In einem Zimmer aus weißem Marmor saßen fünf Personen um einen runden Tisch, zwei Frauen und drei Männer. Da der Raum keine Fenster hatte, wirkte er beengend und wenig einladend. Daran konnte auch das edle Marmor nichts ändern Die Anwesenden schienen sich jedoch nicht daran zu stören. Sie saßen in eher entspannter Haltung in ihren gepolsterten Stühlen. Die auffälligste Person im Raum war ein Mann mit weißen Haaren. Trotz der Haarfarbe sah er nicht alt aus, von Falten keine Spur. Seine Haut war glatt und bleich als würde er sich nicht oft in der Sonne aufhalten. Das auffälligste Merkmal war jedoch seine roten Augen, die jeden, den er betrachtete zu durchdringen zu schienen. Das Bemerkenswerteste an dem Mann war jedoch seine Ausstrahlung, denn er strotzte nur so vor Selbstsicherheit und Macht. Worte waren nicht nötig, um zu zeigen, wer in diesem Raum das Sagen hatte. Rechts neben dem Weißhaarigen saß ein weiterer Mann, dessen Alter schwer festzuhalten war. Ebenso wie sein Sitznachbarn war seine Haut eher bleich, was in einem starken Kontrast zu seinen dunklen Haaren und den dunkelbraunen Augen stand. Um den Hals trug er eine goldene Kette. Neben dieser Person saß ein weiterer Mann. Im Gegensatz den anderen beiden seines Geschlechts hatte er Falten und seine Haut war leicht gebräunt. Seine Haare waren braun mit einzelnen dunkelgrünen Strähnen. Bei den anderen beiden Anwesenden handelte es sich um Frauen, die einander sehr ähnlich sahen, wie Schwestern. Beide hatten blonde Haare und smaragdgrüne Augen. Die zwei trugen auch ähnliche weinrote Roben und auffällig viel Schmuck an den Armen, um den Hals und an den Ohren.
„Damit wären wir fast am Ende unseres Treffens angelangt", sagte der Mann mit den weißen Haaren.
„Fast?", äußerte die eine der Frauen verwundert.
„Warum so ungeduldig, Lykke?", fragte er mit einem leicht amüsierten Lächeln.
Lykke schnaubte verächtlich. „Ich mag nur deine Überraschungen nicht, Vilje."
„Diese wird dir Gefallen", versicherte der Angesprochene.
„Darf ich fragen, worauf wir warten?", fragte der Mann mit den grünen Strähnen vorsichtig.
„Oh, ja, wir warten auf unseren Ehrengast."
„Ehrengast?" Nun war es an Lykkes Schwester verwundert auszusehen.
Vilje nickte bestätigend, offenbar als einziger durch die Situation belustigt. Plötzlich erhob sich Lykke ruckartig. „Offenbar ist dein Besuch gerade eingetroffen."
Kaum hatte sie das gesagt, ging die dunkle Holztür auf und herein trat ein, dem Anschein nach, junger Mann. Er war hochgewachsen, schlank und hatte hellbraune Haare und hellgrüne Augen. Der Neuankömmling trug eine dunkle Hose, ein schwarzes Hemd, aber keine Schuhe. Lykke musterte den Gast lange, bevor sie sich wieder hinsetzte.
„Spät wie immer, Pokker", sagte Vilje mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck.
„Pünktlich für den wichtigen Teil, Vater", sagte der Neuankömmling desinteressiert.
„Und höflich wie immer", entgegnete Vilje.
„Magst du uns darüber aufklären wie Puk uns helfen soll, deinen großen, geheimen Plan umzusetzen?", fragte Lykkes Schwester sowohl interessiert als auch skeptisch.
„Oh, ich mag und ich werde", antwortete Vilje, „aber zuerst, müssen wir der Jugend doch einen Stuhl besorgen. " Wie von Geisterhand öffnete sich die Tür und ein flauschiger Lehnstuhl schwebte herein. Die Stühle der Frauen rutschten zur Seite, um für die neue Sitzgelegenheit Platz zu machen. Mit einem leisen Klacken landete der Stuhl auf dem Marmorboden. Vilje machte eine einladende Geste, woraufhin der Mann, den sie Puk nannten, sich unwillig darauf niederließ. Er setzte sich auf die Kante der Sitzgelegenheit so als hätte er nicht vor lange zu bleiben.
„Der vergangene Jahreswechsel hat uns endlich die Möglichkeit eröffnet, heimzukehren", sagte Vilje langsam.
Verwunderung verbreitete sich auf den Gesichtern der Runde. Offenbar kam diese Enthüllung überraschend, dennoch antwortete niemand. Vilje wartete bis die Stille unangenehm wurde bevor er weitersprach: „2000 Jahre Wartezeit sind damit um, sofern sich nicht jemand wie ein Idiot aufführt und alles ruiniert." Der Sprecher schenkte Puk einen strengen Blick.
„Ich hoffe wirklich, dass dein Plan nicht mit Puk steht und fällt," entgegnete Lykke.
„Wollen wir glücken, muss so einiges zusammenpassen und wir haben nur zwei Mal die Chance, zur Sommersonnenwende und zur Wintersonnenwende. Nur dann kann das Weltentor geöffnet werden." Vilje machte eine Pause bevor er weitersprach. „Wie euch sicherlich in Erinnerung geblieben ist, scheiterten wir bisher vor allem wegen des Mangels an Magie. Nun, mit dem Erwachen eines neuen Magiers, erhalten wir die Möglichkeit die Menge an Magie zu opfern, die wir brauchen."
„Brauchen wir den anderen Magier dann noch? Er ist eine echte Nervensäge," meldete sich nun erstmals der Mann mit den dunklen Haaren zu Wort.
„Oh, ja. Den brauchen wir noch. Wir brauchen jemanden als Opfer und einen für das Ritual", antwortete der Anführer.
„Wo ist der Haken?", schob Lykke ein.
Vilje schnalzte missbilligend mit der Zunge. „So wenig Vertrauen." Erneut machte er eine lange Pause bevor er sich Puk zuwandte und ihn unangenehm lange ansah. „Allerdings hat sie Recht. Die Magie ist dort, aber sie ist noch nicht erwacht. Genau aus diesem Grund bist du hier, Pokker. Deine Aufgabe ist es, diese Magie zu wecken. Finde ihre Schwachstelle und setze ihre Magie frei."
„Sie?", kam es überrascht von Puk.
Vilje lächelte. „Ja, sie. Eine junge Dame zu bezirzen wird dir mit deinem Charme doch nicht schwerfallen."
Puk seufzte übertrieben. „Warum ich?"
„Weil du mein Lieblingssohn bist?", Vilje ließ die Frage nachklingen bevor er hinterherschob: „Und weil du nicht so stark riechst wie die älteren unter uns. Sie wird nicht erkennen was du bist bevor es zu spät ist."

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Drachenmagie
FantasyIda ist ein ganz normaler Teenager bis am Silvesterabend plötzlich zwei Fremde vor der Tür stehen und ihr eröffnen, dass sie ein Ritter ist. Auf einmal eröffnet sich Ida eine ganz neue Welt, von der sie bisher nichts ahnte, mit magischen Wesen wie D...