Am Neujahrstag schlief Ida bis zur Mittagszeit. Als sie in die Küche schlich, um sich etwas zu Essen zu holen, hörte sie ihren Vater leise ihm Wohnzimmer schnarchen. Nach dem Essen räumte sie die Küche auf, wusch die Wäsche, putzte das Bad bis es glänzte und fegte den Flur. Sie hätte mit Staubsaugen weitergemacht, doch das hätte ihren Vater geweckt. Ida versuchte nicht an das zu denken, was sich in der letzten Stunde des alten Jahres ereignet hatte. Es kam ihr dumm vor, zu glauben, dass das wirklich passiert war, obwohl der Beweis im Staub unter ihrem Bett lag. Um sich davon überzeugen, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hatte, hatte sie unter dem Bett nachgesehen. Dort lag das Schwert noch immer.
Ida konnte man sonst nicht als Freundin des Haushaltes bezeichnen, doch heute stürzte sie sich, auf der Suche nach Ablenkung, auf die Arbeit. Sie hielt sich nicht für einen leichtgläubigen Menschen. Drachen, die unbemerkt unter Menschen lebten? Wie wahrscheinlich war das? Auf der Suche nach einer weiteren Aufgabe, befreite Ida den Gehweg von den Überbleibseln der Silvesternacht.. Als sie danach zurück in die Wohnung kam, war ihr Vater aufgestanden und sie begegneten sich in der Küche.
„Hier war wohl eine Putzfee im Haus." Hendrik Zucker drückte seine Tochter kurz an sich. „Frohes Neues Jahr. Hast du gleich deine Silvestervorsätze umgesetzt?"
Ida wusch sich die Hände und holte sich Saft aus dem Kühlschrank. „Ich habe keine Vorsätze. Ich hätte sie spätestens Mitte Januar sowieso vergessen oder mich nicht darangehalten."
„Da geht es mir wie dir. Hattest du eine schöne Silvesternacht?"
„Naja."
„Einsam und langweilig?"
Ida schwieg. Es war weder einsam noch langweilig gewesen, aber das ihrem Vater zu sagen, hätte ihn nur beunruhigt. Er hatte bereits genug Sorgenfalten auf der Stirn, er brauchte nicht noch mehr davon. Hendrik Zucker sorgte sich sehr gerne, vor allem um seine Tochter. „Ja, total einsam und langweilig", antwortete Ida deshalb schnell.
„Ich habe doch gesagt, dass du dir Freunde einladen kannst."
„Das hast du." Es wäre nur keiner gekommen, fügte sie in Gedanken hinzu. Ihre beste Freundin, Nina, war mit ihren Eltern in den Skiurlaub gefahren und ihre wenigen anderen Freunde, zogen inzwischen große Partys beschaulichen Silvestergesellschaften vor. Ida hingegen fand nicht so viel Spaß daran sich zu betrinken und zu Musik zu tanzen, die ihr persönlich nicht zusagte.
An einem kühlen Januarmorgen war Ida gerade auf dem Weg zur Schule als ihr Handy piepsen hörte. Sie zog das Handy aus der Innentasche und las die Nachricht.
Hi Ida. Gewöhnst du dich an den Gedanken, Ritter zu sein? Ich hole dich heute Nachmittag zur ersten Übungsstunde ab. Jana
Ida las die Mitteilung drei Mal bevor sie das Telefon zurück in die Tasche steckte. Sie hatte die Rittersache beinahe verdrängt gehabt, aber Jana erinnerte sich offenbar gut daran. Während des Unterrichts fiel es Ida schwer sich zu konzentrieren. Sie sorgte sich um das, was am Nachmittag geschehen sollte oder vielmehr um das, was laut ihrer Vorstellung geschehen würde. Sie wusste weder wo noch wann Jana sie abholen wollte. Rechnete sie damit, dass Ida zu Hause war?
Die Zeit verging quälend langsam. In der Schule hatte es wenigstens noch Aufgaben gegeben, aber zu Hause war sie ausgerechnet an diesem Tag sehr schnell mit den Hausaufgaben fertig. Da Jana keine Zeit angegeben hatte, wusste Ida nicht, wie viel Zeit sie hatte irgendwelche Aktivitäten auszuüben und sie wollte nicht gerne unterbrochen werden. Schlussendlich griff sie zu einem dicken Fantasyroman mit Elfen, Zauberern und Zwergen. So unrealistisch erschienen ihr diese fantastischen Welten nun gar nicht mehr. Sie steckte schließlich inzwischen selbst in einem solchen Abenteuer, wenn auch noch ganz am Anfang. Das Buch zog Ida völlig in seinen Bann, weshalb sie das Ertönen der Türklingeln, erst nach mehrfacher Nutzung derselben hörte und das obwohl sie den Ton sonst so erschreckend fand. Sie legte das Buch auf den Nachttisch, stolperte auf dem Weg zur Wohnungstür fast über ihre eigenen Füße und öffnete mit aufgeregt klopfendem Herzen die Tür.
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Drachenmagie
FantasyIda ist ein ganz normaler Teenager bis am Silvesterabend plötzlich zwei Fremde vor der Tür stehen und ihr eröffnen, dass sie ein Ritter ist. Auf einmal eröffnet sich Ida eine ganz neue Welt, von der sie bisher nichts ahnte, mit magischen Wesen wie D...