Wölfchen

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Damiens p.o.v.

Ich konnte genau an ihrem Gesicht ablesen, dass sie mir nicht glaubte.
Aber es war nun Mal wahr: sie würde schon noch sehen, wie sehr ich Recht hatte.
Sie würde mir nicht widerstehen können. Letztendlich bekam ich immer, was ich wollte.
Und das würde sich nicht ändern.

"Na ja, ich will Mal großzügig sein: du darfst in meinem Haus baden und sogar das Badezimmer abschließen", bot ich ihr schließlich an.

Doch sie kniff misstrauisch die Augen zusammen.
"Und was sagt mir, dass du nicht die Tür einrammen wirst?"

Ungläubig starrte ich sie an.
"Denkst du wirklich von mir, ich würde eine Tür kaputt machen, nur um dich nackt zu sehen?"

"Ja", erwiderte sie trocken.

Ich wusste nicht, ob ich schmunzeln oder schnauben sollte.
Einerseits amüsierte es mich, dass sie so von mir dachte, aber andererseits gefiel es mir nicht, dass sie glaubte, solch eine Macht über mich zu haben.

"Glaub mir, ich kann sehr geduldig sein", erwiderte ich überheblich.
"Und ich weiß mich zu beherrschen."

"Das werden wir ja sehen", war alles, was sie dazu sagte.

"Heißt das, du gehst zum Baden in mein Haus?", fragte ich.
War es so leicht, sie umzustimmen?

Sie zuckte lässig mit den Schultern.
"Wenn ich so meine Ruhe vor dir hab, dann ja."
Zuckersüß lächelte sie mich an.
Natürlich gefielen mir ihre Worte nicht.
Aber bald. Bald würde sie darum betteln, Zeit mit mir verbringen zu dürfen.
Bis dahin musste ich sie eben zu ihrem Glück zwingen.

"Du kannst dann auch gleich in mein Zimmer einziehen", schlug ich vor.

Sofort verengten sich ihr Augen wieder.
"Warum sollte ich das tun?"

Ich grinste sie arrogant an.
"Weil mein Bett weicher ist als der Waldboden. Und letztendlich wird es kaum einen Unterschied machen, wo du schläfst, ich werde immer bei dir sein. Abgesehen davon hast du es versprochen."

In ihre Augen traten wieder diese feurige Wut und dieser Trotz.
Sie war eine harte Nuss, ohne Zweifel.
Aber das machte es nur umso befriedigender, sie zu knacken.

"Stell dir doch vor: in meinem Haus kannst du dich in meinem Bad verstecken. Du bist auch keine Gefangene, sondern kannst dich frei bewegen. Du hast den Freiraum, den du dir so sehr wünschst."

Gespannt wartete ich auf ihre Antwort. Sie schien ernsthaft darüber nachzudenken.
"Wenn das so ist....", sagte sie schließlich langsam. "Warum solltest du das dann wollen? Schließlich bist du eher der penetrante Typ."

Ich ignorierte diese nicht gerade sehr schmeichelhafte Beschreibung meiner selbst und antwortete wahrheitsgemäß:
"Weil ich mein weiches Bett dem harten Waldboden vorziehe."

Na ja, und es würde mir einfach gefallen, wenn sie in meinem Bett lag. In meinem Zimmer wohnte.
Irgendwie gefiel mir diese Vorstellung sehr, vermutlich sogar mehr, als sie sollte.

Ihre Stirn runzelte sich und sie blickte mich skeptisch an.
"Du scheinst mir aber nicht der bequemliche Typ zu sein."

War ich auch nicht.
Lässig zuckte ich die Achseln.

"Du kennst mich nicht.", erwiderte ich lapidar.
Dann grinste ich leicht.
"Noch nicht."

Genervt verdrehte sie die Augen.
"Und das wird sich vermutlich auch leider bald ändern, schließlich bist du wie eine penetrante Klette, die man einfach nicht los wird."

"Wie nett", antwortete ich trocken.

Doch sie grinste mich nur unschuldig an. Zumindest glaubte ich, dass es unschuldig ausfallen sollte, aber diesen leicht teuflischen Hauch konnte sie einfach nicht verstecken.

"Ich weiß. Ich bin nett. Aber glaub mir, ich kann auch Mal böse werden. Und an deiner Stelle würde ich versuchen, das zu vermeiden."

Ein Grinsen zupfte an meinen Mundwinkeln. Ich würde sie nur zu gern Mal böse erleben.
Mit dieser Aussage hatte sie bestimmt versucht, mich zu warnen, vielleicht einzuschüchtern.
Aber das Gegenteil war der Fall. Ich sah es als Herausforderung. Und die Vorstellung, sie böse zu erleben, zu erleben wie mein kleines Wölfchen die Krallen ausfuhr....diese Vorstellung reizte mich. Mehr als sie sich erträumen konnte.

Aber nach außen hin sagte ich:
"Ich werde mir Mühe geben, Wölfchen."
Das letzte Wort konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
Es machte zu viel Spaß, sie ein wenig zu ärgern.

Sofort verengten sich ihre Augen und sie knurrte warnend.
"Nenn mich nicht so!", verlangte sie.

Doch ich blieb unbeeindruckt.
"Sonst was?", provozierte ich sie.

Funken sprühten aus ihren Augen, ließen das Gold in dem Braun heller leuchten.
"Sonst zeigt das Wölfchen seine Krallen."

Nun musste ich grinsen.
"Wie putzig."

Wieder entschlüpfte ihr ein warnendes Knurren.

Verlangen blitzte in meinen Augen auf. Dieses Knurren törnte mich an.
Ich beugte mich leicht zu ihr und flüsterte:
"Hab ich dir schon gesagt, wie sehr mich dieses Knurren anmacht? Immer wenn du so knurrst, würde ich dir am liebsten die Kleider vom Leib reißen und..."

Erschrocken riss sie die Augen auf und hörte auf zu knurren.
"Du Schwein!", zischte sie, bevor ich den Satz beenden konnte.
Doch ich lachte nur.

"Gib doch zu, dass dir die Vorstellung gefällt", forderte ich amüsiert.

Doch sie schnaubte nur verächtlich.
"Mit jedem anderen vielleicht, aber nicht mit dir!", spie sie mir entgegen.

Ich erstarrte. Alles in mir gefror auf der Stelle, als hätte sie eiskaltes Wasser über mich geschüttet.
Mit jedem anderen vielleicht, aber nicht mit dir!, hallten mir ihre Worte durch den Kopf, bohrten sich geradezu wie spitze Dolche in mich.

His SalvationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt