Ocean~Ein Junge wie das Meer

6. August ~Mittag~

Es war der 6. August und ich war gerade dabei das Gebäude zu verlassen in dem ich noch vor wenigen Minuten die letzte Prüfungsfrage beantwortet hatte.
Ich kniff die Augen zusammen und musste blinzeln, als ich den Schatten, den das Gebäude warf, hinter mir ließ und mir die Sonne ungehindert ins Gesicht schien.
Die Luft war fast schon unangenehm heiß und nach nur wenigen Augenblicken an der freien Luft sehnte ich mich wieder nach der klimatisierten Luft im Prüfungsgebäude.
Dennoch entfernte mich der Strom an Studenten immer weiter weg von dem Gebäude, direkt in die prallende Mittagssonne.

Ich bereute es meine Sonnenbrille nicht mitgenommen zu haben.

Ich hing weiter meinen Gedanken nach und lief weiter ohne an den Unterhaltungen der anderen teilzunehmen. Wahrscheinlich wurden sowieso nur wieder die Antworten verglichen und ich hatte keine Lust mich jetzt schon wegen meines Ergebnisses nervös zu machen. Außerdem konnte ich mich an die Hälfte meiner Antworten sowieso nicht mehr erinnern.
Ich schulterte meine Tasche und ließ die Stimmen der anderen hinter mir.

Ich wollte gerade in die nächste Straße abbiegen als ich eine vertraute Statur an einem Baum lehnen sah.
Meine Beine blieben wie angewurzelt stehen und mein Herz setzte einen Takt aus nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Seine Schulter lehnte leicht an einen der Bäume und er verschränkte die durchtrainierten Arme vor der Brust, einzelne Sonnenstrahlen leuchteten durch das Blätterdach des Baumes und ließen sein Gesicht beinahe strahlen. Seine Augen funkelten in dem Licht wie kleine Diamanten und sein dunklen Haar bildete einen einzigartigen Kontrast zu den hellen Strahlen. Dieser Anblick ließ kaum daran zweifeln, dass Ocean kein Mensch war. Die Magie um ihn herum war beinahe greifbar und spiegelte sich in seinem Aussehen. Sein Gesicht war von einer Schöhnheit, die mich beinahe sabbern ließ.
Den anderen Mädchen, die ihn auch bemerkt hatten, ging es wohl ähnlich wie mir. Aufgeregtes Tuscheln drang an meine Ohren. Es war zweifellos Ocean über den sie sprachen.

Mir entging Oceans konzentrierter Blick nicht, der durch die Menschenmassen, nach einem bestimmten Gesicht zu suchen schien. Auch die Mädchen hinter mir fragten sich nach wem er suchte.
Plötzlich richteten sich Oceans azurblaue Augen auf mich und mein Herz machte einen Sprung als ich sah wie der konzentrierte Blick aus seinen Augen verschwand und sich stattdessen ein Lächeln auf seinen Lippen bildete. Meine Mundwinkel zogen sich ebenfalls nach oben.
Lässig stieß er sich von dem Baumstamm ab und begann zielstrebig in meine Richtung zu gehen. Mein Blick haftete immer noch auf ihm und auch er blickte nicht weg. Mein Herz schlug im Tackt seiner auf dem Boden aufkommenden Füße und mein Lächeln wurde mit der immer kleiner werdenden Distanz größer.
Allein seine Bewegungen schienen nicht von dieser Welt zu sein.

Und nun endlich stand er vor mir.
Er zog seine Hände aus den Hosentaschen seiner Jeans und legte sie um meine Taille. Mein Knie waren weich wie Sand und ich war froh, dass er mich hielt und ganz nahe an sich heran zog. Er musterte mein Gesicht und die Tatsache, dass wir hier vor vielen Leuten standen rückte weit in den Hintergrund. Ocean ging es wohl ähnlich, denn er beugte sich zu mir herunter und stahl sich einen kurzen Kuss von meinen Lippen. An diese Art von Begrüßung könnte ich mich gewöhnen.
Ohne einen Schritt zurück zu weichen beugte sich Ocean zu meinen Ohr und flüsterte so leise, dass es die Umstehenden nicht hören konnten.

,,Ich konnte nicht anders."

Seine Augen funkelten mich an und ein verschmitzes Lächeln trat auf seine Lippen. Ich lächelte ebenfalls noch immer.

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen glitt einer seiner Hände von meiner Taille und griff nach meiner Hand. Er verschränkte unsere Finger miteinander und ich zog mich mit sich.
Wir entfernten uns von der Menschenansammlung und ich meinte die Blicke der anderen Mädchen noch lange auf meinem Rücken zu spüren.