geschah als Lucille in einer unbedachten Minute zur Zofe der Lady sagte, dass ich ihr erzählt habe, dass ich einen lieben Freund in Madeira habe, den ich gerne wiedersehen wollte.

Diese beiden Gerüchte führten dazu, dass der Prinz annehmen musste, dass ich ihn für immer verlassen hatte und nicht wieder nach Frankreich und zu ihm zurückkehren würde. Die Folge war ein Rückfall in seiner Grausamkeit.

Ich konnte davon noch nichts ahnen, ich verlebte den schönsten Monat meines Lebens auf See, neben meinem Vater. Er sah mich an und schien zu wissen, wie sehr es mich quälte, dass ich bald kein Meer und keine Schiffe mehr haben würde.

„Weißt du ich habe die See mehr geliebt als alles andere und dann traf ich deine Mutter. Ganz plötzlich war es nicht mehr die Ferne, die ich suchte, sondern die Nähe. Ich habe es gehasst sie zu verlassen und dann als sie starb, da dachte ich, dass ich viel zu wenig Zeit mit ihr gehabt habe und viel zu oft fort war. Wenn ich sie wiederhaben könnte, ich gäbe das Meer für immer auf.", er sah mich sanft an.

„Ich habe immer gedacht frei wie die Möwen sein zu können. Ich habe nie irgendwo bleiben wollen, aber mit León ist es anders. Ich möchte bleiben und nie wieder fort gehen. Ich will die Welt sehen, aber sie erscheint mir leer und grau, wenn er nicht da ist.", so viele Meilen von der Heimat entfernt, da erschien es mir als könnte ich ihn trotz all seiner Fehler, trotz Juliette lieben. Es erschien mir als wäre nichts mehr wichtig. Als gäbe es keine Vergangenheit mehr, sondern nur die Zukunft.

In Madeira erreichte mich ein Schreiben von Graf Armande. Er schrieb mir aus Angst ich würde nicht mehr wiederkehren. Er schrieb mir, dass er einige Dinge Richtig stellen müsse, über die Nacht in der Prinzessin Juliette gestorben war. Von Beruhigungsmitteln und Raserei und von seiner Tochter, die Prinzessin Juliette aus dem Fenster gestoßen hat. Davon, dass der Prinz keine Erinnerung an jene Nacht hatte und es ein Leichtes gewesen war ihm einzureden er habe es getan. Er schriebe mir all das, weil er es nicht ertragen könne, dass ich meine Liebe einfach aufgebe und León nie wiedersehen wolle.

Bei meiner Rückkehr war es mir als habe ich endlich Frieden gefunden. Ich war bereit auf das Schloss zurückzukehren und León auf der Stelle zu heiraten. Wie hatte ich nur denken können, er hätte seine Frau wirklich ermordet. Ich schollt mich, weil ich nicht nach einer besseren Lösung gesucht hatte. Wie hatte ich nur meine ganze Erfahrung und mein Wissen einfach aufgeben können als ich jene schrecklichen Worte gehört hatte. Hatte er mir nicht selbst gesagt keine Erinnerung an jene Nacht zu haben?

The emptiness of a thousand seasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt