Wie in einem schlechten Film, nein warte, schlimmer!

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Wie in einem schlechten Film. Nein, schlimmer!

Erster Schritt. Noch hatte mich niemand bemerkt.

Zweiter Schritt. Wie sah es hier eigentlich aus?

Dritter Schritt. Hier war alles so sauber und friedlich.

Vierter Schritt. Die ersten bemerkten mich.

Fünfter Schritt. Sie steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten. Klasse.

Sechster Schritt. Nun bemerkte mich auch der Rest des Schulhofs.

Siebter Schritt. Ich wurde von den Augen der Vorstadttussen und Möchtegernfootballspieler verfolgt.

Achter Schritt. Endlich, der Eingang!

Ich öffnete hastig die Tür, die mich vor den neugierigen und kritischen Blicken der Dumpfbacken retten sollte. Leider öffnete ich sie mit etwas zuviel Schwung, sodass sie gegen einen Kopf eines Typen knallte.

Shit.

"Autsch!", fluchte er und hielt sich den Kopf. Ich musterte ihn nur ein wenig erschrocken. Er sah aus wie ein typischer Nerd. Kariertes Hemd und Brille. Er verkörperte das Klischee eines Nerds. Bescheuert, aber okay.

"Sorry, das war ausversehen.", sagte ich locker und ging weiter.

"Dann pass das nächste mal besser auf, du Miststück.", rief er mir plötzlich hinterher.

Ich erstarrte und drehte mich langsam zu ihm um. Hatte er mich gerade als Miststück bezeichnet?!

"Wie hast du mich gerade genannt?", fragte ich ihn bedrohlich und ging langsam auf ihn zu.

Er schaute mich mit großen Augen an, doch reckte dann sein Kinn hervor. "Miststück.", erwiderte er nur provozierend.

"Hör mal.", begann ich und beugte mich zu seinem Ohr, sodass ich ihm den nächsten Satz zuflüstern konnte. "Pass auf was du tust. Ich komme aus New York und wir New Yorker scheuen vor nichts, okay? Und du bist nur ein kleiner Niemand, der denkt er kann auf dicke Eier machen, nur weil ich neu bin. Das nächste Mal wenn wir uns sehen wirst du mich freundlich grüßen, hast du verstanden?"

Er nickte heftig, sodass ihm fast seine Brille von der Nase fiel. Ich drehte mich wieder um und ging weiter. Dabei verzog sich mein Mund zu einem spöttischen Grinsen.

Was für ein Weichei.

***

Am Sekretariat angekommen erkundigte ich mich nach meinem Stundenplan. Die Sekretärin vermittelte mir einen etwas unterbelichteten Eindruck, doch das bestätigte nur meine Annahme, dass hier lauter Dumpfbacken sind.

"Soll ich Ihnen den Raum zeigen?", fragte sie mich.

Ich guckte auf meinen Plan. Jetzt hatte ich Mathe in Raum 202. "Nein, das schaffe ich schon.", erwiderte ich und schlenderte aus dem Raum.

Auf dem Flur begegnete ich lauter Schülern, die mich verwundert und neugierig ansahen. Die meisten wirkten eigentlich normal, nur bemerkte man den Unterschied zu meiner alten High School schon. In New York waren die Leute verrückter, selbstbewusster angezogen. Jeder war sein eigenes Individum. Hier sahen die meisten gleich aus. Alle trugen ihre langen Haare offen und hatten entweder eine Skinny Jeans oder eine Leggins an. Dazu die berühmten Nike-Schuhe oder Air Max, die ich persönlich ziemlich hässlich finde. Aber gut, jedem das seine, nicht wahr?

Ich trug eine schwarze zerrissene Jeans, ein weißes T-shirt und darüber meine schwarze Lederjacke. Das bin ich. Meine Sachen erinnern an Rockersachen und verkörpern mich. Frech, ehrlich und direkt. Vermutlich würde das hier noch zum Problem werden, wenn ich mir die Vorstadttussen so ansah.

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