7.Human - Christina Perri

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"Was....Was ist passiert", schrie ich und fuhr hektisch aus meinem Bett. Schnell keuchend blickte ich mich verängstigt um und sah mein halb verdunkeltes Zimmer, denn inzwischen haben sich kleine Sonnenstrahlen durch die Gardinen geschlichen. Die dunklen Bilder vom Traum, wie Mia mich traurig, irgendwie schuldig anguckte. Sie ließen mich einfach nicht los. Tränen flossen über mein Gesicht und hinterließen ein nassen Film. Und langsam kam auch in meinem Gehirn die Information an, dass das gerade eben nur ein schlechter Albtraum war. Ein Albtraum, keine Mia die ich enttäuscht hatte.

Schnell schüttelte ich noch die letzten Fetzten des Traum aus meinen Gliedern. Erleichtert ließ ich mich zurück in die Kissen fallen, wand mein Kopf zu meinem Wecker und erschrak denn es war schon 11 Uhr. Also, konnte ich die Schule heute wieder vergessen, worüber ich aber gar nicht mal so traurig war. Dennoch dachte ich an den Abschied von Evan gestern, war seine Frage mit "Sehen wir uns morgen" nicht auf die Schule gerichtet gewesen?! Erwartete er mich vielleicht sogar dort? Rasch schob ich aber diese komplizierte Fragerei beiseite und schloss nochmal meine Augen.

Nachdem ich mich endgültig vom Traum erholt hatte und auch die Müdigkeit weg war, stand ich auf, zog mir meinen angenehmsten und kuscheligsten Cardigan an, machte mir meine Haare und tapste schläfrig die Treppe nach unten. Meine Eltern waren natürlich wieder arbeiten, das hieß ich war ganz alleine Zuhause. Keine nervende und sorgenvolle Mutter, die einem die ganze Zeit hinterher schwebte. Ungestört suchte ich mir also eine Schüssel und mein lieblings Müsli und machte mir mein Frühstück. Damit kauend ging ich weiter Richtung Wohnzimmer und ließ mich dort in die große Couch reinplumpsen. Irgendwie bekam ich es auch hin mir die Fernbedienung zu schnappen und zappte mich jetzt durch die verschiedenen Kanäle. Im Endeffekt blieb ich an Viva hängen, denn dort lief das einzig vernünftige, Musik.

Mein Blick ließ ich dabei durchs Zimmer schweifen und blieb an dem großen weißen Instrument hängen, meinem wunderschönen Klavier. Dies erinnerte mich schon wieder an Evan. Er sagte gestern, ich kann gut spielen. Und dieser Gedanke stieß in mir eine Lawine des Kribbelns aus, es durchzog meinen gesamten Körper. So betrachtete ich es eine ganze Weile. Dieses Klavier war ein ganz Normales, welches man sich an die Wand schieben konnte. Oben drauf standen rote Rosen, so versuchte es mir Mum ein bisschen schmackhafter zu machen, um wieder anzufangen. Naja, sie kann es sich sparen, ich werde nicht mehr spielen.

Trotzdem stand ich auf und ging langsam darauf zu. Leicht strich ich über die glatten, leicht kühlenden Tasten. Ein fehlendes Gefühl bereitete sich in meinem Bauch aus, aber auch das lodernde Feuer hielt dagegen an, dieses das mir zeigte, dass Mia immer noch weg ist und auch nicht wieder kommt. Und dieses Klavier, dass mir diesen einen schrecklich Moment vor Augen führte, diesen der einfach alles andere überschattet.  Fast hätte ich mich dem Gefühl hingeben, mich einfach auf den Hocker fallen gelassen, um meine Melodie abzuspielen, wie sonst auch immer. Aber ich wollte und konnte nicht, deshalb schloss ich langsam den Klavierdeckel und rannte danach schnell nach oben.

Und dennoch blieb, das große schwere Loch im meinem Magen und der Stein auf meiner Brust, der mir die Luft zum Atmen nahm. Es war natürlich klar, dass nach so einem großartigen Tag, wie gestern, einer der schlimmste kommen musste. Und plötzlich nahm ich mir vor, heute Mia besuchen zu gehen, denn ich war seit der Beerdigung nur selten bei ihr gewesen. Ich hatte ihr keine Sonnenblumen gebracht, hatte nicht mehr mit ihr geredet. Auch wenn es komisch klang, ihr Grab gab mir das Gefühl, als könnte ich ihr alles erzählen und sie hört zu. Und dieser eine Gedanke ließ mich nicht vollkommen verzweifeln. Schnell schüttelte ich aber meinen Kopf um das Bild von ihr am Sterbebett zu verdrängen. Dort wo sie so knochig und traurig da saß, wo sie kaum noch Kraft hatte und ich sie voll geheult hatte.

Damit ich nicht wieder anfing zu weinen, ging ich schnell zu meinem Kleiderschrank und zog mich Alltagstauglich um. Lief runter in den Flur schnappte mir noch mein Handy mit meinen Kopfhörern, eine Jacke und eine kleine Tasche mit Kleingeld. Im vorbei gehen schlüpfte ich in meine Chucks, stieß die Tür auf und trat unter den blauen weiten Himmel und die warmen Sonnenstrahlen.

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