2.Not About Angels - Birdy

362 12 6
                                    

"...In meinen Ohren klingt noch immer der leise Ton der lieben Worte; Der klaren Augen stiller Schimmer umstrahlt noch die bekannten Orte. Den festen Druck der treuen Hände – Ich fühl' ihn noch – die alten Wände. Umfassen Dich mit ihrem Rahmen. Und unwillkürlich ruf ich Deinen Namen!– Und wie Du ganz noch hier geblieben. In meinem Sinn, in meinem Lieben, Kann ich die Wahrheit noch nicht fassen: Hast Du denn wirklich mich verlassen?"

,las ich vor und beendete somit meine Rede auf Mias Beerdigung. Langsam blickte ich wieder auf und begegnete vielen traurigen, tränenverschleierten Blicken. Das Schniefen von vielen der anwesenden Menschen konnte man hören oder die leisen zugeflüsterten, tröstenden Worte. Ich faltete meinen, viel zu oft durch gelesenen, zerknitterten Zettel zusammen und schritt vorsichtig die Bühne runter. Sofort setzten meine vielen Gedanken wieder ein, die während meinem Vortrag wie abgeschaltet waren.

Seit einer Woche ist sie nun fort. Seit einer Woche ist in meinem Magen ein riesiges Loch und auf meiner Brust befindet sich ein schwerer Stein, der mir die Luft zum Atmen nimmt. Seit einer Woche lungere ich in meinem dunklem Zimmer rum und tue nichts, außer mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen und bitterlich zu weinen. Denn seit einer Woche, tat ich nichts anderes. Ich weinte unaufhörlich, seit sie mich aus dem Krankenhaus Badezimmer rausgeholt hatten.....

.....Ein taubes Gefühl breitet sich in meinem Körper aus und die Übelkeit von gerade eben war wie weggeblasen. Meinen Kopf bettete ich auf die kalten Fließen und fing an kleine Kreise auf den Boden zu malen. Von nebenan nahm ich viele verschiedene Schritte war, die hin und her rannten. Die Tür wurde oftmals auf und zu gemacht. Einmal konnte ich das Weinen und Schluchzen, von Mrs Feltmen, Mias Mutter, und sogar das von Mr Feltmen, hören. Sie haben wohl die Neuigkeiten gesagt bekommen. Und danach wurde es  langsam wieder leiser ,es wurde wieder still. Eine sehr bedrückende Stille.

Mein Kopf war wie leer gefegt, an nichts konnte ich mehr denken, und meine Augen beobachteten nur die verschiedenen Schatten unterm Türschlitz. Mehr tat ich nicht. Ich konnte es einfach nicht fassen. Wie kann sie weg sein?! Wie kann sie, verdammt nochmal, weg sein?!  Einfach so! Sie kommt doch bestimmt gleich ins Badezimmer und wundert sich, warum ich auf dem Boden liege und weine, oder nicht?! Wie kann man normal mit jemandem reden und in der nächsten Sekunde ist derjenige für immer gegangen. Einfach so mitten im Leben, mitten im Satz.

"Was für eine Verschwendung. So ein junges, nettes Mädel", höre ich, aus dem anderen Raum, von einer Schwester zu einer anderen sagen. Mit einem Schlag war die Taubheit weggewischt. Ein unglaublich starkes Gefühl der Wut breitete sich in mir aus und am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte diese Frau geschlagen, ihr meine Meinung gesagt. Wie kann man so herzlos und respektlos sein?! Unglaublich!

Aber mein Körper blieb einfach liegen und bewegte sich kein Stück, nicht mal einen Millimeter. Ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich konnte nicht in den anderen Raum gehen, wo meine tote beste Freundin lag. Das wirkliche Beweisstück dafür, dass sie nie wieder kommen würde. Meine Herz und meine Seele zerriss sich in zwei, denn auch ohne sie gesehen zu haben wurde es mir immer klarer. Sie war tot. Und das hieß, dass ich nie wieder mit ihr reden, ihre Komplimente hören oder mit ihr Spaß haben konnte. Wir würden nie wieder für einen Jungen schwärmen oder über eine Klassenkameradin lästern. Keine Tanzeinlagen auf der Musik von OneDirection und Justin Bieber, keine Lachflashs mitten im Unterricht, keine mitternächtlichen Anrufe, keine Alles-wird-wieder-gut-Umarmungen. Nie wieder, irgendwelche unvergesslichen Momente. Mia war DIE beste Freundin meines Lebens und ohne sie kann ich einfach nicht mehr. Sie hat mich immer vor allem beschützt und verteidigt. Sie war mein Ein und Alles, meine Schwester, mein Leben. Ohne sie wird es einfach nicht mehr funktionieren. Und einer ihren letzten Worte waren, wie sehr sie mit mir Glück gehabt hat, wie sehr sie mich schätzt und liebt. Aber eigentlich hatte ICH Glück gehabt, dass sie MICH respektiert hat, trotz meiner vielen Macken, meiner tollpatschigen und dummen Art. Und ihr letzter Moment, hat sie für mich unvergesslich gemacht. So war es, denk ich, leichter damit umzugehen. Als ohne einer Art Verabschiedung.

GerettetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt