Nur eine Vergangenheit

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Am nächsten Tag wachte Ciel erst gegen Mittag wieder auf, die beiden waren ja schließlich erst sehr spät nach Hause gekommen und die Nacht war zwischenzeitlich doch sehr anstrengend für ihn. Er brauchte erst mal einen Augenblick, um zu realisieren, was gestern so alles passiert war. Er war abends nochmal zu einem Dreh gerufen worden, hatte sich danach mit Sebastian betrunken, der ihn dann bei sich übernachten ließ – so weit so gut – danach allerdings waren seine Albträume zurückgekommen und er hatte seine Ängste und Zweifel nicht mehr unter Kontrolle bekommen, bis sich Sebastian zu ihm.... Moment! Er sah nochmal auf die Seite des Bettes, wo Sebastian gestern gelegen hatte und ihn schützend in den Arm genommen hatte. Jetzt aber lag da nur leeres Bettzeug.


Plötzlich allerdings hörte Ciel laute Geräusche von außerhalb des Zimmers und schrak auf. Er rieb sich nochmal über die Augen, um den Schlaf endgültig aus ihnen herauszubekommen und stieg aus dem Bett. Er öffnete die Schlafzimmertür und sah Sebastian, der in der Küche stand und augenscheinlich etwas zu Essen zubereitete – nur mit einem Shirt und Boxershorts bekleidet, was Ciel verlegen auf die Seiten blicken ließ, bis ihm auffiel, dass er selbst auch nicht mehr anhatte. Die beiden hatten sich durch ihre gemeinsamen Rollen schon des Öfteren nur leicht bekleidet gesehen, aber Sebastian so in seiner Küche stehen zu sehen, ließ Ciel doch die Schamesröte ins Gesicht steigen. Er blickte zur Seite und blieb erstmal im Türrahmen stehen, unsicher, was er als nächstes tun sollte.

Sebastian bemerkte den Kleineren recht schnell und musste grinsen, bei dem Anblick, der sich ihm bot. Er hatte nicht gedacht, dass Ciel so schüchtern wäre. Immerhin arbeiteten sie beide fast jeden Tag miteinander und zogen sich auch gemeinsam um, wenn sie nicht gerade im Studio drehten, wo jeder seinen eigenen Ankleideraum hatte. Deshalb versuchte er die Stimmung etwas aufzulockern, indem er einfach so tat, als wäre nichts.

„Guten Morgen, Schlafmütze.", lächelte er dem immer noch überfordert im Türrahmen stehenden Ciel entgegen. „Leiste mir doch Gesellschaft, das Essen ist gleich fertig."

Aus seinen eigenen Gedanken gerissen, schaute der Kleinere auf und musste ganz unweigerlich ebenfalls lächeln. Er tapste auf die Kücheninsel zu und schaute Sebastian neugierig über die Schulter. Er konnte noch nicht genau ausmachen, was dieser im Begriff war zu zaubern, aber es roch schon unglaublich gut, weswegen er die Augen kurz schloss und sich nur auf den Duft konzentrierte, der ihm in die Nase stieg. Ganz ohne es zu merken, kam er dabei dem Mann vor ihm so nahe, dass nicht mehr viel fehlen würde, dass er ihn berührte. Als er die Augen wieder öffnete, stockte er kurz, gab sich dann aber einen Ruck und legte seine Arme um die Taille des Größeren und schmiegte sein Gesicht an dessen Rücken. Dieser hielt in seiner Tätigkeit nicht inne, legte aber eine Hand auf die des Kleineren und drückte sie einmal fest.

So blieben die beiden einige Augenblicke stehen, bis Ciel sich löste und begann den kleinen Tisch zu decken. Er musste sich zwar erst ein wenig zurechtfinden, wurde aber durch Sebastians penible Ordnung ziemlich schnell fündig und hatte Teller, Besteck und Gläser bereitgestellt. In einer kleinen Schublade fand er sogar noch Servietten, die er schön gefaltet unter das Besteck legte.

Wenig später saßen die beiden zusammen am Esstisch und genossen das Curry, das Sebastian gezaubert hatte. Ciel kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, so lecker war es. Beim ersten Bissen weiteten sich seine Augen und er sah ungläubig zu Sebastian. „Sowas kannst du kochen? Das ist himmlisch!", rief er erstaunt. Sein Gegenüber musste schmunzeln und bedankte sich für das Lob. So saßen die beiden da und unterhielten sich einige Zeit, wobei sie die letzte Nacht nicht einmal ansprachen, wofür Ciel wirklich sehr dankbar war.

„Ich muss nachher noch mein Auto holen gehen. Möchtest du mich vielleicht begleiten? Wir könnten einen Umweg durch den Park machen.", fragte Sebastian, als sie schon eine Weile fertig gegessen hatten und das dreckige Geschirr gemeinsam verräumten. „Ja, total gerne! Ein kleiner Spaziergang tut sicher gut.", bekam er als Antwort.

Unmei~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt