s e c h s

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Marco's Sicht

Ich konnte es einfach nicht sehen, wie dieses Mädchen, von dem mir meine Schwester schon erzählt hatte, weinend aus der Kirche gestürmt ist. Ihre Rede ging mir so zu Herzen, dass ich einfach da hinter her musste.

Also schnappte ich mir meine Schwester und ging mit ihr raus.

"Bist du nicht der aus der Sparkasse?", fragte das Mädchen und wischte sich eine Träne weg.

"Ja, ich bin Marco."

Ich gab ihr die Hand und grinste sie an.

"Ich bin Julie. Meine Freundin war ein großer Fan von dir. Ich glaube wenn sie wüsste, dass du auf ihrer Beerdigung bist, würde sie Luftsprünge machen.", sagte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht, doch auf einmal schossen ihr die Tränen wieder in die Augen.

Ich wusste echt nicht, was ich für tröstende Worte benutzen konnte, also nahm ich sie einfach in den Arm.

Ich merkte wie meine Schwester, die sich mittlerweile zu uns gesetzt hatte, aufstand und mir ins Ohr flüsterte, dass sie mal wieder rein gehe, um zu schauen was die anderen machten, und uns dann mal alleine lasse.

Julie tat mir so leid. Ich glaube sie ist ein echt tolles Mädchen. Sie hat es einfach nicht verdient, so trauern zu müssen.

Ich könnte nicht mit dem Gedanken umgehen, dass ich meinen besten Freund nie wieder sehen würde. Mir kamen selbst bei dem Gedanken schon die Tränen.

"Wie kommt es eigentlich, dass du mir hinterhergegangen bist?", fragte sie und löste sich leicht aus unsere Umarmung.

"Du warst mir schon damals in der Sparkasse sehr sympathisch. Endlich wusste ich, dass ich nicht der einzige bin, der so tollpatschig ist.
Ich glaube, du bist echt etwas besonderes, und ich denke, dass du es nicht verdient hast so zu leiden. Ich glaube dir, dass es schlimm für dich ist. Und deine Rede ging mir so ans Herz, ich wollte einfach nicht, dass du jetzt alleine hier draußen sitzt."

Auf diese Worte von mir sagte sie garnichts. Sie lächelte mich einfach nur an, doch ich konnte erkennen, dass es schwierig für sie war.

"Amelia ist deine Schwester oder?"

"Ja, ich bin echt froh sie zu haben, doch manchmal meint sie, sie könnte über mich bestimmen, nur weil sie älter ist. Hast du Geschwister?", es war komisch jetzt mit ihr über unsere Familien zu reden, aber besser als wenn wir weiter schweigend auf der Treppe sitzen bleiben.

"Ja, ich habe drei Brüder. Aber die wohnen in München. Ich bin nur nach Dortmund gekommen, um hier zu studieren. Eigentlich gefällt es mir hier sehr gut, aber ich vermisse meine Brüder."

Wow, sie hatte drei Brüder. Wenn die alle Fußballfans sind, dann wird sie bestimmt auch was mitbekommen haben. Eigentlich finde ich es schrecklich wenn Mädchen Fußballfans sind, aber bei ihr wäre das glaub ich okay.

Also fragte ich einfach:

"Oh, 3 Brüder? Die haben die bestimmt immer viel vom Fußball erzählt, oder? Dann hast du bestimmt richtig Ahnung... Sollen wir mal aufstehen und ein bisschen laufen?"

Sie grinste und stand auf. Mit einem Lächeln auf den Lippen fing sie an zu erzählen:
"Also ... Ja ich habe drei Brüder, und sie haben mir auch immer echt viele Fußballgeschichten erzählt, aber ich muss zugeben, ich weiß garnichts. Ich habe bis heute nicht verstanden was Abseits ist, warum es immer eine unterschiedliche Zeit an Verlängerung gibt, wann es Elfmeter gibt, oder wann es Ecken gibt... Meine Brüder gucken garnicht gerne mit mir Fußball, weil ich immer nachfrage, was grade passiert ist und warum das falsch war. Also wenn es um Fußball geht, bin ich echt eine Niete. Das einzige was ich weiß ist, dass meine Brüder Fans vom TSV 1860 sind, dass diese Mannschaft aus München kommt, und dass sie in der zweiten Liga spielen."

Bei diesen Worten fand sie ihr Lachen wieder. Ihr wunderschönes Lachen.

"Also wenn du möchtest kann ich dir das alles erklären. Aber dann müssen wir uns nochmal treffen, ich glaube das ist auf einer Beerdigung nicht so angebracht.", ich griff ihre Hand und wir gingen eine gefühlte halbe Stunde, an diesem vernebelten Novembertag, schweigend spazieren. Bis sie irgendwann das Schweigen brach:
"Ich glaube ich gehe jetzt auch nach Hause. Die Beerdigung ist vorbei, und ich möchte nicht gerne mit den ganzen Trauernden irgendwo Kuchen essen."

Sie löste sich von meiner Hand und wollte grade gehen, doch ich wollte nicht aufgeben:
"Warte Julie, ich fahre dich. Du musst mir nur den Weg zu dir sagen, aber ich kann dich gerne fahren."

Als sie sich wieder zu mir umdrehte, war da wieder dieses bezaubernde Lächeln, das mich vorhin schon umgehauen hat.

Diese Art wie sie schüchtern durch ihre Haare fährt und mich angrinst...

Nachdem ich ihr auf dem Weg zum Auto noch gefühlte tausend Mal versprechen musste, dass es echt kein Problem, dass ich sie fahre, stiegen wir letztendlich ein ...

This is gonna be the best day of my life [Marco Reus FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt