Zu Hause

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Damiens p.o.v.

Als wir zu Hause ankamen, ging ich sofort in den Keller. Dort begann ich umgehend, Rias neu erworbene Kleider in die Waschmaschine zu werfen. Na ja, zumindest versuchte ich es. Im nächsten Moment hatte sie mir diese bereits aus den Händen gerissen und übernahm es selbst, offensichtlich beleidigt darüber, dass ich ihr nicht einmal das zutraute.

Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass wohl nichts jemals einfach mit Ria werden würde.
Nicht, dass ich es einfach wollte. Aber es würde mich mehr Zeit kosten, denn ich brauchte eine neue Strategie.

Auf der Rückfahrt im Bus war mir einiges bewusst geworden. Ihr überraschend besitzergreifendes Verhalten hatte mir gewissermaßen die Augen geöffnet.
Ich war mir nun sicher, dass ihr Wolf mich bereits erwählt und für sich beansprucht hatte. Es war ihr menschlicher Teil, der sich gegen unser gemeinsames Schicksal wehrte.

Was bedeutete, dass ich diesen Teil überzeugen musste. Und das würde ich nicht mit Verführungen schaffen oder dem Beweis, wie gut ich sie beschützen und für sie sorgen konnte.

Weshalb ich hatte nett sein wollen und mich nicht gleich auf sie gestürzt hatte, sobald wir ins Haus gekommen waren. Im Gegenteil, ich hatte sogar ihre Kleider in die Waschmaschine werfen wollen. Aber wenn sie das nicht zuließ, musste ich mir etwas anderes überlegen.

Und wie gewinnt man ein Mädchen für sich?

Ich hatte es noch nie in Absicht auf eine lange Beziehung versucht, aber dennoch wusste ich, dass nur eine Antwort die richtige sein konnte:
Über ihr Herz.

Ich musste Ria besser kennenlernen. Emotional.
Musste Kompromisse eingehen, um zu bekommen, was ich wollte.
Also lehnte ich mich mit verschränkten Armen an die Wand neben der Waschmaschine und ließ sie machen, während ich sie still betrachtete. Dann begann ich mit meiner neuen Strategie:
„Erzähl mir von dir."

Kaum waren die Worte über meine Lippen gekommen, hielt Ria mitten in ihrem Tun inne. Ein T-Shirt in den Händen wandte sie sich mir zu, sodass mich ihr misstrauischer Blick traf.
„Warum?"

Sie war zu defensiv. All ihre Mauern waren in meiner Gegenwart erhoben. Sie war immer auf der Hut. Dabei sollte ich als ihr Mate der einzige sein, bei dem sie alle Vorsicht fallen lassen konnte. Bei dem sie sich geborgen und beschützt fühlte. Bei dem sie ihre Maske fallen und ganz sie selbst sein konnte.
Wir waren Meilen von diesem Zustand entfernt.
Ich musste unbedingt ihr Vertrauen gewinnen. Etwas, das ich noch nie hatte tun müssen.

Nun, für alles gab es ein erstes Mal. Und wie bei allem würde ich auch bekommen, was ich wollte.

„Erinnerst du dich nicht mehr an unser Gespräch?", fragte ich sie mit erhobener Augenbraue.
„Wir sollten uns besser kennenlernen. Und dafür muss man reden."

Sie kniff die Augen zusammen. Natürlich war sie nicht von meiner Ehrlichkeit überzeugt. Ich hatte mich früher an diesem Tag zwar ihrem Vorschlag gebeugt, jedoch nicht sehr enthusiastisch.
Nun, wie gut, dass ich wusste, wie ich sie dazu bekam, zu reden.
Ich betrachtete sie einen Moment lang stumm, bevor ich ihr ein anzügliches Grinsen schenkte.

„Aber vielleicht willst du ja etwas anderes mit deinem Mund tun, als zu reden? Ich bin zwar bereit, auf deinen vorherigen Vorschlag einzugehen, aber wenn du unbedingt etwas anderes tun willst, habe ich natürlich auch nichts dagegen."

Träge ließ ich den Blick an ihr herabgleiten, blieb an manchen Körperstellen länger hängen als an anderen. Ein warnendes Knurren entkam ihr. Innerlich grinste ich. Trotz ihrer Warnung ließ ich den Blick genauso langsam wieder an ihr hinauf gleiten, bevor ich endlich wieder bei ihren braunen Augen angelangte. Sie funkelten zornig. Aber ich meinte auch ein Stück Frustration, gepaart mit einem Funken mühsam zurückgehaltenem Verlangen in ihren Augen zu entdecken. Konnte es sein, dass sie genauso wie ich noch immer von unserem kleinen Stelldichein in der Kabine angetan war? Und am liebsten beenden wollte, was wir dort begonnen hatten?

His SalvationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt