Nur ein Lächeln

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„Genug für heute. Ihr habt das wirklich schön gemacht!" rief der Regisseur. Jedem der Schauspieler fiel ein Stein vom Herzen, da der heutige Tag wirklich mehr als anstrengend war. Nur einer senkte seinen Kopf kaum merklich und hatte etwas Trauriges in seinem Blick. Sebastian, einer der Hauptdarsteller, wollte den Drehplatz eigentlich nicht verlassen. Da fragt man sich doch bestimmt warum, oder? Der Grund dafür war eigentlich ganz einfach zu erkennen, denn er starrte den ganzen Tag über einen jungen Mann an, der sich ausgelassen mit den anderen unterhielt – natürlich nur dann, wenn er sich sicher war, dass es keiner mitbekam.

Er hatte sich verliebt, schon das erste Mal, als er ihn gesehen hatte. Allerdings konnte er es nicht verstehen. Er spielte die Rolle eines dämonischen Butlers doch eigentlich deshalb so gut, weil er im echten Leben nicht anders war. Okay gut, er war vielleicht kein Dämon, aber er gab sich immer kalt und gefühllos und erfüllte jede seiner Aufgaben mit Bravour. Prinzipiell konnte er alles, ohne sich groß dafür anstrengen zu müssen. Er spielte jedes Instrument, das er anfasste, als hätte er jahrelang Unterricht darin genossen. Er war ein Meister der Sprachen und die Frauen lagen ihm förmlich zu Füßen, da seine Schönheit einfach umwerfend war. Nur eines konnte er noch nie – Gefühle zulassen oder gar diese zeigen.

Zumindest nicht, bis er diesen Jungen traf. Er war kleiner als er, sogar viel, und hatte auch sonst nicht viel mit ihm gemein. Er war zwar nicht übertrieben offen, aber immerhin hatte er keine Probleme damit sich mit anderen zu unterhalten und auch hier und da über Gefühle zu sprechen, wenn es angebracht war.

Was also zog ihn so an an diesem schmächtigen Geschöpf? Waren es genau diese Unterschiede? Nein – beinahe jeder Mensch unterschied sich doch von ihm. Was war er also dann? Sein Aussehen? Sebastian musste sich schon eingestehen, dass er ihn schön fad. Seine makellose Haut, das glänzende, weich aussehende Haar, die blauen Augen, die strahlten, wie der Ozean und besonders sein Lächeln, auch wenn es, trotz aller Freundlichkeit, nur selten zu sehen war. Aber das würde doch nicht reichen, um sich zu verlieben... Irgendwas hatte dieser Junge an sich. Sebastian wusste nur noch nicht, was es war.

Während er so gedankenverloren vor sich hinstarrte wurde er wieder in die Realität zurück befördert, und das ausgerechnet von Lizzy, einer weiteren Schauspielerin. Auch sie war wie für ihre Rolle geschaffen. Sie war laut, anstrengend und liebte alles Kitschige. „Sebastian, steh hier doch nicht so alleine herum, das kann doch gar keinen Spaß machen! Gesell dich doch auch noch ein wenig zu uns!"

Mit diesen Worten packte sie seine Hand und zog ihn mit in die Runde der Anderen. Wie es das Schicksal so wollte zerrte sie ihn genau neben den Jungen, den er im Geheimen so begehrte. Dieser warf ihm einen kurzen Blick zu, der allerdings nichts auszusagen schien.
Doch was war das? Sebastian hätte schwören können ein Zucken in seinem Mundwinkel zu sehen. Hatte der Junge eben gelächelt? Wenn ja, warum? Hatte er ihn ausgelacht, weil er merkte wie unwohl er sich inmitten der Menschen fühlte? Oder wollte er ihn bemitleiden, weil Lizzy ihn bedrängte? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er würde ihn doch nicht aus Freude anlächeln? Nein, wieso sollte er auch? Die beiden kannten sich im Prinzip ja kaum, da Sebastian nie mit jemandem mehr Worte wechselte, als er musste, was es natürlich schwer machte ihn näher kenne zu lernen. Aber die beiden arbeiteten zusammen – hielt er ihn vielleicht für den „Menschen", den er darstellen sollte? Für einen höllisch guten Butler, der eiskalt und mächtig war? Nun ja...so falsch wäre das ja auch gar nicht. Nur „mächtig" klang etwas übertrieben.

Schon wieder in Gedanken versunken merkte Sebastian im ersten Moment gar nicht, wie sich die Gruppe langsam aufzulösen begann. Alle verabschiedeten sich voneinander und wünschen sich einen schönen Feierabend. Sebastian wollte gerade ebenfalls gehen, als er hinter sich ein leises „Auf Wiedersehen, Sebastian." vernahm. Er drehte sich um und wirklich, Ciel, der Junge, an den er schon seit Tagen denken musste, lächelte ihn an.

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Ihr Lieben, ich freu mich, wenn ich euch bis hierher überzeugen konnte :)

Kritik nehme ich immer gerne an und freue mich darüber. Lasst sie also gerne als Kommentar da! Ich versuche die Kapitel so regelmäßig wie möglich hochzuladen!

Unmei~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt