Wenn das mal nicht die Neue ist.

72 5 0
                                    

Wenn das mal nicht die Neue ist:

Ich fuhr mit dem Bus nachhause, da ich wie die meisten Kinder kein eigenes Auto hatte. Meine Eltern weigerten sich auch mir eins zu kaufen. Wollte ich ein Auto haben, dann sollte ich auch gefälligst dafür arbeiten, also selber Geld verdienen. Nur arbeiten wollte ich eben nicht, also hieß das auch kein Auto. In New York war mir das relativ egal, da war man viel schneller mit dem Bus und der Subway unterwegs. Doch hier in New Jersey kam der Bus alle Stunde und die Strecke von meiner Schule war auch nicht gerade die kürzeste.

Endlich erreichte ich die Station wo ich wohnte. Mein Dad und ich bewohnten ein kleines Haus. Das reichte für uns und außerdem war er seit der Scheidung ein wenig knapp bei Kasse. Er war schon zuhause als ich kam.

"Na, wie war Schule?", fragte er mich lächelnd und ich verdrehte genervt meine Augen. Warum fragen einen Eltern sowas dauernd? Als ob Schule jemals gut sein würde.

"New Jersey ist scheiße, ich will wieder nach New York.", sagte ich nur bissig.

Er sah etwas bekümmert drein. "Du kannst auch bei deiner Mutter wohnen."

"Nein, du weißt auch warum ich das nicht will.", entgegnete ich mit kalter Stimme. Niemals würde ich bei ihr wohnen wollen. Nicht nachdem SIE sich von meinem Dad getrennt hatte, nur weil sie fand, dass ihr Leben mehr zu bieten hatte als eine Familie zu haben und die perfekte Ehefrau zu sein. Nur damit hatte sie meine Familie zerstört und das nahm ich ihr immer noch übel. Außerdem wäre ich ihr nur lästig, jetzt wo sie wieder anfing "zu leben". Sie war selten zuhause, ging auf alle möglichen Fortbildungen und Terminen und traf sich mit verschiedenen Männern. Das wollte ich nicht miterleben.

"Dann musst du mit der Tatsache klarkommen, dass wir nun hier leben werden.", meinte mein Dad.

"Aber warum gerade New Jersey? New York ist viel besser und hat mehr zu bieten!", erwiderte ich.

"Du wirst dich an den Ort gewöhnen.", versuchte er mich zu beruhigen. Ich schnaubte nur durch meine Nase und ging hoch in mein Zimmer.

Ich rief eine Freundin an, die ich wie alle anderen zurücklassen musste in New York.

"Ellieeee, du lebst!", quiekte sie freudig ins Telefon. Zur Erklärung, ich war selten an meinem Handy im Gegensatz zu dem Rest meiner Generation. Von daher hörten meine Freunde nicht viel von mir, seit ich weggezogen war.

"Aber nicht mehr lange, wenn ich hier bleiben soll.", brummte ich.

"So schlimm?", fragte Belinda.

Ich schnaufte genervt. "Und wie! Das sind alles hirnlose Bratzen und diese High School ist so klischeemäßig, das glaubst du nicht! Vor allem eine, die heißt Annie und ist Cheerleaderkaptain, die ist so bescheuert! Denkt die wäre die größte!"

"Ach komm, mit sowas wirst du doch leicht fertig.", erwiderte Belinda und es klang so als würde sie grinsen. "Zeig ihr dass du sowas wie sie nicht nötig hast."

"Klar, das mach ich. Trotzdem...ich vermisse New York."

"In ein Jahr kannst du zurückkehren."

"Das wird das längste Jahr meines Lebens!", stöhnte ich und sie lachte. Wir redeten noch eine Weile und schließlich legte ich auf. Es war jetzt 17:00 und ich überlegte was ich mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Ich kannte hier fast niemanden und es gab hier auch fast nichts. Andererseits hatte ich die Gegend noch nicht so erkundet.

"Dad, kann ich mir dein Auto leihen?", fragte ich ihn.

Überrascht sah er mich an. "Ähm...okay. Pass auf dich auf."

UnexpectedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt