Dann läuft er aber ins Büro seines Chefs und berichtet diesem, was sie bisher alles herausgefunden haben.
Kurz darauf geht Staller dann aber auch in sein Büro – in dem Glauben, seinen Kollegen dort aufzufinden, doch niemand war in diesem.
Er läuft also wieder nach vorne zu Sonja. „Wo ist er denn nun hin?“
Sonja zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, er hat nichts gesagt, vielleicht zur Anja?“
Staller kaut auf seiner Unterlippe. „Ich fahre los“, verkündet er entschlossen.
Sonja hält ihn jedoch auf. „Warte, das können wir auch anders machen, ich rufe die Anja eben an.“ Keine drei Minuten später legte Sonja wieder auf. „Der Hubsi ist bisher nicht bei ihr aufgetaucht, sie meldet sich aber, falls er das noch tut. Wir sollen ihr ebenfalls Bescheid geben.“
Staller sieht angespannt aus, verabschiedet sich von Sonja und tritt nach draußen. Der Streifenwagen steht noch vor dem Revier, Hubsi muss also zu Fuß unterwegs sein.
Zum vierten Mal klingelt sein Handy, wieder Anja. Er ignoriert ihren Anruf erneut, im Moment möchte er einfach niemanden hören oder sehen. Er muss ganz kurz einfach nur für sich sein, deshalb läuft er immer weiter in den Wald. Immer wieder knacken die Äste unter seinen Schuhen. Der Wind streift seine Schultern sanft und er bahnt sich den Weg weiter, immer tiefer. Nach einer halben Ewigkeit bleibt er stehen und atmet aus, er fühlt sich sofort besser. Die Gedanken der letzten Woche sind wie weggeblasen und er kann endlich wieder frei atmen.
Langsam lässt er sich an einem Baum herunter sacken bis auf den leicht nassen Waldboden. Dort kommt er endgültig zur Ruhe, er ist wieder ganz bei sich. Eine Welle der Erleichterung strömt durch seinen Körper, immer wieder atmet er tief ein und aus.
Seine Frau macht sich währenddessen so viele Sorgen, dass sie gemeinsam mit Hansi angefangen hat, ihn zu suchen. „Hat er wirklich gar nix mehr gesagt?“
Staller schüttelt leicht den Kopf. „Nein, aber er wird scho wieder auftauchen.“
Anja bleibt kurz stehen. „Was wenn ned? Wir sollten getrennt suchen. Geh du an seinen alten Angelplatz, ich such im Wald.“
Staller nickt und läuft in Richtung Ort.
Sie macht sich ebenfalls auf in Richtung Wald. Ihr ist durch die ganze Aufregung ziemlich schlecht geworden, sie kennt dieses Verhalten von ihm auch nicht. Das jagt ihr ziemlich viel Angst ein, wie blind läuft sie einfach in den Wald.
Hubsi steht wieder auf, holt ein Papier hervor und zündet dieses an. Bedacht darauf, dass nichts anderes anfängt zu brennen, lässt er den Zettel los. Der Wind nahm diesen mit und schnell waren die letzten Reste im Wind verschwunden. Da hört er hinter sich Äste knacken, schnell dreht er sich um. Da erblickt er seine Frau, die leicht außer Atem auf ihn zuläuft. Kurz dreht er sich jedoch nochmal in die Richtung, in der sein Zettel verschwunden war. Schon steht Anja neben ihm und sieht ihn ziemlich wütend an. Doch ehe sie etwas sagen kann, legt er einen Finger auf ihre Lippen. „Sag bitte nichts, ich brauchte diesen Moment, um wieder richtig atmen zu können.“
Erstaunt schaut sie zu ihm rauf. Ihre Wut ist wie verflogen und wieder kommt ein Schwung an Sorgen auf. Sein Finger liegt immer noch ganz vorsichtig auf ihren Lippen, er will anscheinend, dass sie einfach gar nichts sagt.
Schließlich nimmt er seine Hand zurück und zieht sie stattdessen in seine Arme. Dabei sagt er einfach nichts, stumm genießt er ihre Nähe. Ihr Kopf liegt nun auf seiner Brust, dabei schließt sie ihre Augen. In ihm ist nun eine Welle an Wärme und Hoffnung aufgetaucht. Er ist dankbar, dass seine Frau tatsächlich nichts gesagt hat, normalerweise kann sie sich in solchen Situationen nicht zurückhalten. „Danke!“, haucht er gegen ihre Stirn.
„Wofür?“, fragt sie verwirrt.
Seine Antwort ist simpel. „Hierfür, das musste sein.“ Dabei legt er seine Hand an ihre kalte Wange und streicht vorsichtig darüber. Bevor sie noch etwas erwidern kann, legt er seine Lippen auf ihre. Vorsichtig beginnen diese zu spielen, bis sie sich wieder voneinander trennen. „Können wir einfach ganz langsam zurück laufen?“
Vorsichtig nickt sie, dabei greift sie nach seiner Hand und zieht ihn mit sich zurück aus der Richtung, aus der sie kamen. Gemeinsam laufen sie aus dem Wald hinaus an der Straße entlang. Kurz vorm Revier bleibt er stehen, sieht ihr dabei tief in die Augen.
„Alles in Ordnung?“
Er schüttelt leicht den Kopf. „Na“, gibt er zu, „aber ich regel des. Du wirst da nicht mit reingezogen.“
Angst sieht er nun in ihren braunen Augen aufsteigen. „Wie, wo rein, Hubsi?“
Er streicht ihr einige Haarsträhnen hinters Ohr. „Ist nicht wirklich wichtig“, weicht er aus.
Bevor sie etwas dagegen sagen kann, zieht er sie weiter.
Da kommt auch schon Hansi auf sie zu gelaufen. „Mensch, Hubsi, was soll das?“
Hubsi zuckt nur mit den Schultern, lässt Anjas Hand los, gibt ihr einen Kuss auf die Wange und verschwindet wortlos im Revier.
Anja bleibt bei Hansi, dieser sieht sie fragend an. „Was ist passiert?“
Anja scheint zu überlegen. „Ich weiß es nicht, er war im Wald.“
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Was habe ich nur getan
FanfictionEines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.