8. Suicide - Rihanna

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Mit gesenktem Kopf, lief ich auf dem kleinen Kiesweg zurück, dabei kickte ich wieder kleine Steinchen vor mir weg. Dunkel war es geworden, obwohl ich gar nicht so lange meine Zeit auf dem Friedhof verbracht hatte. Ich schätze, dass es erst 15 Uhr war. Und doch fegte eine kalte Brise über die Gräber hinweg  und verpasste mir eine unangenehme Gänsehaut, die mir über den gesamten Rücken lief. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass am Tor des Friedhofes eine dunkle Gestalt stand. Ich hob meinen gesenkten Kopf und erblickte Evan. Dieser schaute mich wütend an und währenddessen spannte er seine Kiefermuskeln an.

"Amber!", knurrte er bedrohlich und kam aggressiv ein paar Schritte näher.

"Evan", seufzte ich ,"Was willst du hier. Wenn du heute ein Treffen willst, muss ich es leider absagen, denn ich hab heute keine Lust.... Ich habe heute keine Lust, auf irgendetwas"

Der Tag hatte mich ganz schön geplättet. Ich bin mit den Nerven am Ende und will nur noch in mein Bett. Irgendwie hatte ich diese Gefühl in letzter Zeit ganz schön oft, bemerkte ich plötzlich.

Die paar Meter die uns beide noch trennten überquerte er in zwei großen Schritten und packte mich an meiner Schulter und schüttelte mich durch. Ein erschrockenes Quiecken entsprang meinen Lippen. Warum ist er so aggressiv. 

"Was ich hier will", fragte er entsetzt und stieß ein ironisches Lachen aus ," Ist die Frage nicht eher was du hier willst? Monate lang hast du Mia im Stich gelassen, hast nur geweint. Hast du mal daran gedacht wie schlecht es Mia ging?! Sie hatte Krebs und war kurz vor dem Tod, sie hatte unendlich Angst und unendliche Schmerzen. Aber du Egoist warst nur auf dich selbst konzentriert! Und jetzt bist du hier, an ihrem Grab und weinst! Wie armselig! Du bist eine sehr gute Freundin, muss ich schon sagen!"

Die Worte trafen mich hart. Ich taumelte und blinzelte verwirrt, war das hier echt?! Ich wusste nur zu gut, dass ich besser für sie hätte da sein müssen! Ich hatte genügend Schuldgefühle.

"Evan", flüsterte ich ,"das meinst du nicht ernst"

"Und wie ich es ernst meine, kleine Schlampe", brüllte er. 

Plötzlich trat noch eine weitere Person zu uns und blickte mich enttäuscht an. Meine Augen weiteten sich. das konnte nicht sein

"Warum warst du nicht da? Warum warst du nie für mich da", flüsterte sie und griff nach Evans Hand. Dieser zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf ihre Schläfe. Ein Stich fühlte ich in meiner Brust, der sich über meinen ganzen Körper ausbreitete. 

"Mia", versuchte ich zu sagen.....



...befand mich aber wieder in meinem Zimmer auf meinem Bett. Ein Traum, es war lediglich nur ein Traum. Dennoch fuhr ich mir erschöpft durchs Gesicht, über meine Haare und steckte ein paar lose Strähnen hinter mein Ohr. Die Schwere dieses Traumes lastete stark auf mir. Wie ein schwerer Stein lag es auf meinem Magen und verpasste mir eine heftige Übelkeit. Weswegen ich schnell zum Badezimmer rannte, in der letzten Sekunde noch die Brille hochklappen konnte und mich in die Toilette übergab. Kaum war alles raus, sank ich auf den Badezimmer Boden und presste meinen überhitzten Kopf auf die kühlen Fließen. Meine Augen schloss ich automatisch.

Warum hatte Mia das gesagt? Warum hatte Evan das gesagt?

Ich weiß, dass ich damals mehr hätte machen können, dass ich mehr hätte machen können, aber ich war auch mit meinen Nerven am Ende. Sie auch schon klar.... Ich hatte seitdem immer Schuldgefühle. Sie verfolgen mich, Tags und auch Nachts, bis in meine Träume hinein. Und ich weiß auch, dass das ziemlich unfair von mir war und auch noch immer ist, aber ich kann einfach nicht anders, wie kann ich dieses Gefühl abstellen.

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