28. Juli

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Er ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Ocean.
Eine Woche war seit seinem mysteriösen Auftauchen auf unserem Schiff vergangen.
7 Tage in denen ich an nichts anderes denken konnte, als an ihn.
Wie hatte er es geschafft so plötzlich auf unser Segelschiff zu kommen? Mitten auf hoher See auf unsere Planken zu springen, uns vor einem Müllteppich zu warnen und dann wieder ins Meer einzutauchen. Ohne Furcht, allein mit einem Blick voll Wissen über eine sichere Ankunft.

War er die Welle gewesen, die unser kleines Schiff zum Stoppen gebracht hatte? Oder hatte er diese Welle geschaffen?
Was war Ocean für ein Mensch der kein Schiff brauchte um den Pazifik zu durchqueren, eventuell Wellen erschuf und auch selbst an das Meer erinnerte?

Je mehr ich darüber nachdachte, grübelte, mir den Kopf zerbrach desto klarer wurde mir eine Tatsache.
Ocean war vielleicht vieles, aber ich glaubte nicht mehr daran, dass er ein Mensch war.
Etwas viel mächtigeres schlummerte in ihm, mächtiger als ein einfacher Mensch. Eine Seele unzerstörbar wie eine Tsunamiwelle und ein Geheimnis, das tief in ihr verborgen lag. Tiefer als der Marianengraben.

Er gab mir das Gefühl als sollte ich wissen was auf dem Grund seiner Seele lag. Aber ich wusste es nicht. Unlösbar schien mir das Rätsel um Ocean zu sein. Aber ich hatte beschlossen zu tauchen, das Rätsel zu lösen. Also hielt ich die Luft an und klappte das Buch, dessen letzte Seite ich gerade gelesen hatte, zu. Happy-Ends gefielen mir mehr, auch wenn ich wusste, dass nicht jedes Leben eines bereit hielt. Ich hoffte inständig meines schon.

Ich hatte mir einen Liegestuhl, möglichst nahe an die Wellen des Meeres, in den Sand geschoben und es mir dort, mit der Sonne im Gesicht, gemütlich gemacht. Ein Buch in der Hand und eine Sonnenbrille auf der Nase. Nirgendswo las ich so gerne wie am Meer, das Rauschen der Wellen beruhigte mich wie sonst nichts anderes es vermochte. Aber dieses Mal durchqueren zu viele Gedanken mein Gehirn und ich kam nicht zur Ruhe. Ich fiel in keinen leichten Schlaf wie sonst, behütet vom Meer und gewärmt von den Strahlen der Sonne.
Ich erhob mich aus dem Liegestuhl und strich die wenigen Sandkörner von meinem luftigen Kleid weg, unter dem ich einen einfachen Bikini trug.
Der Sand zwischen meinen Zechen ließ mich auf lächeln, auch wenn mein Herz Ocean vermisste.

Ich genoss weiterhin das Gefühl des Sandes unter meinen Fußballen als ich auf unsere Terrasse zuschritt und meine Buch auf dem kleinen Tisch platzierte. Spontan hatte ich beschlossen den Touristenstrand zu besuchen. Ocean war immer in der Nähe von Wasser und wenn er nicht zu mir an die privat Strände kam, musste ich ihn eben bei allen anderen Strandteilen suchen.
7 Tage hatte ich für diese Erkenntnis gebraucht.

Meine Flip-Flops streifte ich über bevor ich meinen Weg fortsetzte.

Schon von Weitem konnte ich die Stimmen der Touristen hören und die der Verkäufer die zwischen den Liegestuhlreihen durch marschierten um ihre Waren zu verkaufen. Manchmal kam ich nur für die hier verkauften Kokosnüsse her.
Ich sah die bunten Donuts der Kinder im Meer treiben und zählte 5 Sandburgen die im leicht salzwassernassen Sand gebaut wurden.
So gut wie jede Liege war besetzt und an einem sonnigen Tag wie heute war jeder Sonnenschirm aufgespannt. Sie hatten alle eine andere, leuchtende Farbe. Manche mit Mustern, manche einfach in mehreren Farben. Ein Meer aus Farben erstreckte sich neben dem glitzernden, blauen Meer aus Salzwasser.
Das Bild ließ mich lächeln und selbst wenn Ocean nicht hier sein sollte, hatte es sich dafür gelohnt hergekommen zu sein.
Ich durchschritt weiter den sonnenerhitzten Sand und hielt Ausschau nach einem Jungen, der das Meer widerspiegelte. Dabei passte ich auf nicht von einem der spielenden Kinder umgerannt zu werden, von einem Beach-Volley-Ball getroffen zu werden oder auf eine Sandburg zu treten.
Der hohe, rote Turm der Küstenwache stach mir ins Auge.
Wie die Flosse eines Haifisches ragte er aus dem Meer aus Farben.

Oben auf dem Aussichtsturm saß ein Junge, aber aus der Entfernung schaffte ich es nicht ihn zu erkennen.
Ein kleines Mädchen stürmte genau vor meinen Füßen auf das Meer zu. Einen Schritt weiter und wir wären zusammengestoßen. Sie trug nur einen Schwimmflügel, aber das schien sie nicht zu stören. Lachend sprang sie über die Wellen weiter hinaus aufs Meer.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Die Wellen waren hoch. Das Kind würde keine Chance haben, wenn es doch eindeutig noch Schwimmanfänger war. Ich wollte schon hinterher als ich sah wie sich ein junger Mann hinter dem kleinen Mädchen ins Wasser fallen ließ. In dem Gedanken dies sei ihr Vater ging ich weiter.

Wenig später erkannte ich aber meinen Fehler als ich eine kleine Ansammlung von Menschen erblickte, die sich um eine Frau gesammelt hatte. Ich sah die Tränen der Frau und kam näher auf sie zu. Was ich aus der Entfernung verstanden hatte war, dass sie ihre kleine Tochter aus den Augen verloren hatte. Ihr Mann und Vater des Kindes war dabei die Küstenwache zu alarmieren. Das kleine Mädchen, welches ins Meer gelaufen war, schoss es mir durch den Kopf. Sie musste diejenige sein die gesucht wurde. Und der Mann hinter ihr war nicht ihr Vater gewesen. 

,,Wissen Sie zufällig ob sie in Richtung Meer verschwunden ist?" 

Fragte ich die Frau, weil ich wusste, dass sie bis jetzt nur am Strand suchten. Die Frau schlug sich die Hand vor den Mund und eine weitere Träne ran aus ihrem Augenwinkel. 

,,Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es nicht! Sie kann noch nicht sehr gut schwimmen!" 

Ihr Blick zuckte zu den hohen Wellen der See. 

,,Sie hat nur einen Schwimmflügel mitgenommen, deshalb ging ich davon aus sie würde nicht ins Meer gehen. Sie weiß, dass sie das nicht darf und kann!" 

Erneut viele Tränen rannten über ihre Wangen und ich musste etwas tun! Ich hatte ihre Tochter ins Meer rennen sehen! Langsam ging ich nach hinten und entfernte mich von der Frau, die gut von ihren Freunden versorgt wurde. Ich drehte mich um lief auf den hohen, roten Turm der Küstenwache zu. Ich wusste, dass sich dort oben der beste Rettungsschwimmer befand. Der Einzige der dem Mädchen vielleicht noch helfen konnte. 

Doch noch bevor ich dort ankam, sah ich einen Jungen auf mich zu rennen. Es war eindeutig der Junge vom Aussichtsturm. Schwarze Haare, gebräunte Haut, trainierter Körper. Ocean. Ocean rannte auf mich zu. Der beste Rettungsschwimmer. Mein Herz schlug höher als er an mir vorbei rannte, seine Augen leuchteten förmlich türkis und ich bildete mir auch ein das Glitzern des Meeres in ihnen wieder zu erkennen. Offenbar hatte Ocean das Mädchen in Not vom Turm aus gesehen. 

Weit hinter ihm kamen noch weitere Rettungsschwimmer angerannt, aber sie schafften es nicht mit Oceans Tempo mitzuhalten. Sie trugen Rettungsbojen bei sich, für das kleine Mädchen, etwas das Ocean nicht brauchte. Ich drehte meinen Kopf nach hinten zu ihm und sah wie er in die Gischt des Meeres rannte. 

Wenn man im vollen Tempo ins Meer läuft fand ich schon immer, dass es sich ein bisschen so anfühlte als würde man gegen eine niedrige Wand rennen. Eine Wand aus Wasser, die das Meer erschuf um sich vor uns Menschen ein wenig zu schützen. Die Gischt spritzt und das Laufen fällt einem zu nehmend schwerer. Aber bei Ocean wirkte es nicht so als würde er langsamer werden, es spritzen auch keine Tröpfchen durch die Gegend. Es sah aus als würde das Meer seine Schutzbarriere senken um Ocean durchzulassen. Als wüsste das Meer, dass es Ocean vertrauen konnte und ihn deshalb durchließ. Den Jungen wie das Meer. 

Und unterstützt von der gewaltigen Macht des Salzwassers tauchte Ocean unter die Wellen der See. 

Stürmisch, kraftvoll und vielleicht auch ein wenig gefährlich.

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Alsoooo,
ein neues Kapitel!!
HAHAHHA

Aber eine Frage...
Wenn Ocean kein Mensch ist. Was ist er dann?
Hab das mit dem widmen kapiert und diese erste Widmung geht an @TheDreamer144 !!! Mal schauen vielleicht widme ich auch noch andere Kapitel!!♡♡

Love you all<3


Ocean~Ein Junge wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt