7. August

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Bei den Menschen bedeutet der Tod das Ende. Das Ende eines Lebens.
Endlichkeit.
Unter den Seelenwandlern steht der Tod für den Anfang.
Denn sie haben die Unendlichkeit.
Der Tod steht bei ihnen für den Anfang eines neuen Lebens.
Deshalb hatte Ocean nie Angst vor seinem eigenen Tod, denn er wusste, dass wir uns wiedersehen würden. Aber ich bin mir sicher, dass er vor dem menschlichen, wirklichen Tod genauso viel Respekt hatte wie jeder andere Sterbliche.

Und auch wenn ich es vor Ocean nie zugab, so hatte ich doch große Angst vor seinem eigenen Tod. Dabei war es aber nicht die Tatsache, dass er sterben würde, die mir Angst bereitet sondern die Ungewissheit darüber wann es geschehen würde. Es nagte an mir, dass ich nie wusste ob Ocean den nächsten Tag erleben würde, ob diese Unterhaltung unsere letzte sein könnte, ob dieser Kuss unser letzter war.
Ich versuchte so selten wie möglich darüber nachzudenken, aber in jeder Stille tauchte wieder diese Angst auf und umgriff mein Herz wie eine eiserne Faust.

Ich verstehe wieso die Menschen Angst vor dem Tod haben.
In so vielen Fällen da kommt er plötzlich, unvorhergesehen und trifft dich unvorbereitet aus dem Nichts. Nimmt einem die Möglichkeit sich zu verabschieden, noch ein letztes Mal all die Dinge zu sagen, die man den anderen wissen lassen wollte.
Manchmal da kommt der Tod schleichend, kündigt sich durch eine Krankheit an und ich bin mir nicht sicher, ob diese Art des Sterbens nicht noch schlimmer ist. Wie man dabei zusehen muss wie eine geliebte Person langsam von den Klauen des Todes umgriffen wird und man nichts dagegen tun kann.

Ich glaube Oceans Tod war eine Mischung aus beidem irgendwie. Es kündigte sich an, genau ein Jahr davor. Ich weiß noch genau wie er gehustet hat, gekämpft hat, aber wenn ich eines gelernt habe, dann das man seinem Schicksal nicht wirklich entfliehen kann.
Es war Oceans Schicksal genauso zu sterben wie das Meer es tut.

Langsam ertrank er.
Ertrank er genauso wie das Meer es tut.
Das Meer ertrink.
Erstickt an dem ganzen Plastik.

Vielleicht scheint es durch Oceans Tod aussichtslos noch etwas retten zu können, aber er hinterließ etwas auf dieser Welt mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Nämlich Hoffnung.
Er hinterließ Hoffnung.

Damit hatte ich nicht gerechnet.
Nicht am 7. August und auch nicht 7 Jahre später.

Ocean hat nie nach Hilfe geschrien, hat nie laut um sein Leben gekämpft und ich glaube daran erkennt man am besten wie ähnlich sich Ocean und das Meer tatsächlich waren.
Wie ähnlich der Junge wie das Meer dem Meer war.
Nur ich sah Oceans Tod und den Tod des Meeres werden auch nur wenige sehen oder sehen wollen.

Ein trauriges Lächeln liegt auf meinen Lippen.
Wie immer, wenn ich über Oceans Tod nachdenke.

Aber am 7. August ja da war ich glücklich.
Mit einem breiten Lächeln war ich durch die Straßen gelaufen auf dem Weg zum Hallenbad, das im Herzen der Stadt vor ein paar Jahrzehnten errichtet wurde. Bisher war ich nicht oft hier gewesen, da ich das Meer dem Chlor in dem Schwimmbad bevorzugte, aber Ocean gab einen Schwimmkurs im städtischen Bad und hatte mich gefragt ob ich ihm da Gesellschaft leisten wollte. So war ich also gleich nach meiner Schicht in dem kleinen Café hier her spaziert und stand nun vor dem hohem Tor, durch dessen Glaselemente man schon ein wenig in das Schwimmbad hinein sehen konnte.

An der Kasse saß eine ältere Dame, die mir freundlich entgegen lächelte, als ich die Meter vom Eingang bis zu ihr überquerte.

,,Hallo, Liebes! Möchtest du eine Tageskarte?"

Sie blickte mich durch ihre Brille hindurch an und wartete auf meine Antwort.

,,Ähh ja, ich bin Oceans Freundin und-"

,,Ahh, du bist Elleira!"

Rief die Dame erfreut und reichte mir sogleich ein Armband für eines der Kästchen in den Garderoben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 31, 2021 ⏰

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Ocean~Ein Junge wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt