Gruber Hof

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„Naa, wie ich gehört habe, wurde Ihre Frau, unsere werte Frau Doktor in den späten Stunden noch operiert. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie die nächsten Tage bei ihr verbringen.“
Hubert sieht ihn sehr erstaunt an. „Wollen schon, aber…“
Er wird direkt unterbrochen. „Nichts aber, Sie bleiben bei Ihrer Frau zu Hause, Staller und Riedl übernehmen hier alles.“ Damit wird er von seinem Chef wieder entlassen.

Weil Hubsi nicht in seiner Dienstkleidung im Krankenhaus auflaufen will, fährt er wieder nach Hause und zog sich etwas anderes an. Am Krankenhaus angekommen hat er für Anja einige Sachen zusammen gepackt und trägt diese nun nach oben.

Er klopft kurz und tritt dann ein, erstaunt sieht sie ihn an.
„Was machst du denn hier?“
Er stellt die Tasche ab. „Dich besuchen.“
Schnell gibt er ihr einen Kuss.
„So früh?“
Er lacht kurz. „Soll i wieder gehn?“
Sie verdreht gespielt genervt die Augen. „Naa, aber ich dachte, du kimmst erst gegen Abend.“
Er setzt sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. „Der Girwidz hat mir freigegeben, ich soll für dich da sein, meinte er.“
Anja zieht eine Augenbraue hoch. „So ist das also.“
Er nickt. „Wie geht’s dir denn heute?“
Ihr Lächeln verschwindet etwas. „Es ist in Ordnung, es tut scho weh. Aber i kann heute trotzdem gehen, da ich keine offene Narbe hab.“
Zufrieden nickt er. „Dann kann ich dich also mitnehmen.“
Das Lächeln kommt zurück. „Ja, des kannst.“

Da sie noch einige Zeit auf den Arzt warten müssen, sprechen sie einfach gemeinsam über die letzten Tage. Nachdem Anja entlassen wurde, fahren sie zurück nach Hause.

Hubsi nimmt ihr natürlich alles ab, sie soll sich bloß nicht überanstrengen. So putzt er alles, räumt auf, lüftet und wäscht sogar die Wäsche. Sie liegt währenddessen einfach nur auf dem Sofa und soll sich nicht bewegen.

Das geht einige Tage so, mittlerweile geht es Anja wieder besser und beide kehren an ihren Arbeitsplatz zurück. Früh am Morgen klingelt der Wecker für sie beide, mit verschlafenen Gesichtern machen sie sich fertig. Heute ist es wie immer; sie fährt ihn zum Revier und anschließend ins Klinikum.

Hubsi wird bereits sehnsüchtig erwartet, Staller kommt ihm entgegen.
„Schön, dassd wieder do bist.“ Dabei klopft er ihm auf die Schulter.
Tatsächlich freut Hubsi sich auch wieder auf die Arbeit, erst recht wenn er weiß, dass es seiner Anja wieder gut geht und er mit einem guten Gewissen arbeiten kann. Die beiden gehen gemeinsam ins Revier und Staller berichtet ihm, was die letzten Tage alles vorgefallen ist.
Der Mord ist aufgeklärt und keine neue Leiche hatten sie aufgetrieben, nur den Autobeschmierer und einen Taschendieb hatten Riedl und er festgenommen.

Die beide bearbeiten grade einige der Akten, als Sonja zu ihnen kommt.,, Ihr sollt zum Gruber-Hof fahren, dort hat jemand eine Leiche gefunden, die Anja ist ebenfalls schon unterwegs“, informiert sie.
Staller nimmt direkt seine Jacke, Hubsi folgt ihm. „Dann bis später, Sonja.“

Sie fahren direkt zum Hof, Anja ist bereits da und fotografiert den Tatort.
Eine Frau Anfang, Mitte Dreißig steht neben der Pathologin und beobachtet das Geschehen.
Staller geht auf sie zu. „Guten Tag, Johannes Staller, das ist mein Kollege Franz Hubert, Sie ham die Leiche gefunden?“
Die Frau nickt und deutet auf die Leiche. „Das ist mein Bruder Wilhelm, ich wollte ihn besuchen kommen.“ Die junge Frau hat angefangen zu weinen, Staller übernimmt.
Hubsi wendet sich lieber seiner Frau zu. „Was hast du bisher?“
Sie deutet auf den Hals der Leiche. „Alles deutet auf einen Selbstmord hin, nur diese Hämatome passen ned wirklich ins Bild. Ebenfalls bin i mir sehr sicher, dass er ned hier gestorben ist. Das passt nicht wirklich zammn. Ungefährer Todeszeitpunkt gestern Abend zwischen 20 und 23 Uhr. Genau kann ich es wie immer erst nach der Obduktion sagen.“
Hubsi schaut die Leiche genauer an, am Arm entdeckt er eine Einstichstelle. „Was ist des hier?“
Anja sieht nun ebenfalls auf die Stelle. „Vielleicht hat ihm jemand was gespritzt, werd ich alles untersuchen.“

Er nickt, hilft ihr beim Zusammenräumen und bringt die Koffer zu ihrem Wagen. Dort gibt er ihr noch einen kurzen Kuss, schaut zu Staller und sieht, dass dieser noch beschäftigt ist. Dieser notiert einige Daten auf einem Zettel. Darum zieht er seine Frau nochmal in eine Umarmung. „Wie ist der erste Tag denn bisher so?“
Sie lacht. „Wenn ihr mir nicht andauernd eine Leiche bringen würdets, definitiv entspannter. Aber auch so, ich hab es vermisst.“
Zufrieden grinst er, streicht ihr nochmal über die Wange, ein letzter Kuss und sie verabschieden sich.

Als er zu Staller und der Frau geht, sieht diese ihn etwas seltsam an. „War das ihre Freundin?“
Staller sagt schnell: „Na, die beiden sind verheiratet, schon viele Jahre.“ Hubsi nickt nur zur Bestätigung.
„Da sind Sie nach all den Jahren immer noch so glücklich zusammen?“

Was habe ich nur getan Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt